Die Insulinpumpe ist ein Gerät, das dem Körper automatisch Insulin zuführt. Menschen mit Diabetes mellitus, die Insulin benötigen, können es sich mit der Pumpe bequem und einfach zuführen. Die Pumpe wird ständig mitgeführt. Inzwischen handelt es sich um kleine Apparaturen in der Größe einer Taschentuchpackung. Über einen kleinen Schlauch und einen Zugang ins Unterhautfettgewebe kann das Insulin jederzeit in den Körper gegeben werden.
Die Insulinpumpentherapie wird auch als kontinuierliche subkutane Insulininjektion bezeichnet (Abkürzung aus dem Englischen: CSII). Die Verwendung einer Insulinpumpe hat einige Vorteile, unter anderem fällt das häufige Spritzen des Insulins weg. Allerdings werden die Kosten für die Pumpentherapie nur in bestimmten Fällen von den Krankenversicherungen getragen.
Die Insulinpumpe kommt für viele Diabetiker in Betracht, die Insulin von außen zugeführt bekommen müssen. Das sind insbesondere Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1. Die Bauchspeicheldrüse produziert bei ihnen nicht mehr genug Insulin. Bei jüngeren Personen mit Diabetes Typ 1 sind Insulinpumpen verbreitet. Von den Kindern unter fünf Jahren, die an einem Typ-1-Diabetes leiden, nutzen inzwischen 80 Prozent eine Insulinpumpe. Ein Diabetes mellitus Typ 2 ist nur in seltenen Fällen ein Anlass, eine Insulinpumpe zu nutzen.
Die Insulinpumpe bedeutet für viele Patienten eine Vereinfachung, sich das Insulin zuzuführen. Die Einstellung des Blutzuckers wäre bei ihnen mit den normalen Injektionen genauso gut möglich. Für einige Diabetiker stellt die Pumpe jedoch aus ausdrücklichen Gründen ein wichtiges Hilfsmittel dar. Notwendig und sinnvoll kann eine Insulinpumpenbehandlung unter anderem sein bei:
Damit die Pumpe vernunftgemäß zur Anwendung kommen kann, müssen verschiedene Voraussetzungen mitgebracht werden. Der Patient muss die Fähigkeit haben, mit dem Pumpensystem richtig umzugehen. Das wird in einer vorherigen Schulung vermittelt. Der Patient sollte zudem bereits mindestens ein halbes Jahr lang die intensivierte Insulintherapie (ICT) durchgeführt haben – es kann sein, dass die Pumpe einmal nicht mehr funktioniert und kurzfristig eine ICT mit Selbstspritzen des Insulins notwendig ist. Ein Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) von unter 10 Prozent ist ebenfalls wichtig, bevor die Insulinpumpe eingesetzt wird. Außerdem muss der Patient bereit sein, die Pumpe zu tragen und richtig zu verwenden.
Die Insulinpumpe ist ein kleines elektronisch-mechanisches Gerät, das das wichtige Hormon in den Körper des Patienten befördert. Das Insulin wird über einen kleinen Schlauch in das Unterhautfettgewebe am Bauch gepumpt. Am Bauch liegt dafür ein Zugang mit einer Kanüle (Infusionsset), die in das Gewebe führt. Die bei der Insulintherapie ohne Pumpe einige Male am Tag stattfindenden Injektionen entfallen damit.
Das Format der Pumpe ist mit einer Packung Taschentücher, einem kleinen Smartphone oder einem Stapel Spielkarten zu vergleichen. Die Insulinpumpe kann am Gürtel oder am Hosenbund befestigt werden, in die Hosentasche gesteckt werden oder mit einem speziellen Gurt um den Bauch gebunden werden. Die Pumpe lässt sich mit Knöpfen bedienen und programmieren. Je nach Hersteller sehen die Pumpen unterschiedlich aus, einige haben einen Touchscreen. Es gibt beispielsweise auch wasserdichte Modelle.
Neben der herkömmlichen Pumpe kann auch ein System verwendet werden, das komplett und ohne Schlauch direkt am Bauch angebracht wird. Dieses System wird Patch-Pumpe genannt und lässt sich mit einer Fernbedienung steuern. Das Patch-System wird nach drei Tagen komplett ausgewechselt.
Die gewöhnliche Insulinpumpentherapie ist eine intensivierte Insulintherapie. Das bedeutet, die Pumpe liefert dem Körper ständig ein Grundniveau an Insulin und bei Bedarf (vor den Mahlzeiten) eine erhöhte Menge des Hormons. Man nennt dies auch Basis-Bolus-Prinzip. Das simuliert die Funktion der Bauchspeicheldrüse: Die Bauchspeicheldrüse bei gesunden Menschen gibt rund um die Uhr kleine Mengen Insulin ab und erhöht die Ausschüttung, wenn der Blutzucker steigt. Der anfallende Zucker (Glucose) aus der Nahrung kann somit in die Zellen des Körpers aufgenommen und verwertet werden. Der Blutzuckerspiegel wird im Normalbereich gehalten.
