Bei der Endometriose befindet sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter. Dieses ektope (nicht am richtigen Ort befindliche) Gewebe reagiert auf Hormoneinflüsse genauso wie das eigentliche Gebärmutterinnere, und es nimmt daher an den Regelblutungen teil. Durch Endometrioseherde können sich verschiedene Probleme ergeben, und daher müssen sie oftmals behandelt werden.
Eine definitive Ursache für die Endometriose ist derzeit nicht bestätigt. Es werden aber verschiedene Möglichkeiten der Entstehung diskutiert, von denen eventuell auch mehrere Mechanismen zutreffen. So kann es sein, dass die Fehllage der Gebärmutterschleimhaut auf einer Störung in der Embryonal-Entwicklung beruht. Andererseits können sich möglicherweise Teile der Schleimhaut aus der Gebärmutter lösen und gestreut werden, entweder entlang der Geschlechtsorgane oder auch über den Blutweg. Eine Verschleppung von Gebärmuttergewebe kann ebenfalls durch ärztliche Eingriffe wie beispielsweise Kaiserschnitt oder Ausschabung ausgelöst werden. Möglicherweise können sich auch normale andere Körperzellen in Gebärmutterschleimhautzellen umwandeln.
Die Endometriose ist eine sehr häufige Erkrankung. Beschwerden bestehen normalerweise nur in der Zeit der Geschlechtsreife (etwa 15. bis 50. Lebensjahr), da nur dann eine hormonelle Beeinflussung des Gewebes besteht.
Die Herde mit ektoper (versprengter) Gebärmutterschleimhaut befinden sich oft an Bauchfell (innere Auskleidung des Bauchraums), Eierstock, Eileiter, Scheide, Harnblase, Darm oder in der muskulösen Wand der Gebärmutter. Sie können sich selten aber auch an weit entfernten Stellen befinden, so beispielsweise auch in Lunge oder Gehirn.
Bei kleinen Befunden bestehen häufig gar keine Beschwerden. An der Stelle, an der sich die Endometriose ausgebildet hat, bestehen oft ähnlich wie in der Gebärmutter Schmerzen, die abhängig von der weiblichen Periode sind und oft ein oder zwei Tage vor der Regelblutung am stärksten ausgeprägt sind. Wenn der Endometrioseherd als Zyste (Gewebe um einen Hohlraum herum) vorliegt, kommt es oft zur Blutung in den Hohlraum hinein. Dadurch kann ein Spannungsschmerz verursacht werden.
Je nach dem Ort, an dem sich die Endometriose abgesetzt hat, können folgende Symptome auftreten:
Falls sich die Gebärmutterschleimhaut an einem Hohlorgan befindet, kann es dort zu periodischen Blutungen kommen, die dann aus Scheide, Harnröhre oder After austreten. Insbesondere wenn sich Endometriose am Eierstock befindet, besteht oft Unfruchtbarkeit, obwohl es zu Regelblutungen kommen kann. Ungefähr jede zweite unfruchtbare Frau hat eine Endometriose.
Nach der Befragung der Patientin (Anamnese) findet eine körperliche Untersuchung statt, unter anderem mit Abtastung an verschiedenen Stellen. Eine Blutuntersuchung wird durchgeführt. Erst eine Operation, beispielsweise per Bauchspiegelung, mit Probeentnahme (Biopsie) und feingeweblicher Untersuchung (Histologie) kann die Diagnose wirklich sichern.
Viele verschiedene Erkrankungen (Wucherungen anderer Art) müssen je nach Lage und Ausdehnung der Endometriose abgegrenzt werden. Charakteristisch für die Endometriose ist das periodische Auftreten der Symptome.
Die Therapie kann durch Medikamentengabe oder durch Operation erfolgen. Oftmals ist eine Kombination aus beidem sinnvoll.
Das Endometriose-Gewebe wird durch weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) stimuliert, unter diesem Einfluss kommt es zum Wachstum. Daher besteht für eine medikamentös-hormonelle Behandlung der Grundsatz, dass weniger Östrogene produziert beziehungsweise ausgeschüttet werden. Auch die Regelblutung wird durch die Hormontherapie unterbunden, nach abgeschlossener Behandlung findet sie wieder statt. Nach erfolgter Therapie verschwinden auch die Nebenwirkungen in den allermeisten Fällen wieder.
Vorteil der medikamentösen gegenüber einer operativen Therapie ist, dass eine Wirkung selbst auf die kleinsten Endometrioseherde ausgeübt wird, die durch die Operation nicht entfernt werden können.
Vielfach wird die Arzneimitteltherapie vor oder nach einer Operation durchgeführt. Bisweilen ist auch keine Operation mehr notwendig, insbesondere bei jungen, kleinen, stärker wachsenden Befunden findet eine gute Einwirkung durch die Medikamente statt. Große Befunde können oft nicht vollständig zur Rückbildung gebracht werden, eine medikamentöse Therapie lohnt sich hier oft dennoch, um die Befunde vor der Operation zu verkleinern.
