Der Schluckauf (Singultus) ist eine meist wiederholt auftretende, sehr plötzliche und ungewollte Einatmung. Dabei ziehen sich Atemmuskeln, speziell das Zwerchfell, ruckartig zusammen. Es kommt zu einem schlagartigen Einstrom von Luft über die Atemwege und zu einem Schließen der Stimmritze, was zum charakteristischen Geräusch des Hicksens führt. In aller Regel ist ein Schluckauf ungefährlich und legt sich nach einer kürzeren Zeitspanne wieder. Sehr selten besteht ein Schluckauf über eine lange Zeit oder die Schluckaufperioden treten immer wieder auf. Vor allem in solchen Fällen muss ausgeschlossen werden, dass eine ernste Erkrankung hinter dem Schluckauf steckt.
Der Vorgang beim Schluckauf (Singultus) kommt hauptsächlich durch ein krampfartiges Zusammenziehen des Zwerchfells zustande. Das Zwerchfell ist ein flacher Muskel zwischen der Brust- und der Bauchhöhle, der einen großen Teil der Einatmungsbewegung bewirkt. Zieht sich das Zwerchfell zusammen, dann wird das Volumen der Brusthöhle größer und in die Lungen strömt Luft ein. Bei einem Schluckauf (Singultus) geschieht dies jeweils plötzlich und ohne dass der Betroffene dies steuern kann.
Das ruckartige Zusammenziehen (Kontraktion) wird durch eine Reizung eines Nervs verursacht, des Nervus phrenicus. Der Nerv zieht zum Zwerchfell und wird daher auch Zwerchfellnerv genannt. Wie der Ablauf bei einem Schluckauf und bei dessen Entstehung ist, ist jedoch nicht genau bekannt. Beim Nervus phrenicus handelt es sich um einen Nerv mit recht langem Verlauf an diversen Organen und Körperstellen vorbei, der dementsprechend an vielen Bereichen gereizt werden kann. Von hartnäckigem chronischem Schluckauf sind mehr Männer als Frauen betroffen. Vermutungen gehen dahin, dass Geschlechtshormone bei der Entstehung eine Rolle spielen. Das Schließen der Stimmritze und des Kehldeckels beim Schluckauf könnte einem entwicklungsgeschichtlich früheren Schutzreflex entstammen, der das Eindringen von Wasser in die Luftröhre und Lunge verhinderte.
In den meisten Fällen wird der Nerv durch Umstände gereizt wie z. B. dem Genuss von zu kalten, zu heißen oder sehr scharfen Speisen oder Getränken, durch eine zu große Essmenge (überdehnter Magen), durch Trinken von viel Alkohol oder durch überhastetes Herunterschlingen von Speisen. Mitunter wird der Schluckauf bereits durch Stress und Unruhe oder durch Rauchen ausgelöst. Tritt der Schluckauf ohne eine bestimmte Ursache auf, so wird er als idiopathisch bezeichnet.
Sehr selten sind ernsthafte Erkrankungen für den Schluckauf verantwortlich, vor allem wenn diese die Körperbereiche betreffen, durch die der Zwerchfellnerv zieht. Die Ursache können Störungen im Magen-Darm-Trakt sein wie beispielsweise ein Rückfluss von saurem Mageninhalt (Refluxkrankheit), ein Magengeschwür (Ulcus) oder eine Magenentzündung (Gastritis). Auch Erkrankungen am Nervensystem können manchmal einen Schluckauf bedingen, beispielsweise eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), ein Schlaganfall (Apoplex) oder Blutung im Kopf, eine Kopfverletzung mit Schädel-Hirn-Trauma oder Tumore (z. B. Astrozytome), etwa am verlängerten Mark (Medulla oblongata), dem untersten Anteil des Gehirns. Weitere mögliche Ursachen sind Entzündungen innerer Organe (etwa Lungenentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Hepatitis/Leberentzündung oder Abszess/Eiterhöhle unter dem Zwerchfell), ein Herzinfarkt, Nierenversagen oder bösartige Tumore. Mitunter bedingt eine vorangegangene Operation in der Brust- oder Bauchhöhle einen Schluckauf. Eine Schwangerschaft kommt ebenfalls als Ursache in Betracht.
Der typische Schluckauf dürfte jedem bekannt sein: Eine ruckartige Einatmung führt zum Geräusch des Hicksens, der Vorgang wiederholt sich meist einige Male im Abstand von wenigen Sekunden bis manchmal Minuten.
Bei manchen Patienten besteht ein Schluckauf jedoch auch chronisch und bleibt über lange Zeit bestehen. Bei einigen Betroffenen kommt es ständig wieder erneut zu Schluckaufphasen. Beides kann die Betroffenen in ihrem Leben stark beeinträchtigen. Sowohl körperliche als auch seelische Folgen können eintreten. Chronischer Schluckauf verschlechtert die Sauerstoffzufuhr. Er kann für ernsthafte Schlafprobleme sorgen. Psychische Auswirkungen können vor allem Depressionen sein.