Während bei der gewöhnlichen Behandlung mit Injektionen ein lange wirksames Insulin als Basis angewendet wird, gibt die Insulinpumpe dazu Normalinsulin ab. Normalinsulin hat eine kürzere Wirkungsdauer. Das lässt eine gute Steuerung der Insulin- und Blutzuckerwerte zu.
Die Dosis der „Aufstockung“ vor den Mahlzeiten muss vorher berechnet werden. Dazu herangezogen wird die aktuelle Blutzuckermessung und die zu erwartende Menge an Kohlenhydraten in der Nahrung. Sie wird anhand der Broteinheiten (BE) oder Kohlenhydrateinheiten (KE) eingeschätzt. Eine Rolle spielen jedoch auch bevorstehenden körperliche Aktivitäten. Einige Insulinpumpen haben eine eigene Berechnungsfunktion für den Insulinbedarf.
Die Blutzuckermessung muss von den Nutzern der Insulinpumpe weiterhin einige Male am Tag durchgeführt werden. Dies entfällt, wenn der Anwender ein System zur kontinuierlichen Glucosemessung (CGM) verwendet. Ein solches Gerät misst den Zuckerwert automatisch immer wieder im Abstand von Minuten. Ein CGM-System kann auch mit einer Insulinpumpe verbunden werden.
Die vorherige Schulung im Hinblick auf die Insulinpumpe ist ausdrücklich empfohlen. In der Schulung wird dem Nutzer der Pumpe unter anderem vermittelt, wie die Pumpe befüllt wird, wie die Kanüle im Gewebe gewechselt wird, wie die Pumpe eingestellt wird und was bei möglichen Fehlern oder Defekten zu tun ist.
Duschen ist mit Insulinpumpe möglich, besser ist es aber, sie abzukoppeln. Vor dem Duschen ist ein Abkleben des Kanülenbereiches mit einer Spezialfolie erforderlich. Die meisten Sportarten können auch mit vorhandener Pumpe ausgeübt werden. Zum Schwimmen muss die Insulinpumpe jedoch abgetrennt werden. Eine Patch-Pumpe kann in der Regel am Körper bleiben.
Die Nutzung der Insulinpumpe hat gegenüber der Standardtherapie mit Insulin-Injektionen eine Reihe von Vorzügen. Dazu gehört unter anderem:
Die Insulinpumpe hat nicht nur Vorteile, sondern auch einige nachteilige Aspekte, die vor der Entscheidung beachtet werden müssen:
Die Behandlung mit der Insulinpumpe ist nicht frei von Risiken. An der Einstichstelle, in der die Kanüle liegt, kann sich eine Entzündung entwickeln. Das ist besonders bei mangelnder Hygiene in dem Bereich möglich. Die Insulinpumpe als technisch-elektronisches System kann zudem ausfallen oder einen Defekt bekommen. Der Körper erhält kein Insulin mehr, das er benötigt. Zwischenzeitlich kann der Wechsel auf die Insulintherapie durch Spritzen notwendig sein.
Insulinpumpen sind teuer und das Leben damit verursacht regelmäßige Kosten. Von der Krankenversicherung werden die Kosten nur dann übernommen, wenn eine Insulinpumpentherapie aus medizinischer Sicht notwendig ist. Wenn die gewöhnliche Injektionstherapie mit Insulin ebenso gut den Blutzucker unter Kontrolle hält, kann die Krankenkasse für die Pumpe nicht aufkommen. Eine Insulinpumpe muss mit 3000 Euro oder mehr veranschlagt werden, fast ebenso hoch sind die laufenden Kosten. Die Kostenübernahme muss beantragt werden, was aufwändig sein kann. Bis dem Antrag stattgegeben wird, kann es einige Zeit dauern. Bei Kindern mit Diabetes Typ 1 wird eher eine Kostenübernahme bewilligt als bei Erwachsenen. Patienten mit Diabetes Typ 2 erhalten normalerweise keine Insulinpumpe.
Eine künstliche Bauchspeicheldrüse (künstliches Pankreas) ist eine Variante des Insulinpumpen-Systems. Die künstliche Bauchspeicheldrüse misst automatisch den Blutzucker und errechnet daraus selbstständig die Menge an Insulin, die zugeführt werden muss. Ebenfalls automatisch pumpt das Gerät die jeweilige Menge an Insulin in den Körper. Solche Systeme werden als AID (Automated Insulin Delivery) bezeichnet. Sie sind in Deutschland noch nicht weit verbreitet, können sich aber im Laufe der Jahre als gängige Behandlungsmethode etablieren.
Diabetes Ratgeber – Mehr Lebensqualität mit Insulinpumpe: https://www.diabetes-ratgeber.net/insulinpumpe (online, letzter Abruf: 11.08.2020)
American Diabetes Association – Who Should Use a Pump: https://www.diabetes.org/diabetes/device-technology/who-should-use-a-pump (online, letzter Abruf: 11.08.2020)
diabetesDE – Leben mit einer Insulinpumpe: https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/kinder_mit_diabetes_typ_1_und_typ_2/fuer_kinder/leben_mit_einer_insulinpumpe (online, letzter Abruf: 11.08.2020)
WebMD – What Are Insulin Pumps?: https://www.webmd.com/diabetes/insulin-pump (online, letzter Abruf: 11.08.2020)
aktualisiert am 11.08.2020