Die Rosazea ist eine entzündliche Erkrankung, bei der Rötungen, Pickelchen, Pusteln (Eiterstippen), Schwellungen oder Unebenheiten der Haut auftreten, ähnlich wie bei der Akne. Im Verlauf kann es auch zu Wucherungen kleiner Talgdrüsen kommen. Die Rosazea ist eine Hauterkrankung, die ausschließlich im Gesicht auftritt, im Gegensatz zur Akne, die auch andere Bereiche wie das Dekolleté oder den Rücken betreffen kann.
Die Hautveränderungen sind symptomlos, d.h. sie gehen weder mit Juckreiz noch mit Missempfindungen oder Schmerzen einher und treten meist im mittleren Lebensalter auf, betreffen gelegentlich jedoch auch sehr junge oder sehr alte Menschen. Die gute Nachricht ist, dass die Rosazea so gut wie immer exzellent behandelbar ist, d.h. wenn die Erkrankung richtig erkannt wird und die spezifischen Behandlungsmaßnahmen gezielt eingesetzt werden, kann so gut wie immer eine Erscheinungsfreiheit erreicht werden.
Wie bei vielen Krankheiten gibt es in der Regel eine Veranlagung, die sogenannte genetische Disposition. Auf dieser Grundlage treten zunächst keine Symptome auf. Symptome treten erst auf, wenn zusätzliche Reize hinzukommen. Dies können falsche Hautpflege, Hitzestau, Stress, mangelnder Sonnenschutz sowie evtl. auch Magen-Darm-Trakt-Probleme sein. Es gibt also verschiedene äußere Reize, die zu einem Ausbruch der Rosazea führen können. Eine direkte Ursache, die immer zu einer Rosazea führt, ist nicht bekannt, d.h. die Ursachen bzw. die Provokationsfaktoren können multifaktoriell bedingt sein.
Sie sprechen einen sehr wichtigen Punkt an. Die Rosazea ist in der Tat eine psychisch sehr belastende Erkrankung. Niemand möchte mit einem geröteten Gesicht durchs Leben gehen, weil das immer angestrengt und belastet aussieht. Ein hochrotes Gesicht vermittelt jedem Außenstehenden den Eindruck, dass etwas nicht stimmt und die Person entweder krank ist oder unter Druck steht. Deshalb ist die Rosazea für viele Betroffene psychisch sehr belastend und der Wunsch nach einer Therapie verständlicherweise groß. Glücklicherweise können wir für alle Stadien der Rosazea stadiengerechte und sehr wirksame Behandlungen anbieten. Es gibt sehr gute Ansätze, die Symptome zu lindern und die Rosazea im Idealfall auch komplett zur Abheilung zu bringen.
Die Rosazea ist in der Tat eine psychisch sehr belastende Erkrankung.
Klassischerweise werden drei Stadien der Erkrankung unterschieden, wobei eine Person in Stadium I nicht zwangsläufig in das Stadium II oder III übergeht. Nur sehr wenige Patienten entwickeln überhaupt das Stadium III. Die Stadien der Krankheit verlaufen wie folgt:
Äußert sich vor allem durch eine Gesichtsrötung, die durch eine vermehrte Durchblutung der Gesichtshaut hervorgerufen wird, vor allem im Bereich der Nase bzw. in zentralen Arealen der Gesichtshaut. Im Volksmund spricht man gelegentlich auch von "Couperose". Kleine erweiterte Äderchen (Teleangiektasien), die sich vor allem in der Mitte des Gesichts, d.h. auf den Wangen und der Nase ausbreiten, sind typisch für dieses Stadium I, das auch als Rosacea teleangiectatica bezeichnet wird.