Ein sehr häufig wiederkehrender oder chronisch bestehender Schluckauf sollte ein Anlass sein, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Der Schluckauf selbst lässt sich einfach feststellen beziehungsweise aus dem Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) entnehmen. Der Arzt fragt dabei auch, welche Umstände den Schluckauf möglicherweise auslösen oder ausgelöst haben, wie lange er schon andauert, ob er in Episoden oder dauerhaft besteht sowie welche weiteren möglichen Symptome und Vorerkrankungen der Patient hat.
Um die Ursache eines andauernden Schluckaufs herauszufinden, sind allerdings weiterführende Untersuchungen erforderlich. Diese Untersuchungen können von Fall zu Fall unterschiedlich sein, je nach dem verdächtigten Auslöser des Schluckaufs. Eine Blutprobe wird mittels Blutentnahme gewonnen und im Labor auf Abweichungen untersucht. Zu den wichtigen diagnostischen Methoden gehören auch bildgebende Untersuchungen wie z. B. Ultraschall (Sonographie), Röntgen des Brust- und Bauchbereiches, Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) auch des Kopfes. In einer Magenspiegelung (Gastroskopie) lassen sich Veränderungen von Speiseröhre und Magen feststellen, die eventuell den Schluckauf auslösen. Ein EKG (Elektrokardiogramm) wird ebenfalls oft aufgenommen.
Bei einem einfachen Schluckauf können verschiedene einfache Maßnahmen versucht werden, um die lästigen Hickser zu stoppen. Es scheint hilfreich zu sein, die Aufmerksamkeit von dem Schluckauf auf andere Dinge zu lenken. Deshalb ist es oft wirkungsvoll, wenn Betroffene erschreckt werden oder auf andere Weise von anwesenden Personen abgelenkt werden - hier ist die Kreativität der Umstehenden gefragt. Nützlich ist es auch für den Betroffenen, sich stark auf etwas zu konzentrieren. Der Schluckauf kann mitunter zum Verschwinden gebracht werden, indem die Augen geschlossen, die Ohren zugehalten werden und die Luft angehalten wird. Das Trinken eines Glases kalten Wassers oder das Essen eines Teelöffels Zucker oder trockenen Brotes kann ebenfalls helfen. Weitere Methoden sind vielfältig, in wohl jedem Umfeld sind andere, abweichende Hausmittel bekannt. Sogar Geschlechtsverkehr oder Masturbation soll den Schluckauf unterbrechen können, ebenso wie möglicherweise der Konsum von Cannabis. Aufsehen hat außerdem ein Fall erregt, bei dem ein Patient mit einer After-Massage von seinem Schluckauf befreit wurde.
Besteht ein ständiger oder immer wiederkehrender Schluckauf, so sind oftmals weitere Methoden erforderlich. Wurde eine spezielle krankhafte Ursache für den Schluckauf ermittelt, so richtet sich die Behandlung danach (z. B. Beseitigung von Entzündungsherden oder Tumoren). Ansonsten können einige Medikamente die Symptomatik lindern. In Frage kommen die Medikamente Diazepam, Chlorpromazin oder Mittel zur Muskelentspannung (Muskelrelaxation) wie etwa Baclofen. Darüber hinaus können Medikamente gegen Epilepsie auch bei Schluckauf helfen wie beispielsweise Carbamazepin oder Phenytoin. Metoclopramid ist ein weiteres mögliches Mittel gegen Schluckauf, es beschleunigt unter anderem die Passage der Speisen durch den Magen und hemmt Erbrechen.
Abgesehen von den Medikamenten kann in manchen Fällen eine Magenspülung oder eine Erweiterung der Speiseröhre in Frage kommen. Sehr selten ist der Schluckauf (Singultus) so massiv und hartnäckig, dass eine Blockade des Zwerchfellnervs (Nervus phrenicus) an einer Seite in Frage kommt. Dazu wird eine Spritze mit einem Mittel zur örtlichen Betäubung (Lokalanästhetikum) in den Hals an den Zwerchfellnerv gegeben. Allerdings muss neben dem Ausbleiben des Schluckaufs auch mit einer Abnahme der funktionellen Lungenkapazität gerechnet werden, auch weitere Nebenwirkungen sind möglich.
Meist ist Schluckauf ein kurzzeitiges Phänomen, das spontan oder unter Zuhilfenahme bekannter Hausmittel wieder verschwindet. Bei chronischem Schluckauf hängt die Prognose von der Ursache und dessen Behandlung ab. In Einzelfällen kann ein Schluckauf extrem lange, bis hin zu Jahren, andauern und damit die Lebensqualität sehr einschränken.
aktualisiert am 11.12.2023