Die Kneipptherapie ist ein nach seinem Begründer, dem Allgäuer Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897), benannter Therapieplan. Kneipp erkrankte mit 24 Jahren an Tuberkulose, damals eine lebensbedrohliche Krankheit, und wurde mittels Wassertherapie innerhalb von fünf Jahren geheilt. Daraufhin entwickelte er die nach ihm benannte Behandlungsmethode, die nicht nur aus Wasseranwendungen, sondern auch aus mehreren anderen Therapieelementen besteht und eine vorbeugende und heilende Wirkung bei vielen Beschwerdebildern besitzt.
Die Kneipptherapie ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz, da sie auf die Gesundheit von Körper, Geist und Seele abzielt. Es sind über 120 unterschiedliche Behandlungen bei der Kneipptherapie bekannt, die in fünf Gruppen, die sogenannten Säulen, aufgeteilt sind.
Die erste Säule der Kneipptherapie ist die Wassertherapie oder Hydrotherapie, davon stellt eine wesentliche Behandlungskomponente, die auch die bekannteste ist, das Wassertreten dar. Diese und andere Wasseranwendungen dienen der Hygiene und der Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte. Die Wirkung ergibt sich durch die Reaktion des Körpers auf die Temperatur des Wassers und zum Teil auch durch den mechanischen Reiz. Es hängt von der Behandlungsform beziehungsweise der Erkrankung ab, ob bei der Kneipptherapie kaltes, warmes oder heißes Wasser benutzt wird. Ebenfalls gibt es Anwendungen mit Wasserdampf. Der Erfolg einzelner Anwendungen bei der Kneipptherapie hängt auch mit der Tageszeit zusammen. Konkret sollen daher bei einer Kneipptherapie z.B. morgens kaltes Waschen, mittags kalte Armbäder und abends Wassertreten oder Schwimmen erfolgen.
Bei der Bewegungstherapie, dem zweiten Prinzip der Kneipptherapie, soll der Mensch durch Aktivität gestärkt werden. Die Übungen sollen weder zu belastend noch zu leicht sein. Täglich sollte mindestens 20 Minuten Bewegung und Ausdauer trainiert werden. Beim Wassertreten besteht eine enge Verbindung zwischen Bewegungstherapie und Wassertherapie.
Als dritte Säule der Kneipptherapie ist die Phytotherapie eine Behandlung mit pflanzlichen Stoffen, die beispielsweise als Tee eingenommen werden.
Die vierte Säule ist die Ernährung, bei der auf Vollwertkost und eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden soll.
Das fünfte wichtige Element der Kneipptherapie ist die Ordnungstherapie. Dabei soll der Mensch durch Tagesrhythmik und seelisches Gleichgewicht seine Gesundheit erhalten und verbessern. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Kneipptherapie das Ziel hat, den menschlichen Organismus widerstands- und leistungsfähiger zu machen und den Heilverlauf bei verschiedenen Krankheiten positiv zu beeinflussen. Die einzelnen Therapieelemente sollen anhand einer vorherigen Untersuchung und Befragung des Patienten individuell ausgewählt werden. Die Kneipptherapie ist besonders wirksam, wenn sie als Kuraufenthalt durchgeführt wird. Eine Kneippkur sollte mindestens drei oder vier Wochen dauern. Die einzelnen Anwendungen der Kneipptherapie können allerdings auch zu Hause problemlos durchgeführt werden.
Einerseits dient die Kneipptherapie zur Vorbeugung verschiedener Erkrankungen sowie zu einer allgemeinen Erhöhung der Lebenskraft. Die Selbstheilungskräfte und das Abwehrsystem sollen durch eine Kneipptherapie angeregt werden. Auf der anderen Seite werden Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen, Durchblutungsstörungen, Depressionen und andere psychische Störungen, Gelenkbeschwerden oder chronische Entzündungen innerer Organe unterstützend mittels einer Kneipptherapie behandelt.
Gerade auch in der Rehabilitation kann eine Kneipptherapie eine nützliche Maßnahme darstellen.
Nebenwirkungen sind so gut wie nicht bekannt.
Eine Kneipptherapie sollte nicht bei schweren Infektionen oder bei größeren Verletzungen zum Einsatz kommen. Bei schwerwiegenden Erkrankungen darf auf eine erforderliche schulmedizinische Therapie nicht verzichtet werden.
Letzte Aktualisierung am 29.05.2020.