Die Hormontherapie der Endometriose läuft meist für drei bis sechs Monate. Es bestehen dazu mehrere hormonelle Wirkstoffe mit unterschiedlichen Handelsnamen:
Die Endometriose-Operation erfolgt in Vollnarkose. Meist wird eine diagnostische Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen. Dabei wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen. Oftmals wird ebenfalls ein Instrument über die Scheide in die Gebärmutter eingeführt, um die Gebärmutter bewegen zu können. Bei der diagnostischen Bauchspiegelung beurteilt der Operateur, ob sich im Bauchraum Endometrioseherde befinden.
Häufig kann schon im selben Eingriff eine Therapie erfolgen. Dazu werden die gefundenen Endometrioseherde entfernt oder mit Hitze, Strom oder Laserstrahlen verödet beziehungsweise „verkocht“ werden. Falls sich Verwachsungen gebildet haben, werden diese gelöst.
Bisweilen muss bei ausgedehnten Befunden ein Bauchschnitt (Laparotomie) durchgeführt werden, damit die erforderlichen Maßnahmen erfolgen können. Im Prinzip kommen die gleichen weiteren Methoden zum Einsatz wie bei der Bauchspiegelung. Zusätzlich können Endometrioseherde, gegebenenfalls auch mikrochirurgisch, aus Eierstock und Eileiter herausgeholt werden und die Schäden an diesen Organen behandelt werden.
Am Ende des Eingriffs wird bisweilen eine Drainage in den Bauchraum gelegt, damit Wundflüssigkeit abgeleitet werden kann. Der Schlauch kann nach wenigen Tagen wieder gezogen werden.
Manchmal müssen Organe wie Eierstock, Eileiter oder Gebärmutter, zum Teil oder komplett entfernt werden.
Oftmals stellt sich erst während des Eingriffs das Ausmaß oder auch die Art der Krankheit heraus. Daher müssen die Maßnahmen dem jeweiligen Befund angepasst werden. Darüber hinaus können Komplikationen dazu führen, dass eine Erweiterung oder Änderung der Operationsmethode vorgenommen werden muss. Eventuell ist ein Übergehen von der Bauchspiegelung in eine offene Operation erforderlich.
Durch die Hormonbehandlung wird die Östrogenkonzentration vermindert. Dadurch kommt es zu einem künstlichen Eintritt der Wechseljahre mit ausbleibender Regelblutung, vermehrtem Schwitzen und Hitzegefühl, Stimmungsstörungen und Libidoverlust. Ebenfalls kann die Patientin durch die Behandlung an Körpergewicht zunehmen. Diese Auswirkungen verschwinden meist nach beendeter Behandlung wieder. Durch GnRH-Analoga, Gestagene und Danazol ergeben sich spezielle Nebenwirkungen, die in den meisten Fällen nicht als schwerwiegend einzustufen sind.
Werden die Wirkstoffe injiziert, so können sich Schmerzen und Schwellungen sowie selten Entzündungen, Blutungen, Nervenschädigungen oder Gewebeuntergang (Nekrose) ausbilden.
Bei der Bauchspiegelung beziehungsweise der Bauchoperation bei Endometriose können sich verschiedene Probleme ergeben. Durch die Instrumente können in seltenen Fällen Bauchorgane geschädigt werden. Blutungen, Nachblutungen und Nervenverletzungen können vorkommen. Unter Umständen kommt es zu gefährlichen Auswirkungen wie beispielsweise einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung oder einem Darmverschluss. Verwachsungen können sich später ausbilden.
Weiterhin kann es zu Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen kommen, wodurch sich funktionelle und auch ästhetische Nachteile ergeben können. Narbenbrüche an der Bauchdecke können manchmal entstehen. Das Endometriosegewebe kann, wie beim Riss einer Zyste, im Bauchraum gestreut werden. Allergische Reaktionen können auftreten.
Je nach Erweiterung des Eingriffs beziehungsweise Ort und Ausdehnung der Endometrioseherde können sich weitere Komplikationen ergeben. Unter Umständen erfordern die Auswirkungen wiederum weitere, teils operative, Maßnahmen.
Meist lässt sich durch die medikamentös-hormonelle Therapie eine Verminderung oder Beseitigung der Endometriose-Symptomatik erreichen, insbesondere auch in Kombination mit einer Operation. Nach der Behandlung können viele Patientinnen, die ungewollt kinderlos waren, wieder schwanger werden. Trotz aller Erfolge kann es vorkommen, dass es zu einem Wiederauftreten der Endometriose an den gleichen oder an anderen Stellen kommt.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich die Patientin abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Ärztliche Kontrollen sollten regelmäßig wahrgenommen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen sein können, so sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 03.02.2023