Die Wurzeln der Traditionellen Chinesischen Medizin reichen mindestens fünftausend Jahre zurück. Als erstes schriftliches Werk der Chinesischen Medizin gilt der Innere Klassiker des Gelben Kaisers (huangdi neijing). Dieses Werk enthält alle grundlegenden Ideen und Erklärungsmodelle der Traditionellen Chinesischen Medizin. Auf diesem Werk baut bis heute die Chinesische Medizin auf.
Im Westen denkt man unter anderem an Akupunktur, wenn man an die chinesische Medizin denkt. Aber auch die Kräuterheilkunde ist eine wichtige Säule der chinesischen Medizin. Die Entdeckung der Pflanzenheilkunde wird dem legendären Kaiser Shennong zugeschrieben. Shennong untersuchte Pflanzen. Man erzählt sich, dass dadurch die Kunst der Medizin geboren wurde. Zu dieser Zeit gab es keine Möglichkeit der schriftlichen Überlieferung. Wissen wurde mündlich weitergegeben. Mythen und Aberglaube spielten eine große Rolle und wurden mit Tatsachen vermischt. Heute noch werden Heilmittel eingesetzt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich bis jetzt nicht nachgewiesen werden konnte. Gleichwohl darf nicht vergessen werden, dass die Traditionelle Chinesische Medizin auf überliefertes Erfahrungswissen basiert.
Die Wissenschaft der Naturheilkunde wurde etwa 500 Jahre v. Chr. zu einem entscheidenden Bestandteil der chinesischen Philosophie und des chinesischen Denkens. Ebenfalls wichtiger Bestandteil der Philosophie war Shennongs Entdeckung der gegensätzlichen Prinzipien der Natur. Später wurden diese gegensätzlichen Pole als Yin und Yang bezeichnet und begleiten die Traditionelle Chinesische Medizin bis zum heutigen Tag.
Die chinesische Medizin konzentriere sich auf die Beobachtung des lebendigen Organismus und bezog Naturgesetze mit ein. Generationen von Ärzten sammelten eine unglaubliche Menge an Wissen und Erfahrung an. Auf diesen Erkenntnissen bauen die Erklärungsmodelle der TCM auf.
Der Grundpfeiler der Traditionellen Chinesischen Medizin besteht aus zwei Systemen. Auf der einen Seite stehen Funktionskreise und ihre Störungen im Vordergrund, die als TCM-Syndrome bezeichnet werden. Auf diesen Erkenntnissen bauen Kräuterheilkunde und Ernährungslehre auf. Auf der der anderen Seite sind Meridiane und Akupunkturpunkte. Akupunktur, Moxa, Tuina und Qigong bedienen sich dieses Wissens.
Im Gegensatz zur Schulmedizin betrachtet die Traditionelle Chinesische Medizin den ganzen Körper als Einheit. Die Schulmedizin konzentriert sich oft auf die Symptome und versucht diese mit schulmedizinischen Mitteln zu behandeln. Damit erzielt sie in den meisten Fällen sehr gute Erfolge. Sie kommt mit dieser Strategie auch an ihre Grenzen. Die Traditionelle Chinesische Medizin versucht Zusammenhänge im Körper zu erfassen. In den meisten Fällen steht die Behandlung des Symptoms nicht im Vordergrund, sondern die Behandlung der Ursache. Auf die Schulmedizin zu verzichten oder sie gar zu verteufeln wäre fatal. Viele Erkrankungen konnten erst durch die Schulmedizin erfolgreich behandelt werden. Die Traditionelle Chinesische Medizin kann als Ergänzung der Schulmedizin betrachtet werden. Sie bietet Behandlungsoptionen an, bei denen die Schulmedizin ihre Grenzen hat.
Die chinesische Medizin kommt nicht ohne die chinesische Philosophie aus. Großen Einfluss auf die chinesische Philosophie und das chinesische Denken hatten zwei der größten chinesischen Denker: Konfuzius und Lao Tse.
Konfuzius entwarf ein System von Regeln und ethischen Grundsätzen, den Menschen folgen sollten. Er nahm an, dass sich das Universum in einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Yin und Yang befand. Um dieses Gleichgewicht nicht zu stören, muss der Mensch die Tugenden Güte, Gerechtigkeit, Anstand, Aufrichtigkeit und Weisheit pflegen. Der ideale Mensch war laut Konfuzius der Edle, ein moralisch, guter Mensch. In heutigen Zeiten könnte man Konfuzius durchaus als Moralapostel bezeichnen.
Lao Tse hingegen gilt als Vater des Taoismus, die Lehre des Weges. Laut Lao Tse kann der Mensch sein persönliches Gleichgewicht dann finden, wenn er sich der höheren Ordnung unterwerfe und nicht handle. Nicht zu handeln, nicht einzugreifen in die natürliche Ordnung der Dinge und der Spontanität ihren Lauf zu lassen wird als ethisch richtig betrachtet. Der Mensch soll einfach geschehen lassen, so kann sich alles ohne Anstrengung erfolgreich entwickeln. Der Taoismus befasste sich mit der Theorie eines kosmischen Gesetzes und einer kosmischen Ordnung und der Stellung des Menschen innerhalb dieser Ordnung. Die entgegengesetzte Prinzipien spielen dabei eine wesentliche Rolle. Yin und Yang sind auch heute noch wesentlicher Bestandteil der chinesischen Medizin. Das Zusammenspiel zwischen Yin und Yang und ihr Gleichgewicht bestimmt die Ordnung des Universums.
Auf wenn die Dynamik und das Verhältnis zwischen Yin und Yang die Basis vieler Erklärungen in der chinesischen Medizin sind, hat die chinesische Medizin im Laufe der Zeit auch weitere Erklärungsmodelle entwickelt. So spielen die fünf Wandlungsphasen (5 Elemente) für das Verständnis der Traditionellen Chinesischen Medizin eine große Rolle.
aktualisiert am 09.02.2022