Die Blutuntersuchung bringt wertvolle Informationen im Hinblick auf die Diagnose von rheumatischen Erkrankungen. Rheuma ist nicht nur eine einzige Erkrankung, denn es werden mehr als 400 Formen von rheumatischen Erkrankungen unter dem Begriff zusammengefasst. Um solche Erkrankungen festzustellen und voneinander zu unterscheiden, sind verschiedene Blutwerte bedeutsam. Dazu zählen CRP und BSG, die bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen erhöht sind. Spezielle Werte wie der Rheumafaktor (RF) spielen ebenfalls eine Rolle. Die Blutwerte können jedoch nicht als alleinige Kriterien ausreichen, um bestimmte Arten von Rheuma zu diagnostizieren. Zum Beispiel wird immer auch das Beschwerdebild herangezogen, um die Krankheiten voneinander abzugrenzen.
In der Regel finden sich bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen erhöhte Werte für die sogenannten Entzündungsparameter. Diese Entzündungswerte sind:
Die Entzündungswerte zeigen an, ob im Körper des untersuchten Patienten eine Entzündung stattfindet. Diese kann zum Beispiel durch eine Infektionskrankheit verursacht werden, aber auch durch viele rheumatische Erkrankungen. Es gibt aber auch Formen von Rheuma, bei denen BSG und CRP häufig normale Werte annehmen, wie beispielsweise Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) oder Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus).
BSG gilt bei Frauen ab einem Wert von 20 mm in der ersten Stunde (bei unter 50-Jährigen) oder 30 mm (bei über 50-Jährigen) als erhöht, bei Männern ab 15 mm (unter 50-Jährige) oder 20 mm (über 50-Jährige).
CRP gilt im Allgemeinen ab einem Wert von 5 mg/l (Milligramm pro Liter) erhöht, was jedoch auch von der Analyse-Methode abhängt.
Geschlecht | Alter | Wert für die erste Stunde (in mm) |
---|---|---|
Frauen | < 50 Jahre | < 20 mm |
Frauen | > 50 Jahre | < 30 mm |
Männer | < 50 Jahre | < 15 mm |
Männer | > 50 Jahre | < 20 mm |
Als Rheumafaktor (oder Rheumafaktoren) werden bestimmte Antikörper bezeichnet, die gegen Anteile von anderen körpereigenen Antikörpern gerichtet sind. Etwa 70 Prozent der Betroffenen mit rheumatoider Arthritis (Gelenkrheuma) zeigen einen erhöhten Wert für den Rheumafaktor. Bei anderen rheumatischen Erkrankungen (beispielsweise Kollagenosen), einigen Infektionen, Leberkrankheiten oder aus weiteren Gründen kann der Rheumafaktor ebenfalls erhöht sein. Zudem haben nicht alle Patienten mit rheumatoider Arthritis einen hohen Rheumafaktor, insbesondere wenn sich die Erkrankung im Anfangsstadium befindet. Daher kann die Ermittlung des Rheumafaktors einen weiteren Hinweis zur Diagnose geben, aber nicht sicher eine Erkrankung nachweisen oder ausschließen.
Der Normalwert für den Rheumafaktor liegt bei unter 30 IU/ml (internationale Einheiten pro Milliliter). Zwischen einem Wert von 30 und 60 IU/ml gilt er als mäßig erhöht, über 60 IU/ml als stark erhöht. Es gibt allerdings mehrere Messmethoden, bei denen sich die Werte voneinander unterscheiden.
