Bei Brustkrebs (Mammakarzinom) kann es neben der operativen Therapie sowie der Bestrahlung und Chemotherapie sinnvoll sein, eine Hormontherapie durchzuführen. Hierzu stehen verschiedene Präparate zur Verfügung.
Brustkrebs (Mammakarzinom) ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung von Frauen. Etwa 1/4 aller Krebserkrankungen bei weiblichen Personen entfällt auf Brustkrebs. Selten können auch Männer an Brustkrebs erkranken. Meist ist keine direkte Ursache festzustellen. Risikofaktoren bestehen in Brustkrebserkrankungen von Verwandten, früher erster Menstruation und spätem Eintreffen der Wechseljahre sowie Kinderlosigkeit oder später Erstschwangerschaft. Ebenfalls sind Rauchen, Alkoholkonsum, Strahlenbelastung und ein hoher Fettanteil in der Nahrung förderlich für die Brustkrebsentstehung. Eine große Rolle spielen aber auch die Hormone, so dass eine Hormonbehandlung helfen kann.
Bei Brustkrebs bemerkt die Patientin oftmals zunächst keine Beschwerden. Ein Knoten in der Brust wird häufig selbst ertastet. Es können oft äußerlich feststellbare, oft unspezifische Symptome und Veränderungen vorliegen, z. B. Verziehungen der Brust, Größenunterschiede oder Auffälligkeiten der Haut. Manchmal bestehen auch Schmerzen oder ein Ausfluss aus der Brustdrüse. Durch die unkontrollierte Wucherung und die Absiedlung von Tochtergeschwülsten endet die Erkrankung ohne Behandlung im späteren Stadium fast immer tödlich.
Eine Hormonbehandlung ist insbesondere dann angezeigt, wenn die Tumoren bereits eine große Ausbreitung unter Einbeziehung von Haut oder Brustwand besitzen oder wenn die ableitenden Lymphknoten befallen sind. Ebenso ist eine Hormontherapie oft angezeigt bei Tochtergeschwülsten in anderen Körperbereichen (Metastasen) oder bei einem erneuten Auftreten des Tumors nach einer Behandlung (Rezidiv).
Die Brustdrüse unterliegt mehreren hormonellen Einflüssen, da sie zu den Geschlechtsorganen der Frau zählt. Die wichtigsten Hormone stellen die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene und Gestagene) dar. Durch die normale Hormonkonzentration wird die Funktion der Brust aufrechterhalten. Da das Brustkrebsgewebe von normalen Brustdrüsenzellen abstammt, ist es sensibel auf Östrogene. Diese bewirken ein Wachstum der Geschwulst.
Durch eine Hormontherapie wird die Wachstumsstimulation vermindert, die durch die Öströgene bewirkt wird.
Sehr wichtig für die Erkennung eines bösartigen Tumors in der Brust ist die eigene Abtastuntersuchung, die von jeder Frau einmal monatlich vorgenommen werden sollte. Am besten funktioniert der Selbsttest in der Zeit während oder kurz nach der Regelblutung. Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt werden bei Frauen ab dem 30. Lebensjahr durchgeführt.
Beim Arzt erfolgt zunächst eine Befragung der Patientin (Anamnese), daraufhin ebenfalls eine körperliche Untersuchung, bei der unter anderem die Brüste sowie auch Lymphknoten abgetastet werden. Es wird eine Mammographie (Röntgenuntersuchung der Brust) durchgeführt, oftmals ebenfalls eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Falls ein Ausfluss aus der Brust besteht, wird dieser im Labor untersucht. Bisweilen kann auch eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung der Drüse sinnvoll sein. Eine sichere Diagnose ist meist nur durch eine feingewebliche Untersuchung nach einer Biopsie (Probeentnahme) oder nach der Operation selbst möglich.
Bösartige Tumore in der Brust müssen von gutartigen Befunden und entzündlichen Veränderungen unterschieden werden.
Neben einer Operation, einer Strahlenbehandlung und einer Chemotherapie kann bei bestimmten Voraussetzungen eine medikamentöse Hormonbehandlung sinnvoll sein. Die Behandlung ist möglich mit verschiedenen hormonellen Wirkstoffen mit unterschiedlichen Handelsnamen. Die Wahl der Methode und des Präparats sowie die Zeit der Therapie richtet sich unter anderem nach der Ausdehnung des Tumors, nach dem Lebensalter sowie nach dem Gesundheitszustand der Patientin. Da die Wirkung bestimmter Hormone gehemmt wird, handelt es sich eigentlich um eine Anti-Hormon-Therapie. Mehrere Wirkstoffe können gelegentlich auch als Kombination gegeben werden. Bei Wirkungslosigkeit oder schlechter Verträglichkeit kann sich ein Wechsel des Präparats empfehlen.
GnRH-Analoga sind Wirkstoffe, die dem Hormon GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) mehr oder weniger entsprechen. Sie werden insbesondere bei jüngerem Alter der Patientin bis zu den Wechseljahren gegeben. Durch GnRH wird in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) die Stimulation zur Freisetzung von Hormonen der Eierstöcke vermindert. Es erfolgt einmal monatlich eine Depot-Spritze unter die Haut oder in den Gesäßmuskel.