Im weiteren Verlauf entwickeln sich im Stadium II kleine Erhebungen, Pickel und Pusteln (Eiterstippchen). Diese Hautveränderungen ähneln jetzt stark der Akne, wobei bei der Rosazea – im Gegensatz zur Akne – nie Mitesser (Komedonen) auftreten. Die Rosazea ist zwar eine akneähnliche Erkrankung, letztlich aber eine ganz andere eigenständige Erkrankung. Sie befällt ausschließlich das Gesicht, während die Akne nicht nur das Gesicht, sondern oft auch das Dekolleté oder auch den Rücken befällt.
In diesem Stadium kommt es zu kleinen Talgdrüsenwucherungen, vorzugsweise im Mittelgesicht und hier insbesondere an der Nase.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Stadium I ein leichtes Stadium mit Rötungen ist, Stadium II ein stärkeres Stadium mit kleinen Pickeln und Eiterstippchen und dass das Stadium III sich in Form von Talgdrüsenwucherungen zeigt.
Wir haben eine Reihe hervorragender Behandlungsmöglichkeiten. Beginnen wir mit dem Stadium I, bei dem es sich nur um eine Gesichtsrötung handelt. Erweiterte Äderchen röten das Gesicht, da die Erweiterung des Querschnitts der Äderchen zu einer erhöhten Blutzufuhr der Gesichtshaut führt. Diese erweiterten Äderchen, die für die notwendige Blutversorgung der Haut unbedeutend sind, können mit einem Laser so „verschweißt“ werden, dass sie nicht mehr sichtbar sind. Die Lasertherapie funktioniert exzellent, wenn die erweiterten Äderchen oberflächlich, d.h. relativ hoch in der Lederhaut (Dermis) liegen. Weniger geeignet ist der Laser für tiefer liegende erweiterte Äderchen. Die hier zu beobachtende tief rot-blaue Verfärbungen der Gesichtshaut ist für den Laser nicht gut zu erreichen.
Die Lasertherapie funktioniert exzellent, wenn die erweiterten Äderchen oberflächlich, d.h. relativ hoch in der Lederhaut (Dermis) liegen.
Eine weitere sehr gute Behandlungsmethode für alle Formen des Stadium I der Rosazea ist die medizinische Kosmetik mit speziellen Masken, die Nikotinsäure enthalten. Bei dieser Methode wird zunächst eine vermehrte Rötung des Gesichts provoziert (Vasodilatation). Etwa 30-60 Minuten nach der Behandlung kommt es dann durch eine reflektorische Gefäßverengung (Vasokonstriktion) zu einer sehr deutlichen Abnahme der Gesichtsrötung. Diese Behandlung stellt eine Art Gefäßtraining für die Hautäderchen da. Dies beiden Ansätze, d.h. Laser bzw. Gefäßtrainig sind die beiden besten Therapiemöglichkeiten für das Stadium I der Rosazea.
Eine weitere sehr gute Behandlungsmethode für alle Formen des Stadium I der Rosazea ist die medizinische Kosmetik mit speziellen Masken, die Nikotinsäure enthalten.
Es gibt als dritte Möglichkeit noch eine Creme mit dem gefäßverengenden Wirkstoff Brimonidin, der die Äderchen verengt. Diese dritte Therapiemöglichkeit kann ebenfalls erwogen werden, auch wenn die Patientenzufriedenheit mit diesem Konzept eingeschränkt scheint.
Im Stadium II der Rosazea, in dem kleine Pickel, Pusteln (Eiterstippchen) und Erhebungen auftreten, gibt es exzellente Behandlungsmöglichkeiten. An erster Stelle steht die lokale Therapie mit Cremes, bei der morgens eine Creme mit Metronidazol aufgetragen wird. Metronidazol ist ein Antibiotikum, das nicht nur gegen Infektionserreger wirkt (was bei einer Rosazea gar nicht erforderlich ist, da es ja keine Infektionskrankheit ist), sondern Metronidazol verfügt auch über entzündungshemmende Eigenschaften. Da es sich bei der Rosazea um eine entzündliche Erkrankung der Gesichtshaut handelt, entfaltet diese Therapie eine relativ gute Wirkung.
