Damit ein Gelenk funktioniert, bedarf es eines gesunden Knorpels. Viele Knorpelschäden im Knie können minimalinvasiv im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) behoben werden.
Kniegelenke sind jeden Tag einer hohen Belastung ausgesetzt. Sie müssen nicht nur das Körpergewicht tragen, sondern, zum Beispiel beim Joggen oder Springen, ein Vielfaches davon abfangen. Damit die Knochen bei dieser Belastung keinen Schaden nehmen, sind sie am Gelenk mit Knorpel überzogen. Dabei handelt es sich um festes Bindegewebe, das elastisch genug ist, um Stöße zu dämpfen.
Gelenkknorpel (hyaliner Knorpel) besteht aus einer Knorpelmatrix (Substanz außerhalb der Zellen) und Knorpelzellen. Er ist weder durchblutet, noch enthält er Lymphgefäße oder Nerven. Das bedeutet, dass ein Knorpelschaden dauerhaft bestehen bleibt und nicht von alleine ausheilen kann. Deshalb sollte, wenn konservative Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Schäden am Gelenkknorpel des Kniegelenks kommen häufig vor. Ein großer Teil ist altersbedingt. Mit steigendem Alter wird die Knorpelschicht der Gelenke dünner und die Elastizität nimmt ab. Besonders belastete Stellen am Gelenk nutzen sich stärker ab, sodass die Knorpelschicht nicht mehr glatt ist.
Auch jüngere Menschen können bereits Knorpelschäden entwickeln, zum Beispiel durch intensive einseitige Belastung im Sport oder im Beruf. Bei Übergewicht sind die Knorpel dauerhaft einer erhöhten Belastung ausgesetzt, was die Abnutzung begünstigt. Knorpelschäden entstehen außerdem häufig bei (Sport-)Unfällen, wobei auch zu wenig Bewegung den Knorpel im Knie auf lange Sicht schädigen kann.
Bleibt der Schaden unbehandelt, verschlechtert sich der Zustand des Gelenks zunehmend. Nicht nur wird die Knorpelschicht immer dünner, das gesamte Gelenk gerät in einen chronischen Reizzustand, der auch Schleimhaut, Bänder und Knochen in Mitleidenschaft zieht. Ist die Knorpelschicht stark abgenutzt, kommt es zu Arthrose (Gelenkverschleiß). Eine minimalinvasive Behandlung eines Knorpelschadens ist vor allem in einem frühen Stadium erfolgreich. Der Patient sollte nicht erst dann zum Arzt gehen, wenn die Schmerzen im Knie seine Beweglichkeit einschränken, sondern am besten dann, wenn erste Beschwerden auftreten.
Viele Erkrankungen des Knorpels im Knie lassen sich inzwischen mit der minimalinvasiven Methode der Arthroskopie behandeln. Einige Ärzte raten dazu, bereits vor der Arthroskopie mit der Physiotherapie zu beginnen, damit die Muskeln zum Zeitpunkt des Eingriffs gut trainiert sind.
Bei einer Arthroskopie werden nur zwei oder drei kleine Hautschnitte gesetzt. Durch einen der Schnitte wird eine Kamera in das Gelenkinnere geführt, die die Bilder live auf einen Bildschirm überträgt. Durch die anderen Schnitte führt der Operateur die Operationsinstrumente ein, die er benötigt. Die Kniespiegelung erfolgt meist unter einer kurzen Vollnarkose. In vielen Fällen kann der Patient bereits wenige Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause entlassen werden.
Knorpelschäden lassen sich arthroskopisch auf folgende Weise behandeln:
Ein verhältnismäßig unkomplizierter Eingriff ist die Glättung eines Knorpels im Knie. Vom dem beschädigten Knorpel bleibt so viel wie möglich erhalten. Nur die rauen, sich ablösenden Partikel auf der Knorpeloberfläche werden vorsichtig abgetragen (Shaving). Ziel ist es, eine abgerundete Knorpeloberfläche herzustellen und damit Reizungen und Entzündungen im Gelenk zu vermeiden. Der Knorpelabrieb, der bei der Glättung entsteht, wird aus dem Gelenk gespült.
