Die Fersenspornabtragung ist ein operativer Eingriff zur Entfernung einer knöchernen Ausziehung am Fersenbein, wenn diese Schmerzen verursacht. Möglich ist sowohl die Abtragung eines Fersensporns im Bereich der Achillessehne als auch die Entfernung eines Knochensporns am Ansatz der Fußsohlen-Sehnenplatte (Plantaraponeurose). Letzterer stellt die häufigere Form des Fersensporns dar.
Fersensporne können offen oder in einer endoskopischen Operation mit Hilfe spezieller Geräte entfernt werden, wobei häufig auch ein Eingriff an Sehnen oder Schleimbeuteln notwendig ist.
Das Fersenbein (lat. Calcaneus) ist ein großer Fußknochen, dessen hervorstehender hinterer Bereich die Ferse bildet. An seiner oberen hinteren Kante ist die Achillessehne befestigt, die den Wadenmuskeln als Anker dient. In den unteren Rand des Fersenbeins, also im Bereich der Fußsohle, zieht eine große, flächige Sehne, die Plantarfaszie. Sie überspannt unter der Haut den gesamten Bereich der Fußsohle und verbindet die Zehen mit der Ferse. Ihre Aufgabe ist es, das Längsgewölbe des Fußes zu stabilisieren.
Bildet sich am oberen Pol des Fersenbeins ein Sporn, der sich am Ansatz der Achillessehne befindet, dann wird von einer Haglund-Exostose gesprochen. Ein solcher Fersensporn entsteht häufig durch ständiges Tragen von zu engem Schuhwerk, das genau an diesem Punkt drückt. Sind Schuhe Ursache des Fersensporns, tritt dieser häufig an beiden Fersen auf. Eine Haglund-Exostose macht sich durch Druckschmerzen und Schwellungen im Bereich der Achillessehne bemerkbar. Durch eine dauerhafte Reizung kann sich auch der Schleimbeutel der Achillessehne entzünden, was zu zusätzlichen Schmerzen, besonders beim Gehen, führt.
Der häufigere Fersensporn am Ansatz der Plantarfaszie der Fußsohle tritt gehäuft bei Menschen auf, die viel stehen, übergewichtig sind oder einen Knick-Senk-Fuß haben. Die Ferse ist dann besonders druckempfindlich und schmerzt beim Gehen und Stehen, aber auch in Ruhe. Die Schmerzen werden oft als messerstichartig empfunden und lassen nur ein humpelndes Gehen auf dem Vorfuß zu. Bei dieser Art des Fersensporns ist jedoch zu beachten, dass er bei vielen Menschen im Röntgenbild des Fußes gesehen werden kann, aber nicht immer Beschwerden verursacht. Ein sehr kleiner Fersensporn kann schlimme Schmerzen verursachen, während ein großer nicht immer Symptome hervorruft.
Beide Arten des Fersensporns verursachen Schmerzen, weil sich die neugebildete knöcherne Struktur an einer Stelle befindet, an der sonst kein Knochen wächst. Dieser zusätzliche Knochenspan reibt kontinuierlich an den Sehnen, was sehr schmerzhaft ist und zu Entzündungen der Sehnen und Schleimbeuteln führt. Dies macht sich in einer Schwellung, Überwärmung und Rötung des entzündeten Bereichs bemerkbar.
In der Regel wird zunächst versucht, die Beschwerden, die durch einen Fersensporn verursacht werden, konservativ, also ohne einen Eingriff, zu behandeln. Menschen mit einer Haglund-Exostose sollten keine engen Schuhe tragen und möglichst oft barfuß oder in Schlappen laufen. Die Fersenkappe geschlossener Schuhe sollte gut gepolstert sein und nicht auf Höhe des Fersensporns enden. Zusätzlich kann von einem Orthopädietechniker eine Fersenerhöhung als Einlage für die Schuhe angefertigt werden.
Bei Entzündungen der Achillessehne oder des Schleimbeutels können antientzündliche und schmerzstillende Medikamente eingenommen werden. Zusätzlich kann die Physiotherapie mit Kälte- oder Wärmeanwendungen die Beschwerden lindern. Menschen mit Fersenspornen der Plantarfaszie (unter der Fußsohle) sollten speziell angefertigte Einlagen tragen, die den Fuß im schmerzhaften Bereich entlasten. Auch hier können antientzündliche Medikamente sowie physiotherapeutische Anwendungen helfen.
Zeigt die konservative Behandlung eines Fersensporns keinen Erfolg, kann eine operative Abtragung dieser knöchernen Ausziehung angezeigt sein.