Häufig wird die Therapie mit der Metronidazol Creme durch ein zweites Lokaltherapeutikum ergänzt, das Ivermectin enthält. Ivermectin richtet sich gegen kleine Haarbalgmilben (Demodex folliculorum). Diese Haarbalgmilben, die in den erweiterten Poren der Gesichtshaut leben, gehören zum normalen Mikrobiom der Haut. Bei der Rosazea können sie die entzündlichen Veränderungen der Gesichtshaut jedoch verstärken.
Für das Stadium II der Rosazea scheint eine Kombination von einer morgendlich aufzutragenden Metronidazol-Creme mit einer abendlich aufzutragenden Ivermectin-Creme Creme ideal. Sind die Hautveränderungen des Stadium 2 allerdings sehr ausgeprägt, sollte die obige Lokaltherapie mit den beiden Cremes zusätzlich durch eine innere Therapie mit Tabletten ergänzt werden. Diese innere Therapie ist meist sehr wirksam und kann die Rosazea fast immer vollständig zum Abklingen bringen. Ein Ansatz sind Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazycline, die entzündungshemmend wirken. Ein weiterer Ansatz ist die Therapie mit Tabletten, die einen Vitamin-A-ähnlichen Stoff enthalten (Isotretinoin), die ebenfalls sehr wirksam ist. Diese Therapie muss als sogenannter „Off-Label-Use“ jedoch sehr genau mit den Patienten besprochen werden, da sie individuell angepasst werden muss und nicht mit Antibiotika vom Typ der Tetrazykline kombiniert werden darf.
Im Stadium III der Rosazea kommt es zu Talgdrüsenwucherungen und zur Bildung kleiner Knötchen in den talgdrüsenreichen Gesichtsarealen, insbesondere im Bereich der Nase. Auch dieses Stadium kann sehr gut mit den Tabletten, die den Vitamin-A-ähnlichen Stoff enthalten (Isotretinoin) behandelt werden. Manchmal sind hier jedoch zusätzlich chirurgische Maßnahmen notwendig, um die Talgdrüsenwucherungen zu entfernen bzw. „abzuschälen“. Dies klingt zunächst sehr eingreifend, da es natürlich hierbei auch zu Blutungen kommen kann. Es handelt sich aber um eine sehr effektive und sehr komplikationsarme Behandlungsmethode, da die kleinen sehr oberflächlichen Wunden nach dem Abschälen der Knoten bzw. den Talgdrüsenwucherungen in aller Regel sehr schnell heilen.
Zusammenfassend empfehlen wir für das Stadium I entweder eine Laserbehandlungen und/oder eine medizinische Kosmetik mit einem Gefäßtraining, alternativ evtl. auch eine Creme mit dem Wirkstoff Brimonidin. Für das Stadium II eignen sich lokale Behandlungen mit Metronidazol und/oder Ivermectin, gegebenenfalls ergänzt durch innerliche Behandlungen mit Tetrazyclinen oder Isotretinoin. Das Stadium III kann sehr erfolgreich durch kleine, chirurgisch abtragende bzw. abschleifende Eingriffe behandelt werden. Zuätzlich zu den chirurgischen Maßnahmen sollte eine innere Therapie mit Isotretinoin eingeleitet werden, wodurch es zu einer effektiven Reduktion der Talgdrüsengröße und Talgdrüsenaktivität kommt. Insgesamt stehen uns also für alle Stadien der Rosazea hervorragende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Eine Behandlung mit Licht gehört nicht zum Standard der Rosazeatherapie. Der Erfolg einer Lasertherapie im Stadium I der Rosazea, das durch eine Rötung gekennzeichnet ist, hängt davon ab, wie hoch oder wie tief die erweiterten Äderchen, die die Rötung verursachen, in der Haut liegen. Die Oberhaut ist nur 0,1 mm dick, direkt darunter befindet sich die Lederhaut, die die Gefäße führt. Liegen die erweiterten Äderchen hoch in der Haut, also direkt unter der Epidermis in der oberen Dermis, sind sie in der Regel mit den verfügbaren Lasern sehr gut zu erreichen. Liegen die erweiterten Äderchen jedoch tiefer in der Haut, wird es für den Laser schwierig. Der Laser bringt Energie in die Haut ein und diese Energie darf die Haut nicht schädigen. Deshalb ist wenig Energie bei hoch liegenden Äderchen ein idealer Ansatz, um diese kleinen Gefäße im wahrsten Sinne des Wortes zu verschweißen. Wenn die erweiterten Äderchen tiefer liegen, schafft der Laser es oft nicht, diese zu erreichen. Hier ist allerdings zu erwähnen, dass die Lasersysteme immer leistungsstärker werden. Es ist daher denkbar, dass es auch bei tiefer in der Haut liegenden Gefäßen zukünftig effektivere Lasertherapien geben wird.
