Die Mayr-Kur ist eine Form der Diät, die nicht primär auf die Gewichtsabnahme abzielt, sondern eher der Reinigung und Entlastung des Darmes dient. Die Mayr-Kur wurde ausgearbeitet vom österreichischen Arzt Franz Xaver Mayr (1875-1965).
Die Mayr-Kur besteht aus vier Strategien: Schonung, Schulung, Säuberung und Substitution.
Schonung bedeutet bei der Mayr-Kur, dass durch eine spezielle Kostreduzierung der Darm erheblich weniger Tätigkeiten vollziehen muss und sich deshalb von den normalen Aufgaben erholen kann. Im Regelfall wird daher bei der Mayr-Kur zuerst für eine Weile gefastet und nur Tee getrunken, daraufhin eine Milchsemmeldiät eingehalten und schließlich über einen längerfristigen Kostaufbau wieder die normale Ernährung erreicht. Die Mayr-Kur kann auch flexibel den Bedürfnissen der jeweiligen Person angepasst werden, beispielsweise bei Milchzuckerunverträglichkeit und ähnlichen Problemen.
Schulung heißt bei der Mayr-Kur, dass man nicht nur die Art der Kost, sondern den Vorgang des Essens selbst ändern muss und dies trainieren muss. Das Essverhalten in der heutigen Zeit ist ungesund und hat schädigende Wirkungen auf den Darm. Die Menschen essen oft nicht nur eine zu große Menge, sondern auch zu schnell und zu spät am Abend. Daher soll bei der May-Kur jeder Bissen viel häufiger gekaut werden, als man es normalerweise macht, nämlich 50 Mal. Dadurch werden die Speicheldrüsen angeregt, was über einen Reflexbogen auch andere Drüsen, welche Verdauungssäfte in den Darm ausscheiden, stimuliert, wie z.B. die Bauchspeicheldrüse. Das lange Kauen bei der Mayr-Kur hat ebenso wegen der Zeitspanne den Vorteil, dass eine nicht so große Speisemenge verzehrt wird, bevor ein Hungergefühl einsetzt. Dies ist gewöhnlicherweise nach ungefähr zwanzig Minuten der Fall.
Als drittes Leitwort bei der Mayr-Kur gibt es die Säuberung. Zu diesem Zweck wird bei der Mayr-Kur Bittersalz verabreicht, was an der Darmwand abgelagerte Schichten aus faulenden Substanzen und Bakterien entfernen soll. Diese Ablagerungen verursachen eine Überlastung des Darmes und Körpers mit Giften, die nicht nur den Verdauungstrakt, sondern auch Nervenzellen, die Leber und weitere Körpergewebe schädigen. Es entsteht durch die chronische Nervenreizung und Darmwandentzündung eine ungenügende Aufnahme bestimmter lebenswichtiger Stoffe über die Schleimhaut sowie Verdauungsbeschwerden und weitere damit verbundene Unannehmlichkeiten und Beschwerden. Die Giftstoffe bewirken zudem ein stark saures Umfeld innerhalb des Darmes. Zusätzlich zur Einnahme von Bittersalz wird bei der Mayr-Kur eine Massage des Bauchraums zur Stärkung der Darmmuskulatur und Anregung der normalen Darmtätigkeit durchgeführt.
Substitution bei der Mayr-Kur bezeichnet schließlich die Gabe von Pulverstoffen, die basisch wirken. Somit steuert eine Mayr-Kur einer Übersäuerung des Darminhalts sowie des gesamten Körpers entgegen.
Eine Mayr-Kur kann sowohl innerhalb eines speziellen Krankenhausaufenthaltes als auch zu Hause durchgeführt werden. Der stationäre Klinikaufenthalt zu einer Mayr-Kur hat den Vorteil einer besseren Überwachung und Einhaltung der Regelungen, bei der Mayr-Kur in heimischem Umfeld kann dagegen besser eingeübt werden, die neuen, besseren Richtlinien des Essens später auch alltäglich anzuwenden. Eine Mayr-Kur sollte allerdings immer unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle erfolgen. Der Verlauf der Mayr-Kur nimmt drei bis vier Wochen mit zwei weiteren Wochen des sogenannten Ausleitens in Anspruch. Als nützlich kann sich eine Mayr-Kur bei Verdauungsbeschwerden und zu hohem Körpergewicht, aber auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, Allergien und vielen weiteren Krankheitsbildern erweisen. Da die Mayr-Kur eine ganzheitliche Behandlung ist, die sich nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die seelische Verfassung auswirkt, ergeben sich ebenfalls positive Effekte beispielsweise bei Stress, Erschöpfung und psychosomatischen Erkrankungen. Die Mayr-Kur kann sowohl vorbeugend und gesundheitsfördernd als auch zur Unterstützung der Genesung bei diversen Krankheiten durchgeführt werden.
Eine Mayr-Kur darf jedoch nicht erfolgen bei schweren Infektionskrankheiten, Tumorerkrankungen, schweren psychischen Störungen, bei starker Überfunktion der Schilddrüse sowie bei speziellen anderen Erkrankungen. Bei einer Schwangerschaft ist eine Mayr-Kur ebenfalls als kritisch anzusehen. Im Übrigen wird von Kritikern angeführt, dass die Mayr-Kur für den Organismus sehr belastend ist und die oft angeführte Übersäuerung mit gängigen Methoden nicht nachzuweisen ist.
Letzte Aktualisierung am 04.02.2019.