Bei akuten Schmerzen oder Blutung aus dem Mund sollten Ärzte an das Mallory-Weiss-Syndrom denken. Unter dem Mallory-Weiss-Syndrom werden Schleimhauteinrisse (Längseinrisse) im Grenzgebiet zwischen Speiseröhre und Magen beschrieben. Die Region ist auch als gastroösophagealer Übergang bekannt. Männer sind häufiger als Frauen betroffen. Das Syndrom ist selten und spielt im klinischen Alltag eine geringe Rolle.
Das Mallory-Weiss-Syndrom wird besonders häufig bei Alkoholikern vorgefunden, weil durch den Alkoholismus die Schleimhaut bereits vorgeschädigt ist. Wenn Patienten erbrechen, können bei der vorgeschädigte Schleimhaut Schleimhauteinrisse in Längsrichtung auftreten. Die Muskelschicht bleibt intakt, es kommt also nicht zu einem vollständigen Riss der Speisröhre.
Eine chronische Refluxkrankheit (Refluxösophagitis) kann ebenfalls ein Faktor für die Entstehung des Syndroms darstellen. Sie ist in diesem Fall aber nur selten der Grund für das Mallory-Weiss-Syndrom.
Betroffenen Patienten berichten über Schmerzen im Oberbauch (Epigastrium) und über Blut im Erbrochenen (Hämatemesis). Es kann zu massiven Blutungen aus den Schleimhauteinrissen kommen, insbesondere wenn Arterien betroffen sind oder wenn Betroffene gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. 5 bis 10 Prozent aller Magenblutungen sind auf das Mallory-Weiss-Syndrom zurückzuführen.
Eine gefährliche Komplikation ist der plötzliche Riss (Ruptur) der Speiseröhre. Bei einer akuten Druckbelastung (Würgen beim Erbrechen) kann es zu einem vollständigen Riss der Speiseröhre kommen. Solche Rupturen bezeichnet man als Boerhaave-Syndrom. Betroffene Patienten klagen über vernichtende Schmerzen hinter dem Brustbein mit Ausstrahlung in den Rücken. Als Folge der Ruptur kann es zu einem Lungenkollaps (Pneumothorax), einer Entzündung des Mediastinalraumes (Mediastinitis) und als Folge dieser auch zu einer Sepsis kommen.
Das Bluterbrechen ist das wichtigste Symptom beim Mallory-Weiss-Syndrom. Das veranlasst den Arzt, eine endoskopische Spiegelung vorzunehmen. Eine sichere Diagnose ist durch eine Spiegelung der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms möglich. Diese Untersuchung wird Ösophagogastroduodenoskopie oder Ösophagogastroskopie genannt.
Die Behandlung des Mallory-Weiss-Syndroms findet endoskopisch - also im Rahmen der Spiegelung - statt. Dabei werden Blutungen gestillt. Die Blutstillung kann mit Clips, durch Einspritzung von Adrenalin oder mit Fibrinkleber durchgeführt werden. Nur in sehr seltenen Fällen muss operiert werden.
Letzte Aktualisierung am 18.11.2022.