Die Knollennase ist im Prinzip die Maximalvariante im Stadium III der Rosazea. Wir Ärzte erleben es immer wieder, dass Patienten, denen gesagt wird, dass sie eine Rosazea haben, ins Internet gehen und sich informieren. Dort werden sie dann durch alle Stadien der Rosazea geführt und stoßen auf die Knollennase. Das löst oft große Besorgnis aus und die Patienten fragen sich, ob auch Sie eines Tages dieses Stadium entwickeln könnten. Es muss gesagt werden, dass 99% der Menschen dieses Stadium der Knollennase nie entwickeln. Es handelt sich um eine seltene Maximalvariante der Rosazea. Sollte es aber dennoch zur Entwicklung einer solchen Knollennase kommen, kann diese sehr gut behandelt werden. Sie wird chirurgisch abgetragen, was zu ausgezeichneten kosmetischen Ergebnissen führt. Darüber hinaus wird zusätzlich mit den oben schon beschriebenen Tabletten behandelt, die einen Vitamin-A-ähnlichem Wirkstoff (Isotretinoin) enthalten, was die Talgdrüsen schrumpfen lässt.
Für einen chirurgisch erfahrenen Dermatologen ist die Behandlung einer Knollennase Routine. Die Knollennase ist für die Betroffenen eine sehr beunruhigende Situation. Viele wissen gar nicht, dass es so etwas gibt, bis sie „Rosazea“ googeln. Unsere Aufgabe ist es, die Betroffenen zu beruhigen. Erstens ist die Knollennase ein sehr seltenes Phänomen und zweitens kann sie, wenn sie auftritt, sehr gut behandelt werden.
Sollte es aber dennoch zur Entwicklung einer solchen Knollennase kommen, kann diese sehr gut behandelt werden. Sie wird chirurgisch abgetragen, was zu ausgezeichneten kosmetischen Ergebnissen führt.
Rosazea-Haut kann in der Regel mit allen milden Produkten gepflegt werden. Bei der Reinigung der Rosazea-Haut ist es wichtig, die entzündete Haut nicht zusätzlich mit scharfen Tensiden (waschaktive Substanzen) zu reizen. Entzündungen gehen oft mit erweiterten Blutgefäßen, Rötungen und einer veränderten Hautoberfläche einher. Daher sollten bei der Pflege der Rosazea-Haut keine „scharfen“ Produkte verwendet werden. Scharfe Reinigungsmittel, die häufig Laurethsulfate in hoher Konzentration enthalten, sollten vermieden werden. Diese Reinigungsmittel schäumen zwar gut, sind aber für die Haut ungünstig, da sie viele Tenside (waschaktive Substanzen) enthalten. Bei Rosazea sind milde Reinigungsprodukte zu bevorzugen, die idealerweise keine oder nur geringe Konzentrationen an Laurethsulfaten enthalten. Oft reicht es auch aus, die Haut nur mit Wasser zu reinigen.
