Bei manchen Patienten mit Bandscheibenproblemen kann sich die Behandlungsmethode der Bandscheiben-Zelltransplantation (ADCT) empfehlen. Die Abkürzung ADCT steht für einen englischen Ausdruck (autologous disc-derived chondrocyte transplantation), was in etwa eine Überführung von Knorpelzellen aus einer eigenen Bandscheibe bedeutet. Gewebe wird entnommen, die Zellen werden im Labor vermehrt und danach in die geschädigte Bandscheibe injiziert. Meist erfolgt die Bandscheiben-Zelltransplantation in der Folge einer Bandscheiben-Operation, beispielsweise nach der Entfernung eines Bandscheibenvorfalls. Aus dem herausgenommenen Gewebe können dann auch die benötigten körpereigenen Bandscheibenzellen angezüchtet werden.
Die ADCT kommt bei Gewebeverlust beziehungsweise Verschleiß einer Bandscheibe in Frage. Rückenschmerzen weisen oftmals auf Bandscheibenerkrankungen hin. Insbesondere kommt das Verfahren bei Schäden und Beschwerden (Rückenschmerzen) nach Bandscheibenoperationen zum Einsatz. Der Anlass für einen solchen Eingriff kann ein Bandscheibenvorfall sein. Auch und gerade nach einer Operation kann die Bandscheibe weiter zugrunde gehen. Das Gewebe in der Bandscheibe kann sich praktisch nicht von alleine wieder erholen. Die Bandscheibe wird dünner und flacher. Das Abpuffern der Belastungen wird schwächer, und damit werden die Beschwerden und wiederum der Verschleiß noch größer. Doch die Zelltransplantation kann auch schon bei geringeren Schäden wie z. B. bei einer mäßigen Vorwölbung der Bandscheibe sinnvoll sein, die noch nicht auf den Nerv drückt. Ebenso kann sie auch bei noch nicht so weit fortgeschrittener Degeneration (Zugrundegehen) des Bandscheibenknorpels vorgenommen werden. Im Prinzip lässt sich jede der menschlichen Bandscheiben mittels ADCT behandeln, ob in der Halswirbelsäule, Brust- oder Lendenwirbelsäule.
Die meisten wichtigen Untersuchungen geschehen bereits aufgrund der Beschwerden beziehungsweise vor der ersten Operation. Die Diagnostik umfasst das Gespräch zwischen dem Patienten und dem Arzt, die einfache körperliche Untersuchung und die Untersuchungen mit verschiedenen Gerätschaften. Dazu gehören etwa bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT). Es können aber auch weitere Untersuchungen notwendig sein. Eine Blutentnahme muss ohnehin im Rahmen der Therapie erfolgen, um Blutserum für die Anzucht der Bandscheibenzellen zu gewinnen.
Zunächst einmal muss körpereigenes Bandscheibengewebe gewonnen werden. Das geschieht meist schon in einem Eingriff, wenn eine Vorwölbung der Bandscheibe entfernt wird, da dieses Gewebe ohnehin herausgeholt wird. Ein Gewebestück von etwa einem Zentimeter Durchmesser genügt normalerweise, um die Zellen erfolgreich vermehren zu können. Die Zellen werden aus dem Gewebeverbund gelöst und als Zellkultur angezüchtet.
Damit die Zellen im Labor gedeihen können, muss dem Patienten zusätzlich Blut abgenommen werden. Das daraus gewonnene Blutserum (entspricht etwa der Blutflüssigkeit ohne Blutzellen) dient als Nährlösung für die Knorpelzellen.
Es kann drei Monate dauern, bis die Bandscheibe wieder bereit ist, dass die Zellen eingebracht werden können. Die Knorpelzellen aus der Laborkultur werden dann als Transplantat in eine Spritze gezogen und über diese in die betroffene Bandscheibe injiziert. Sie gelangen in den Zentralraum der Bandscheibe und können dort im Verlauf neuen Knorpel bilden. Die Bandscheibe regeneriert sich dadurch. Die Einspritzung geschieht in der Regel in örtlicher Betäubung.
Die Rate an Komplikationen durch die ADCT (Bandscheiben-Zelltransplantation) selbst ist sehr gering. Am Einstichkanal können sich Komplikationen wie Blutungen, Infektionen oder Narben zeigen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Nerv oder sogar das Rückenmark von der Nadel getroffen wird und es zu Lähmungen, Sensibilitätsstörungen oder anderen Beeinträchtigungen kommen kann. Der Arzt sticht die Nadel so seitlich ein, dass das Risiko, einen Nerv zu treffen, minimal ist. Hinzu kommen die weiteren möglichen Komplikationen für den ersten Eingriff, bei dem das Bandscheibenmaterial entnommen wird.
Die Methode kann bewirken, dass sich die Bandscheibe erholt und verstärkt und ein weiterer Bandscheibenabbau verhindert wird. Die Schmerzen gehen normalerweise zurück, und die Rückenbeweglichkeit ist in der Regel gut. Mit der Bandscheiben-Zelltransplantation kann oft verhindert werden, dass eine weitere, einschneidendere Operation durchgeführt werden muss. Vorteilhaft ist, dass die Methode mit körpereigenen Zellen auskommt und somit keine Gefahr einer Abstoßungs- oder Überempfindlichkeitsreaktion besteht. Weil zur Einbringung lediglich eine Spritze gegeben werden muss, ist zumindest dieser Teil der Behandlung sehr schonend und arm an Komplikationen.
aktualisiert am 15.12.2020