Amalgam ist eine bestimmte Art der Mischung mehrerer Metalle. Im engeren Sinne werden in der Zahnmedizin Quecksilberlegierungen, heutzutage meist mit Silber, Kupfer und Zinn, als Amalgam bezeichnet, die als Material für Zahnfüllungen verwendet werden. Eine mögliche Harmlosigkeit oder Schädlichkeit der Substanz wird ebenso sehr kontrovers diskutiert wie der Nutzen oder Schaden einer Amalgam-Sanierung, also des Austausches alter Amalgamfüllungen gegen neue Keramik-Einlagefüllungen.
Der Quecksilbergehalt von in der Zahnheilkunde verwendetem Amalgam beträgt etwa fünfzig Prozent. Personen mit Amalgam in den Zähnen haben eine etwas höhere Quecksilberkonzentration im Blut und in den Organen. Dennoch sind die Werte nach dem jetzigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand unschädlich, so dass aus zahnmedizinischer Sicht keine Amalgam-Sanierung notwendig ist.
Ausnahme davon ist die selten auftretende Allergie gegen Quecksilber, bei der es zu einem allergischen Ekzem besonders in der Mundregion kommt. Die Amalgam-Sanierung stellt bei einer Quecksilberallergie die Therapie der Wahl dar.
In Konzentrationen oberhalb des Grenzwertes ist Quecksilber jedoch auch für Nichtallergiker gesundheitsschädlich. Hauptsächlich ergeben sich durch eine zu große Quecksilberbelastung zum Teil erhebliche Schäden im Zentralnervensystem, es finden sich bei Vergiftungen oft unspezifische Beschwerdebilder wie z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen oder Infektanfälligkeit; diese Beschwerden können jedoch auch ganz andere Ursachen besitzen. Die Quecksilberbelastung kann direkt gemessen werden. Aussagefähiger als der Gehalt im Speichel, der dennoch oft z.B. vor einer Amalgam-Sanierung bestimmt wird, ist der Gehalt im Blut und im Urin. Im Blut sollten nicht mehr als dreißig, im Urin nicht mehr als einhundert Mikrogramm Quecksilber pro Liter vorhanden sein.
Es wird oft der Vergleich angeführt, dass z.B. der regelmäßige Verzehr von Fisch eine höhere Quecksilberbelastung ergeben kann als das Vorhandensein von Amalgamfüllungen in den Zähnen. Dennoch kann auf eigenen Wunsch die Möglichkeit genutzt werden, eine Amalgam-Sanierung durchführen zu lassen.
Bei einer Amalgam-Sanierung werden nach der örtlichen Betäubungsspritze mit dem Bohrer die alten Füllungen entfernt und die wieder entstandenen Löcher mit anderen Materialien aufgefüllt oder mit einer Einlegefüllung (Inlay) versehen, welche anhand eines Abdruckes außerhalb der Praxis in einem Zahntechniklabor angefertigt wird. Die bei der Amalgam-Sanierung stattdessen verwendeten Werkstoffe sind überwiegend Keramik bei Inlays und Komposit bei direkten Füllungen, welche beide kein Metall enthalten, so dass der Körper nicht mehr zusätzlichem Quecksilber ausgesetzt ist. Ein weiterer Vorteil beider für die Amalgam-Sanierung verwendeter Materialien ist die ästhetische Eigenschaft, dass hier mit zahnfarbenen Füllungen gearbeitet werden kann und nicht mit möglicherweise auffälligen metallfarbenen Zahnersatzstoffen.
Umgekehrt kann die Amalgam-Sanierung selbst zu einer erhöhten Belastung mit Quecksilber führen. Durch das Bohren wird Quecksilber verdampft, welches durch Einatmung in den Körper gelangt. Dieses Problem wird minimiert, wenn bei der Sanierung ständig mit etwas Wasser gearbeitet wird.
Damit keine Partikel verschluckt werden, muss bei der Amalgam-Sanierung der bearbeitete Bereich gut abgesaugt werden. Als schwerwiegender ist bei der Amalgam-Sanierung jedoch das erneute Bearbeiten eines eigentlich gut versorgten Zahnes anzusehen. Hierbei kann es zu einer weiteren Verschlechterung des Zahnes kommen, da noch mehr gesunde Substanz geopfert werden muss.
Empfohlen wird von zahnmedizinischer Seite her daher eine Amalgam-Sanierung nicht. Falls allerdings ohnehin eine Füllung wegen schlechten Zustandes ersetzt werden muss, bietet sich die Arbeit mit einem anderen Material an. Auch bei den bei der Amalgam-Sanierung eingesetzten alternativen Werkstoffen sind im Übrigen nicht alle Eigenschaften als positiv zu bewerten. Es liegt zwar keine Quecksilberbelastung vor, aber bei Komposit und Keramik sind noch nicht sämtliche enthaltenen Stoffe auf ihre mögliche Schädlichkeit für den Körper untersucht worden. Auch bei diesen sind jedoch keine schwerwiegenden Probleme bekannt.
Ein Minuspunkt gegenüber Amalgam ist eine im bisherigen Durchschnitt etwas weniger vorhandene Langlebigkeit der Zahnfüllungen. Zudem sind Kompositfüllungen und Keramikinlays teurer als Amalgamfüllungen.
Im Zuge der Amalgam-Sanierung kann zusätzlich noch eine Ausleitung von sich im Körper angesammelten Quecksilber erfolgen, und zwar durch Gabe von sogenannten Chelatbildnern wie z.B. EDTA, welches sonst bei verschiedenen Vergiftungen zum Einsatz kommt. Die Quecksilber entziehende Wirkung dieser Chelatbildner ist unumstritten, unangenehme Eigenschaft des Ausleitens im Rahmen der Amalgam-Sanierung ist jedoch, dass auch andere, zumeist metallische, Stoffe aus dem Körper gezogen werden, welche teilweise für die Gesundheit wichtige Eigenschaften besitzen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass eine Amalgam-Sanierung - außer bei einer echten Quecksilberallergie - aus wissenschaftlicher Sicht keine Vorteile bringt, es jedoch zum Teil erhebliche Kritik an den Amalgamfüllungen gibt. Zum kontroversen Thema Amalgam-Sanierung sollte daher ganz individuell abgewägt werden.
Letzte Aktualisierung am 01.10.2018.