Bei Rosazea sind milde Reinigungsprodukte zu bevorzugen, die idealerweise keine oder nur geringe Konzentrationen an Laurethsulfaten enthalten. Oft reicht es auch aus, die Haut nur mit Wasser zu reinigen.
Nach der Reinigung erfolgt in der Regel die Pflege mit einer Feuchtigkeitscreme (Moisturizer). Dabei gibt es verschiedene Varianten: leichte Öl-in-Wasser-Emulsionen, Pflegecremes mit ausgeglichen Öl/Wasser-Anteilen sowie fettreiche salbenartige Produkte, bei denen der Ölanteil deutlich über dem Wasseranteil liegt. Für jeden Hauttyp gibt es die richtige Pflege. Eine mittlere Pflegecreme ohne reizende Wirkstoffe, idealerweise mit Ceramiden (hautidentische Fette), wäre zum Beispiel ideal. Gut geeignet sind auch hautberuhigende Wirkstoffe wie Bisabolol oder Panthenol. Für Rosazea-Patienten ist auch ein guter Sonnenschutz wichtig, da UV-Licht und auch Wärme die Rötung der Gesichtshaut verstärken können. Zusammenfassend kann man sagen, dass eine milde Reinigung, eine milde Pflege (Moisturizer) und ein guter Sonnenschutz die Eckpfeiler der Rosazea-Pflege sind.
Viele fragen sich, ob Rosazea-Patienten auch Wirkstoffe verwenden dürfen. In den erscheinungsfreien Intervallen, wenn die Rosazea relativ gut unter Kontrolle ist, dürfen selbstverständlich auch Wirkstoffe wie Vitamin C, Niacinamid (Nicotinamid bzw. Nikotinsäureamid) und vorsichtig auch Vitamin A verwendet werden. Niacinamid wird vor allem in den USA erfolgreich zur Lokaltherapie der Rosazea eingesetzt. Wichtig ist, Reizungen durch aggressive Inhaltsstoffe zu vermeiden, hautidentische Inhaltsstoffe zu bevorzugen, die Haut gut mit Feuchtigkeit zu versorgen und sie gut vor UV-Licht zu schützen. In ruhigen Phasen der Rosazea (erscheinungsfreie Intervalle) können auch Vitamine wie Vitamin C, Vitamin A oder Nicotinamid zur Pflege und zur Verbesserung des Hautzustands eingesetzt werden.
Es gibt eine seltene Sonderform der Rosazea, die durch entzündliche Veränderungen an den Ober- und Unterlidern gekennzeichnet ist und die als Ophthalmorosazea bezeichnet wird. Es ist wichtig, dass diese Augenbeteiligung der Rosazea richtig erkannt wird. Deshalb arbeiten wir eng mit Augenärzten zusammen. Wenn jemand ein entzündetes Auge hat, geht er vielleicht zuerst zum Hautarzt, aber viele gehen auch zuerst zum Augenarzt. Der Augenarzt sollte diese seltene Variante genau kennen, da sie keinesfalls mit Kortison behandelt werden sollte, was bei entzündlichen Veränderungen an den Lidern oft gang und gebe ist.
Behandelt wird diese Ophthalmo-Rosazea idealerweise mit Tetrazyclin, das oral über einen längeren Zeitraum eingenommen wird. Diese Behandlung führt in der Regel zu einem sehr guten Ansprechen der Symptome, die sich im Bereich der Augenlider durch Rötungen oder als konjunktivale Reizungen (vermehrte Gefäßzeichnung am Auge) zeigen. Die Patienten sehen oft aus, als ob sie sich über längere Zeit im Chlorwasser aufgehalten hätten.
