Eine Stoßwellenbehandlung in der Orthopädie kann hauptsächlich bei einigen Sehnenerkrankungen sinnvoll sein. Zu den Einsatzgebieten gehören beispielsweise Tennisellenbogen und Fersensporn. Genauer wird die Behandlung als ESWT (Extrakorporale Stoßwellentherapie) bezeichnet. Es handelt sich um die Anwendung von einer Art Druckwellen, die gezielt auf bestimmte Gewebeveränderungen einwirken.
Eine Behandlung mit Stoßwellen, die sonst vor allem bei der Zertrümmerung von Nieren- oder Gallensteinen zum Einsatz kommt, ist in der Orthopädie sinnvoll bei bestimmten Sehnenveränderungen. Dazu gehören:
Verschiedene Ursachen können zu diesen Veränderungen führen. Sehr oft ist eine Überbelastung der Auslöser der Erkrankung, wie beim Tennis- oder Golferellenbogen, was selbstverständlich nicht nur beim Tennis oder Golf, sondern bei vielen Sportarten, Berufen und weiteren Beanspruchungen entstehen kann. Ebenfalls kann ein Sehnenverschleiß vorliegen. Auch bei einer Enge des Gewebes um die Sehne herum oder bei anderen ungünstigen anatomischen Gegebenheiten kann es zu entsprechenden Veränderungen kommen. Manchmal kann auch keine sichere Ursache gefunden werden, z. B. auch bei der Kalkschulter, bei der der Mechanismus der Kalkentstehung noch ungeklärt ist. Vermutet werden dabei Durchblutungsstörungen.
Im Vordergrund stehen bei den meisten dieser Syndrome Schmerzen an der jeweiligen Sehne, besonders bei Bewegung. Bei Druck auf die betroffene Struktur nehmen die Schmerzen zu. Ebenso ergibt sich eine Bewegungseinschränkung, die zu starken Beeinträchtigungen im Alltag und im Beruf führen kann.
Es erfolgt die Anamnese (Patientenbefragung), durch die oft schon ein Verdacht auf eine Erkrankung geäußert werden kann. Ebenso erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der ein Druckschmerz ausgelöst werden kann. Etwaige Kalkablagerungen sind im Röntgen sichtbar, manchmal sind auch andere bildgebende Verfahren sinnvoll.
Andere Ursachen für Schmerzen in diesen Körperbereichen müssen von den Sehnenveränderungen unterschieden werden. Dazu gehören unter anderem Gelenkerkrankungen (Arthrose = Gelenkverschleiß) oder Veränderungen nach Verletzungen (Prellungen).
Stoßwellen sind kurzzeitige Druck- beziehungsweise Schallstöße, die in ähnlicher Form auch in ganz anderen Zusammenhängen vorkommen, beispielsweise bei Flugzeugen, die die Schallmauer durchbrechen. Stoßwellen zur Behandlung von Erkrankungen besitzen meist eine niedrige Energie. Wichtige Einsatzgebiete sind die Stoßwellen-Zertrümmerung von Nierensteinen und Gallensteinen, aber auch Krankheiten des Bewegungsapparates. Die Methode, die in der Orthopädie durchgeführt wird, wird auch Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) oder Radiale Stoßwellentherapie (RSWT) genannt.
In aller Regel wird zur Stoßwellenbehandlung keine Betäubung benötigt. Der behandlungsbedürftige, schmerzende Körperbereich wird ertastet beziehungsweise durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt. Daraufhin wird der Schallkopf des Gerätes genau auf die Stelle gerichtet. Vom Stoßwellengerät werden während der Behandlungssitzung einige tausend Impulse abgegeben. Dies kann durch die fehlende Betäubung ein unangenehmes Gefühl auslösen.
Meist sind drei bis fünf Stoßwellenbehandlungen notwendig, zwischen denen jeweils höchstens eine Woche liegen sollte.
Manchmal können nach der Stoßwellenbehandlung Schwellungen oder Blutergüsse vorkommen. Schmerzen können zunächst verstärkt werden. Auch Blutungen in das Gewebe können durch die Stoßwellen verursacht werden. Die Gefahr hierfür ist höher, wenn der Patient ein Arzneimittel einnimmt, das die Blutgerinnung negativ beeinflusst. Die Sehne kann durch die Stoßwellenbehandlung reißen, wenn schon eine Vorschädigung vorhanden ist. In seltenen Fällen können sich Blutgerinnsel bilden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Eine Stoßwellentherapie ist vor allem beim Fersensporn und beim Tennisarm erfolgreich. Die Aussichten auf ein gutes Ergebnis werden zwischen 50 und 70 Prozent angegeben. Die größtmögliche Schmerzlinderung wird jedoch oft erst nach drei Monaten oder später erreicht.
In vielen Fällen genügt bei diesen Sehnenerkrankungen eine nichtoperative Therapie. Die betroffene Gliedmaße beziehungsweise Körperbereich wird ruhiggestellt, etwa mit einem straffen Verband oder manchmal auch mit einem Gips. Medikamente zur Schmerzhemmung können gegeben werden. Eine Kühlung des Bereiches kann ebenfalls Linderung bringen. Gezielte, schonende Krankengymnastik ist sinnvoll.
Manchmal kann zur Behandlung der Sehnenveränderung auch eine Operation notwendig werden. Dabei werden dann meist die schmerzhaften Sehnenansätze vom Knochen abgetrennt.
Der Patient sollte vor der Behandlung mit Stoßwellen bei seiner Krankenversicherung nachfragen, inwieweit die Kosten durch diese getragen werden. Gesetzliche Krankenkassen zahlen die Behandlung meist nicht.
In vielen Fällen müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Stoßwellentherapie abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Bei einer Belastung der Sehne oder anderen anatomischen Struktur sollten keine starken Schmerzen auftreten. Dies gibt vor, in welchem Ausmaß eine Bewegung möglich ist.
Bestimmte Arzneimittel, beispielsweise Voltaren®, Ibuprofen® oder Cortison, sollten nach der Stoßwellenbehandlung für einige Wochen nicht eingenommen werden. Der behandelnde Arzt kann dazu gegebenenfalls ein Ersatzmedikament verschreiben. Eine Kühlung der Stelle ist sinnvoll.
aktualisiert am 15.09.2021