Bei einer Schenkelhernie (Schenkelbruch, Femoralhernie) treten Eingeweideteile aus dem Unterbauch in einem Bruchsack durch den Schenkelkanal in den Oberschenkel. Dies kann als Schwellung am Oberschenkel sichtbar sein.
Als Schenkelkanal bezeichnet man die Durchtrittsstelle für Nerven, Blutgefäße und Lymphgefäße an der Innenseite des Oberschenkels. Er liegt unterhalb des Leistenbands (einer Bandstruktur vorne am Becken).
Eine Hernie (aus dem Lateinischen für Bruch, hervorgequollene Eingeweide) ist der Durchbruch von Eingeweiden aus der Bauchhöhle in die umgebenden Gewebeschichten. Eine Hernie besteht aus:
Betroffene einer Schenkelhernie leiden meist unter starken Schmerzen. Der Schenkelkanal ist eng und die Gefahr, dass vorgefallene Organteile eingeklemmt werden und Schäden nehmen, ist hoch. Daher muss eine Schenkelhernie immer operiert werden.
Eine Schenkelhernie entsteht, wenn Gewebe und eventuell auch Organteile aus der Bauchhöhle durch eine Lücke der Muskulatur in der Bauchwand gedrückt wird. Die Lücke liegt hinter dem Leistenband auf der Innenseite des Oberschenkels und dient eigentlich als Durchtrittsstelle für Nerven und Gefäße. Bei übermäßigem Druck aus dem Bauchraum oder einem schwachen Bindegewebe fallen Teile der Organe und Gewebe in einem Bruchsack in den Oberschenkel.
Bruchinhalt sind häufig ein großes Netz (eine fett- und bindegewebsreiche Struktur, die den Darm fast vollständig bedeckt und wichtig für die Immunabwehr und den Flüssigkeitshaushalt im Bauchraum ist) oder Darmteile. Manchmal können andere Organe wie Eierstöcke oder Teile der Harnblase in dem Schenkelbruch sein.
Am häufigsten von einer Schenkelhernie betroffen sind ältere Frauen mit Übergewicht, vorangegangener Schwangerschaft oder Bindegewebsschwäche. Bei Männern ist das Risiko für eine Schenkelhernie nach einer Leistenbruchoperation erhöht.
Kleine Schenkelhernien können symptomlos verlaufen und erst bei Einklemmung von Organteilen Beschwerden verursachen. Größere Schenkelhernien sind oft als Wölbung oder Schwellung vorne am Unterschenkel knapp unterhalb der Leiste sichtbar und tastbar. Bei deutlich übergewichtigen Patienten kann die Schwellung übersehen werden.
Einige Patienten verspüren undeutliche Schmerzen im Bereich der Leiste. Bei Einklemmung von Organteilen, die in den Bruchsack vorgefallen sind, kommt es zu sehr starken, in den Oberschenkel ausstrahlenden Schmerzen, die sich bei Belastung verschlimmern.
Bei Männern tritt der Schenkelbruch oft zusammen mit einem Leistenbruch auf, bei dem ein Bruchsack vom Leistenkanal ausgeht.
Wenn die Schenkelhernie am Oberschenkel als Ausbuchtung sichtbar oder tastbar ist, wird der Arzt rasche eine Verdachtsdiagnose stellen. Der Arzt kann im Zweifel den Patienten den Bauch pressen lassen und dabei ertasten, ob der Bruchsack sich unterhalb der Leiste vorwölbt. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung kann er die Diagnose und das Ausmaß des Bruches bestätigen.
Schwieriger ist die Diagnosestellung bei kleineren Brüchen oder bei stark übergewichtigen Patienten. Häufig ist die Schwellung nicht sichtbar und Betroffene kommen erst bei starken Schmerzen durch eingeklemmte Organteile zum Arzt, was eine umgehende Operation notwendig macht.
Der Arzt führt zur Diagnosestellung eine Ultraschalluntersuchung durch, um folgende Erkrankungen, die sich ähnlich einer Schenkelhernie darstellen, auszuschließen:
Bei Verdacht auf eine Schenkelhernie sollten umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Besonders wenn starke, in den Oberschenkel ausstrahlende Schmerzen auftreten, die sich bei Belastung verschlimmern, besteht die Gefahr, dass Eingeweideteile eingeklemmt sind. Das macht eine zeitnahe Operation erforderlich.
Eine Schenkelhernie wird immer operiert, um zu verhindern, dass sich Organteile festklemmen und es zu folgenschweren Komplikationen kommt. Wenn die Einklemmung zum Zeitpunkt der Diagnose bereits passiert ist, müssen Betroffene umgehend im Rahmen einer Notfalloperation behandelt werden.
Ziel der Operation ist es, den Inhalt des Bruchsacks in die ursprüngliche Position im Bauchraum zurück zu verlagern und die Bruchpforte zu verschließen. Die Schwachstelle der Muskulatur kann mit einem Kunststoffnetz verstärkt werden, um einen erneuten Vorfall zu verhindern.
In Abhängigkeit von der Größe und dem Ausmaß der Schenkelhernie sowie dem Zustand des Patienten wird die Operation offen oder minimalinvasiv durchgeführt. Die minimalinvasive Operation erfolgt mit Hilfe von einem Endoskop (optischen Gerät zum Einführen) mit nur kleiner Öffnung der Haut.
Schwere Komplikationen bei einer Schenkelhernien-Operation sind selten. Wie bei allen Operationen kann es im Anschluss zu Wundheilungsstörungen oder Blutungen kommen.
Wenn sich bei einer Schenkelhernie Eingeweideteile einklemmen, können diese ihrer Funktion nicht mehr nachkommen. Die Blutversorgung der Organteile wird zunehmend unterbrochen, so dass die Gefahr besteht, dass sie absterben. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, der umgehend operiert werden muss. Durch den Schenkelbruch kann es auch zu einem mechanischen Darmverschluss kommen.
Wenn bei einem Schenkelbruch rechtzeitig eingegriffen wird, ist die Prognose für eine vollständige Heilung gut. Nach etwa sechs Wochen ist die Operationsnarbe gut verheilt. Bei sorgfältiger Operation und entsprechender Nachsorge ist die Gefahr, dass sich erneut eine Schenkelhernie bildet, gering (etwa ein Prozent der Fälle).
leadingmedicine guide, Prof. Dr. med. Ferdinand Köckerling – Schenkelhernie (Schenkelbruch): https://www.leading-medicine-guide.de/erkrankungen/verdauung/schenkelhernie (online, letzter Abruf: 15.05.2020)
Healthline – Outlook after a femoral hernia: https://www.healthline.com/health/femoral-hernia#outlook (online, letzter Abruf: 15.05.2020)
Amboss – Schenkelhernie (Fermoralhernie): https://www.amboss.com/de/wissen/Schenkelhernie (online, letzter Abruf: 15.05.2020)
aktualisiert am 15.05.2020