Morbus Bechterew (krummer Rücken)

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Morbus Bechterew oder Spondylitis ankylosans ist eine entzündliche rheumatische Erkrankung, die sich auf die Wirbelsäule und die Kreuz-Darmbein-Gelenke auswirkt. Typische Symptome sind Rückenschmerzen und Gelenksteifigkeit, die insbesondere Morgens und nach Ruhephasen auftreten. Meist bessern sie sich bei Bewegung wieder.
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Früher dachte man, dass hauptsächlich Männer betroffen sind. Inzwischen weiß man, dass beide Geschlechter gleich oft betroffen sind.
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Als Folge der Entzündungsprozesse bildet sich zwischen den Wirbeln und Gelenken Knochengewebe. Im weiteren Verlauf können einzelne oder mehrere Gelenke vollständig steif werden. Das führt zur sogenannten Bambuswirbelsäule.
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Mit fortschreitender Krankheit kommt es zu Haltungsveränderungen mit verkrümmter Brustwirbelsäule. Meist ist ein Buckel deutlich ausgeprägt und eine Überstreckung der Halswirbelsäule erkennbar. Hüfte und Kniegelenke zeigen sich oft in einer Beugestellung.
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Die Erkrankung tritt meist zwischen der Pubertät und dem 45. Lebensjahr auf und verläuft in Schüben. Im Anfangsstadium sind die Symptome meist unspezifisch und können falsch gedeutet werden. So treten neben den Schmerzen an Wirbelsäule und Iliosakralgelenken auch Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder eine Gewichtsabnahme auf.
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Bei rund 30 Prozent der Bechterew-Patienten tritt eine Regenbogenhautentzündung im Auge (Iritis/Uveitis) auf und macht sich durch gerötete, schmerzende Augen und Lichtempfindlichkeit bemerkbar. Eine herabgesetzte Sehstärke kann die Folge sein.
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Bei Verdacht auf Morbus Bechterew sollte ein Arzt aufgesucht werden, da für eine gute Prognose die Früherkennung wichtig ist. Da die Beschwerden aber in der Anfangsphase wenig spezifisch sind, dauert es oft einige Jahre, bis eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann. Bei einer körperlichen Untersuchung wird auf die Beweglichkeit und Stellung der Wirbelsäule und Gelenke geachtet. Mit einem Test (Menellsches Zeichen) kann der Arzt ermitteln, ob die Kreuzbein-Darmbein-Gelenke schmerzhaft und entzündlich verändert sind.
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Mit Hilfe bildgebender Verfahren, wie dem Röntgen des Beckenbereichs, können entzündliche Veränderungen des Kreuzbein-Darmbein-Gelenkes erkannt werden und eine Bechterew-Diagnose bestätigen. Auch an den Wirbelkörpern sind oftmals typische Veränderungen zu sehen.
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Bei einer Blutuntersuchung wird häufig eine Erhöhung der Entzündungswerte und das Protein HLA-B27 im Blut der Betroffenen festgestellt. Da dies aber auch bei anderen Erkrankungen auftreten kann, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um Morbus Bechterew eindeutig zu diagnostizieren.
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Die Bechterewsche Erkrankung kann nicht geheilt werden. Bei der Therapie kommt meist eine konservative Behandlung ohne chirurgischen Eingriff in Frage. Als Medikamente werden hauptsächlich Rheuma- und Schmerzmedikamente, aber auch Cortison-Präparate eingesetzt, um eine schmerzärmere Bewegung und bessere Krankengymnastik zu ermöglichen.
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In der aktiven Phase der Erkrankung ist ganze Körper betroffen. Es wird empfohlen, auf Nikotin und Alkohol zu verzichten.
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Eine wichtige Grundlage zur Behandlung des Morbus Bechterew bildet die Krankengymnastik. Bei regelmäßigem Training mit dem Therapeuten und zu Hause kann eine Schmerzlinderung erreicht werden. Tägliche Gymnastik hält die Wirbelsäule beweglich und wirkt einer Versteifung entgegen. Geeignete Sportarten oder Wärme- und Kältebehandlung sowie Ultraschall tragen ebenfalls zur Besserung bei.

aktualisiert am 18.03.2020

Autoren
V. Kittlas Volker Kittlas
Lektor, Arzt, Medizinredakteur
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