Normwert | normal | mäßig erhöht | stark erhöht |
---|---|---|---|
Rheumafaktor (RF) | < 30 IU/ml | 30 bis 60 IU/ml | > 60 IU/ml |
Bei einer rheumatoiden Arthritis (Gelenkrheuma) gibt es einen Wert, der deutlich spezifischer für diese Erkrankung ist als der Rheumafaktor. Bei diesem Blutwert handelt es sich um Anti-CCP-Antikörper (Anti-cyclische-citrullinierte-Peptide-Antikörper). Mitunter lässt sich eine rheumatoide Arthritis bereits längere Zeit (Jahre) vor dem Auftreten der ersten Symptome anhand der Anti-CCP-Antikörper feststellen. Diese Antikörper lassen sich zudem fast nur bei der rheumatoiden Arthritis nachweisen, wobei bei weitem nicht alle Betroffenen erhöhte Werte zeigen: Bei circa 40 Prozent der Patienten sind die Anti-CCP-Antikörper nicht erhöht. Dann handelt es sich oft um eine leicht verlaufende Erkrankung – oder letztendlich wird festgestellt, dass die Patienten doch an einer anderen Krankheit als der rheumatoiden Arthritis leiden.
ANA sind Antikörper, die weitere Hinweise auf rheumatische Erkrankungen liefern können. Beispielsweise haben bei einem systemischen Lupus erythematodes (einer Erkrankung, die zu den rheumatischen Bindegewebserkrankungen oder Kollagenosen gehört) fast alle Betroffenen einen erhöhten Wert für ANA. Dieser Wert muss jedoch immer zusammen mit anderen Laborwerten und Untersuchungsergebnissen betrachtet werden, da sich ohnehin bei etwa 20 Prozent aller Menschen ANA im Blut nachweisen lassen.
ANCA (Anti-Neutrophile cytoplasmatische Antikörper) können vor allem bei bestimmten Formen von rheumatischen Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) im Blut gemessen werden. Sie können aber ebenfalls aufgrund anderer Erkrankungen nachweisbar sein. Es gibt zwei Formen, die auf unterschiedliche Krankheiten hindeuten können: p-ANCA und c-ANCA.
HLA-B27 ist eine bestimmte Proteinstruktur, die sich auf den Oberflächen von Zellen vieler Menschen befindet. Die Häufigkeit ist regional unterschiedlich, in Europa haben (insgesamt gesehen) acht Prozent der Bevölkerung dieses Merkmal. Zur Diagnose und Unterscheidung von rheumatischen Erkrankungen hat HLA-B27 eine Bedeutung, da Betroffene mit bestimmten Leiden besonders häufig HLA-B27-positiv sind. Besonders gilt das für Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans), aber auch bei weiteren Formen von Rheuma tragen viele Patienten das Merkmal HLA-B27. Insbesondere bei Beschwerden an der Wirbelsäule wird HLA-B27 herangezogen, um eine genauere Diagnose zu ermöglichen.
Je nach Verdacht wird das Blut bei (vermuteten) Rheumaerkrankungen auf weitere Werte untersucht. Dazu gehören die Kontrolle weiterer Antikörper (wie Anti-ds-DNA-Antikörper) oder der Nachweis von Krankheitserregern, die bei der Entwicklung der Erkrankung eine Rolle spielen können.
NCBI, Dr. Esha Das Gupta – Common Laboratory Tests for Rheumatological Disorders: How do They Help the Diagnosis?: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4267034/ (online, letzter Abruf: 13.03.2020)
Laborlexikon – Rheumadiagnostik: http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/r/Rheuma-Diagnostik.htm (online, letzter Abruf: 13.03.2020)
Internisten im Netz – Rheumafaktor: https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/rheumafaktor.html (online, letzter Abruf: 13.03.2020)
webMD – Rheumatology and Rheumatic Diseases: https://www.webmd.com/rheumatoid-arthritis/an-overview-of-rheumatic-diseases (online, letzter Abruf: 13.03.2020)
PPM Practical Pain Management, Don L. Goldenberg (MD) – Guide to Laboratory Testing in Patients With Suspected Rheumatic Disease: https://www.practicalpainmanagement.com/resources/diagnostic-tests/guide-laboratory-testing-patients-suspected-rheumatic-disease (online, letzter Abruf: 13.03.2020)
aktualisiert am 13.03.2020