Ein Fersensporn kann in einer offenen Operation oder in einem endoskopischen Eingriff entfernt werden. Bei einer offenen Operation wird die Haut über mehrere Zentimeter eingeschnitten und das darunter liegende Gewebe so weit zur Seite geschoben, bis der Operateur das Fersenbein mit dem Ansatz der Sehne und dem Fersensporn sehen kann.
Anschließend wird der Sporn entfernt und die Wunde wieder vernäht. Vorteil einer offenen OP ist die bessere Übersichtlichkeit und damit eine einfachere Entfernung des Fersensporns.
Im Rahmen einer endoskopischen Operation reichen zwei kleine Hautschnitte, über die die Kamera und OP-Instrumente eingeführt werden. Es werden spezielle, sehr kleine Fräsen zur Entfernung des Sporns verwendet.
Nach erfolgreicher Operation werden die Hautschnitte vernäht. Der Vorteil der endoskopischen Methode liegt in den kleineren Hautnarben.
Bei einem Fersensporn der Fußsohle wird häufig auch die Sehnenplatte (Plantarfaszie) teilweise oder vollständig durchtrennt und gekürzt. Ist auch der Schleimbeutel entzündet oder narbig verändert, kann dieser bei der Operation ebenfalls entfernt werden.
Vor einer Operation muss eine ausführliche Krankengeschichte (Anamnese), körperliche Untersuchung und Diagnosesicherung erfolgen. Röntgenbilder in zwei Ebenen und eventuell eine Computer- oder Magnetresonanztomographie (CT beziehungsweise MRT) des betroffenen Fußes müssen angefertigt werden.
Ein operativer Eingriff ist bei Beschwerden durch einen Fersensporn nur dann angezeigt, wenn alle konservativen (nichtchirurgischen) Maßnahmen versagt haben.
Wie bei jeder Operation besteht sowohl bei der offenen als auch bei der endoskopischen Fersenspornabtragung die Gefahr von Infektionen, Wundheilungsstörungen, überschießender Narbenbildung, Nachblutungen, Thrombosen oder Embolien (Gefäßverlegungen). Weiterhin kann es während der Operation zu Verletzungen von Sehnen, Muskeln oder Nerven kommen.
Zudem ist zu beachten, dass auch nach einer operativen Entfernung des Fersensporns weiterhin Beschwerden bestehen bleiben können oder der Sporn im Laufe der Zeit nachwächst, besonders wenn dieser während der Operation nicht vollständig entfernt worden ist.
Nach einem Eingriff sollte der operierte Fuß möglichst oft hochgelegt und gekühlt werden. In den ersten zwei Wochen nach der Operation sollte der Fuß nur teilbelastet werden, was ein Gehen mit Gehstützen notwendig macht. Nach Entfernung einer Haglund-Exostose (Fersensporn der Achillessehne) sollten Fersenpolster in den Schuhen getragen werden, die den Absatz um etwa einen Zentimeter erhöhen. Dadurch wird die Achillessehne entlastet. Eine Ruhigstellung im Gips ist nur in seltenen Fällen notwendig.
Trotz erfolgreicher Entfernung des Fersensporns wird den Patienten dazu geraten, auch nach der Operation weiterhin entsprechende Einlagen und geeignetes Schuhwerk zu tragen, um ein erneutes Auftreten der Beschwerden zu verhindern.
Bei richtiger Durchführung der Operation sind die Erfolgsaussichten der Fersenspornabtragung sehr gut. Die meisten Patienten berichten nach einem Eingriff über deutlich gebesserte Symptome bis hin zur vollständigen Schmerzfreiheit. Allerdings kann ein Erfolg wie bei jeder Operation nicht garantiert werden und es kann immer vorkommen, dass sich erneut ein Fersensporn entwickelt, der wieder Beschwerden verursacht.
Eine abschließende Beurteilung des Ergebnisses ist erst einige Monate nach der Operation möglich, wenn die Wundheilung vollständig abgeschlossen ist.
Eine nicht-invasive (schnittlose) Behandlungsmethode bei Fersenspornen ist die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Dazu werden energiereiche Stoßwellen von einem speziellen Gerät erzeugt und über ein Wasserkissen auf den zu behandelnden Fersensporn übertragen. Damit können die Fersensporne und andere Verkalkungen in feine Teile zertrümmert werden, die anschließend vom Köper selbst resorbiert (wieder aufgenommen) werden. Zur vollständigen Entfernung von Fersenspornen sind mehrere Anwendungen der ESWT notwendig, die im Abstand von einer Woche erfolgen sollten. Die Therapie kann ambulant erfolgen.
aktualisiert am 11.12.2020