Antiöstrogene sind Wirkstoffe, die die Östrogenwirkung behindern. Auf diese Weise bewirken Antiöstrogene vielfach eine Wachstumshemmung der Krebsgeschwulst, da das bösartige Gewebe oft durch Östrogen stimuliert wird. Zu den Antiöstrogenen gehört der Wirkstoff Tamoxifen. Antiöstrogene kommen vor allem nach den Wechseljahren sowie nach Operationen zum Einsatz. Ebenfalls stellen sie den primären Wirkstoff der Hormontherapie dar, wenn die Geschwulst erneut auftritt, z. B. bei Tochtergeschwülsten (Metastasen), örtlichem erneuten Wachstum (Rezidiv) oder auch bei Flüssigkeitsansammlungen (Ergüssen) von Bauchfell und Lungenfell. Meist werden die Antiöstrogene als Tabletten gegeben.
Aromatase-Hemmer sind Medikamente, die körpereigene Stoffe behindern, die für die Bildung weiblicher Hormone benötigt werden. Es kommt zu einer Verringerung der Östrogenmenge. Eingesetzt werden Aromatase-Hemmer lediglich, wenn die Antiöstrogen-Gabe keine ausreichende Wirkung zeigt. Auch Aromatase-Hemmer werden als Tabletten eingenommen.
Gestagene sind eine Art der Geschlechtshormone, die den im Eierstock gebildeten Gelbkörperhormonen ähneln und in der Hirnanhangdrüse die Freisetzung anderer Geschlechtshormone unterbinden. Es ergibt sich insbesondere bei Gabe größerer Mengen von Gestagenen ebenfalls ein vermindertes Wachstum des Krebsgewebes. Eine Gestagentherapie wird ebenfalls erst vorgenommen, wenn andere Hormonbehandlungen keine ausreichende Wirkung zeigen. Gestagene gibt es als Tabletten sowie als Grundstoff für Injektionen oder trinkbarer Präparate.
Neben der Entfernung des Tumors selbst kann insbesondere vor Eintritt der Wechseljahre auch eine Entfernung der Eierstöcke vorgenommen werden. Dies stellt gewissermaßen eine Art der Hormontherapie dar, weil nach kompletter Beseitigung der beiden Eierstöcke (bilaterale Ovarektomie) der wichtigste Bildungsort der weiblichen Geschlechtshormone nicht mehr vorhanden ist. Der Eingriff wird aber nur selten durchgeführt, da nicht nur die Operation selbst, sondern auch der dauerhafte Wegfall verschiedener Hormone Komplikationen bedingen kann. Zum Einsatz kommt die Methode vor allem bei schlechter Verträglichkeit von GnRH-Analoga.
Durch die Hormonbehandlung wird die Östrogenkonzentration vermindert. Dadurch kommt es bei jüngeren Patientinnen zu einem künstlichen Eintritt der Wechseljahre mit ausbleibender Regelblutung, vermehrtem Schwitzen und Hitzegefühl, Stimmungsstörungen und Libidoverlust. Ebenfalls kann die Patientin durch die Behandlung an Körpergewicht zunehmen. Diese Auswirkungen verschwinden meist nach beendeter Behandlung wieder.
Ebenfalls kann sich bei älteren Patientinnen ein Beschwerdebild ähnlich der Wechseljahre, ebenfalls mit erhöhtem Körpergewicht, Stimmungsstörungen sowie Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) ergeben.
Werden die Wirkstoffe injiziert, so können sich Schmerzen und Schwellungen sowie selten Entzündungen, Blutungen, Nervenschädigungen oder Gewebeuntergang (Nekrose) ausbilden.
Durch GnRH-Analoga ergeben sich vorübergehende Beschwerden, die den Auswirkungen der Wechseljahre ähneln.
Bei Antiöstrogenen können sich trockene Haut und Schleimhaut ergeben. Es besteht oft ein Juckreiz sowie ein Ausfluss. Sehr selten kommt es zu Auswirkungen auf die Schleimhaut der Gebärmutter, das Krebsrisiko ist dort etwas erhöht.
Bei der Gabe von Aromatase-Hemmern können sich Allgemeinsymptome wie Kopfschmerz, Magen-Darm-Probleme oder Leistungseinschränkungen ergeben. Mäßiger Haarausfall kann auftreten.
Durch Gestagene kann es zu Krämpfen der Muskulatur kommen. Durch Flüssigkeitsansammlungen kann sich eine vermehrte Belastung des Herzens ergeben. Thrombosen (Blutgerinnsel) können sich bilden.
Die Prognose ist von verschiedenen Faktoren abhängig, unter anderem dem Zeitpunkt der Feststellung beziehungsweise der Ausdehnung des Tumors, der möglichen Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten) in Lymphknoten und anderen Körperbereichen sowie einer angemessenen Therapie. Da die Hormonbehandlung oftmals bei bereits fortgeschrittenen Tumoren oder bei vorhandenen Tochtergeschwülsten eingesetzt wird, ist in diesen Fällen meist eine Heilung nicht mehr möglich und die Prognose dementsprechend eingeschränkt.
Die Termine für die Therapiesitzungen und auch für anstehende Untersuchungen sollten genau eingehalten werden, damit sich eine optimale Wirkung entfalten kann.
Verschriebene Arzneimittel sollten regelmäßig eingenommen werden.
Sollten sich Beschwerden ergeben, die durch die Medikamentenwirkung hervorgerufen werden können, sollte der Arzt darüber informiert werden.
aktualisiert am 02.03.2023