Bezüglich der Beziehung zu inneren Organen wurde in der Vergangenheit viel spekuliert und geschrieben. Ob es tatsächlich einen wirklichen Kausalzusammenhang zwischen der Rosazea und inneren Erkrankungen gibt, insbesondere zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, bleibt bis dato unklar. Nach Jahrzehnten in der Dermatologie habe ich den Eindruck, dass innere Erkrankungen nur sehr selten bis gar nicht mit einer Rosazea assoziiert sind. Dies gilt insbesondere auch für Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
Die Rosazea wird heute viel besser verstanden als früher. Früher wusste niemand genau, was eine Rosazea eigentlich ist und sie wurde oft mit der Akne verwechselt oder auch unkritisch mit Kortisoncremes behandelt, was nach einer kurzen Besserung immer zu einer massiven Verschlechterung und Chronifizierung des Krankeitsbildes führte. Die Rosazea ähnelt zwar der Akne, ist aber eine ganz andere eigenständige Krankheit. Rosazea verläuft in verschiedenen Stadien und es hat sich gezeigt, dass die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum eine Rolle spielen kann, insbesondere bei Menschen mit vergrößerten Poren. Diese Haarbalgmilbe lebt auf der Haut von uns allen, aber bei einigen Menschen trägt sie wahrscheinlich zu den Entzündungen der Rosazea bei.
Es wurde entdeckt, dass ein lokal anzuwendendes Wurmmittel namens Ivermectin, das ursprünglich zur Behandlung von inneren Wurmerkrankungen des Magen-Darm-Trakts eingesetzt wurde, auch in einer Creme zur Behandlung der Rosazea verwendet werden kann. Die Entwicklung dieser Ivermectin-haltigen Creme stellt eine bedeutende Innovation in der Behandlung der Rosazea dar.
Eine weitere wichtige Erkenntnis der letzten Jahre ist, dass der Wirkstoff Isotretinoin, der ursprünglich zur Behandlung von Akne entwickelt wurde, auch bei der Rosazea im Stadium II und III sehr erfolgreich eingesetzt werden kann. Ein Problem bleibt allerdings die Behandlung des Stadiums I, sofern die erweiterten Äderchen tief in der Haut liegen. Während die oberflächlichen Gefäße gut mit dem Laser behandelt werden können, sind die tiefer liegenden Erweiterungen der Äderchen mit dem Laser nur schwer zu erreichen. Für Betroffene mit ausgeprägten Gesichtsrötungen ist eine Kombination aus Laserbehandlung, medizinischer Kosmetik mit einer stressfreien Lebensführung sinnvoll. Dazu gehören wenig Kaffee, evtl. ein Verzicht auf besonders scharfe Speisen, ein guter vegetativer Rhythmus, ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus, eventuell regelmäßige Meditationen (z.B. autogenes Training), das Vermeiden von Überwärmungen der Gesichtshaut sowie ein effektiver UV-Schutz.
Rosazea ist eine nichtinfektiöse Entzündung der Gesichtshaut mit Rötungen, kleinen Pusteln (Eiterstippchen), kleinen Knötchen (Papeln) und „Pickeln“ sowie im Verlauf möglicherweise auch Vergrößerungen und Wucherungen der Talgdrüsen. Da jede Rosazea anders verläuft, ist es wichtig, in einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten die individuellen Chrakteristika der Rosazea genau herauszuarbeiten. Dies ermöglicht eine gezielte und individualisierte Therapie.
Ich finde es besonders wichtig, Betroffene zu ermutigen, einen Hautarzt aufzusuchen, der sich mit der Behandlung der Rosazea im Detail auskennt. In Hamburg gibt es eine Selbsthilfegruppe für Rosazea-Patienten, die sehr gut organisiert ist und die überregional, d.h. deutschlandweit tätig ist (Deutsche Rosazea Hilfe).
Es ist wichtig zu verstehen, das Menschen, die eine Veranlagung zur Rosazea haben, mit dieser Veranlagung leben müssen. Im Idealfall kann eine dauerhafte Erscheinungsfreiheit erreicht werden, aber die genetische Veranlagung bleibt bestehen, da wir die Gene nicht austauschen können.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 05.06.2024.