Bei einer sogenannten Mikrofrakturierung (auch: Abrasionsarthroplastik) wird der Knochen mit einem spitzen Instrument gezielt angebohrt, um Einblutungen zu provozieren. Das geschädigte Knorpelgewebe wird zunächst abgetragen, dann wird der Knochen an den Stellen perforiert, an denen neues Knorpelgewebe entstehen soll. Durch den blutenden Knochen treten Knochenmarkstammzellen aus, aus denen sich eine Art „Narbe“ aus Faserknorpel bildet. Dieses körpereigene Material versiegelt den defekten Knorpel. Der künstlich herbeigeführte Ersatzknorpel ist allerdings nicht so belastbar und dauerhaft wie normaler Gelenkknorpel. Die Mikrofrakturierung ist nur bei kleineren Knorpeldefekten möglich. Das bedeutet, dass der Defektbereich nicht größer als 2,5 Quadratzentimeter groß sein sollte.
Die Knorpeltransplantation ist eine Fortentwicklung der Mikrofrakturierung. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn der Knorpeldefekt für eine Mikrofrakturierung zu groß ist. Es werden dafür Implantate benutzt, die aus einem Material bestehen, das sich im Laufe von mehreren Monaten langsam auflöst. In der Zwischenzeit sorgt das Implantat dafür, dass sich in dem geschützten Raum des Implantats neuer Faserknorpel bildet, der dann genau dort positioniert ist, wo er benötigt wird. Indem der Korpeldefekt mit einem sogenannten Chondrotissue versiegelt wird, kann die Konzentration der Stammzellen zusätzlich erhöht werden.
Bei dieser Methode wird aus einer wenig belasteten Fläche des Gelenks Knorpel-Knochen-Material entnommen und in den Defektbereich eingebaut. Damit wird der stark beanspruchte Knorpelbereich durch gesunden Knorpel wieder aufgefüllt. Allerdings muss dafür gesunder Knorpel zerstört werden. Der Körper füllt diese Lücken im Knorpel mit Narbengewebe.
Für diese Technik wird dem Patienten ebenfalls Knorpelmaterial aus einer wenig belasteten Fläche des Gelenks entnommen. Diese Knorpelprobe wird an ein Speziallabor geschickt, wo das Knorpelgewebe vermehrt wird. Nach rund vier Wochen steht genug Zellmaterial zur Verfügung, um es an der defekten Stelle im Knie wieder einzusetzen. Um das gezüchtete Knorpelmaterial genau dort zu platzieren, wo es benötigt wird, wird ein abbaubares Vlies verwendet, das passgenau in die defekte Stelle eingenäht wird.
Wenn der Knorpelschaden im Kniegelenk bereits sehr weit fortgeschritten ist, stößt die arthroskopische Behandlungsmöglichkeit an ihre Grenzen. Eine Arthroskopie ist in den meisten Fällen möglich, solange die angrenzenden Knochen noch nicht beschädigt sind. Zudem sollten in einem Gelenk nicht mehr als zwei Knorpeldefekte vorhanden sein und die Defekte sollten sich nicht auf den einander gegenüberliegenden Knorpelflächen befinden.
apotheken.de, Dr. med. Georg Betz; Dr. med. Herbert Renz-Polster; Dr. med. Arne Schäffler – Muskelsystem und Skelettsystem im Alter: https://www.apotheken.de/krankheiten/hintergrundwissen/10298-muskelsystem-und-skelettsystem-im-alter (online, letzter Abruf: 01.03.2021)
Klinik am Ring – Westdeutsches Knie- und Schulterzentrum: Knorpelschaden Knorpelbehandlung Arthrose: https://klinik-am-ring.de/knie-schulter-zentrum/knie/arthrose-operativ/ (online, letzter Abruf: 01.03.2021)
Sportklinik Ravensburg – Operative Therapie für Knorpelschäden am Knie - Minimalinvasiv dank Arthroskopie: https://www.sportklinik-ravensburg.de/knie/knorpelschaden/operative-therapie/ (online, letzter Abruf: 01.03.2021)
aktualisiert am 01.03.2021