Eine Entfernung der Lymphknoten im Halsbereich wird Neck dissection genannt. Ein solcher Eingriff ist in der Regel dann erforderlich, wenn diese von Tochtergeschwülsten bösartiger Tumore befallen sind oder ein hochgradiger Verdacht darauf besteht.
Bei bösartigen Tumoren können sich Absiedlungen (Metastasen) entwickeln, die durch die Lymph- oder Blutbahn in andere Organe transportiert werden. Nicht selten betroffen sind die Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit aus der Region des Ursprungstumors abgeleitet wird. Die Lymphknoten filtern dort gewissermaßen die Tumorzellen heraus. Sind Lymphknoten am Kopf- und Halsbereich betroffen, so sollten sie herausgeholt werden (Neck dissection), damit die Metastasen beseitigt sind und nicht noch weiter streuen.
Häufige Ursprungstumore, bei denen oft eine Lymphknotenentfernung am Hals erforderlich sind, sind Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom), Mundrachenkrebs (Pharynxkarzinom), Schilddrüsenkrebs, Mundhöhlenkrebs, bösartige Speicheldrüsentumore sowie seltener auch andere bösartige Tumore von Kopf, Hals, Brustbereich oder weiterer Körperteile.
Eine konkrete Ursache für diese Krebsformen kann zumeist nicht gefunden werden. Es gibt einige Risikofaktoren, unter denen die Gefahr für den jeweiligen Tumor zunimmt, z. B. sind dies für den Kehlkopf- oder Rachentumor vor allem Rauchen und Alkoholkonsum.
Abhängig vom ursprünglichen bösartigen Tumor, von dem die Metastasen ausgehen, können ganz verschiedene Symptome bestehen. Oft wird zunächst keine Veränderung bemerkt. Bei Kehlkopfkrebs kann es unter anderem zu Heiserkeit und Husten kommen. Bei Rachenkrebs kann es zu Atem- und Schluckbeschwerden kommen. Bei Schilddrüsenkrebs wird oft zuerst ein anwachsender Knoten am Hals bemerkt.
Lymphknotenmetastasen am Hals können als verdickte Strukturen tastbar sein. Manchmal kommt es zu Schmerzen. Der Tumor kann auch in benachbartes Gewebe einwachsen. Bei größerer Ausdehnung kann es zu Atembeschwerden, Schluckproblemen und Nervenausfällen kommen.
Es erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese). Daraufhin wird eine körperliche Untersuchung, unter anderem durch Abtasten, durch den Arzt vorgenommen. Ebenfalls erfolgt eine Untersuchung, die auf den feststehenden oder vermuteten Ursprungstumor abgestimmt ist (z. B. Rachenspiegelung). Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Röntgen und Computertomographie kann der Befund oft dargestellt werden. Mögliche weitere Metastasen sollten gesucht werden. Es kann auch eine Gewebeprobe entnommen werden (Biopsie) und einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) unterzogen werden.
Entzündungen und andere Tumore können ebenfalls zu Verdickungen am Hals und ähnlichen Beschwerden führen.
Vor allem eine Bestrahlung, aber auch eine Chemotherapie kann als Zusatzmaßnahme zu einer Operation oder bei nicht operierbaren Tumoren sinnvoll sein.
Die Operation zur Ausräumung der Lymphknoten in der Halsgegend (Neck dissection) erfolgt in Vollnarkose.
Es wird ein Einschnitt der Haut vor dem so genannten Kopfnickermuskel, der sich seitlich am Hals befindet, durchgeführt. Ein- oder beidseitig werden dann die Lymphknoten zusammen mit den Lymphgefäßen herausgeholt. Wie viele Lymphknoten und -gefäße entfernt werden, richtet sich nach dem Befall beziehungsweise der Gefahr, dass eine Streuung möglich ist. Eventuell muss der Schnitt zum Schlüsselbein hin erweitert werden.
Es kann erforderlich sein, weitere Gewebeanteile in der Umgebung mit herauszunehmen, z. B. Muskeln, Gefäße, Nerven, Drüsen oder noch andere Lymphknoten. Auch bei Komplikationen kann es notwendig werden, weitere Maßnahmen durchzuführen, die nicht geplant waren.
Verletzungen von umliegenden anatomischen Strukturen und Organen sind möglich. Bei Nervendurchtrennung kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungen und weiteren Ausfallerscheinungen kommen. Blutungen und Nachblutungen können auftreten. Schwellungen sind möglich. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können entstehen, daraus können Funktionseinschränkungen und ästhetische Auswirkungen resultieren. Auch wenn viel Gewebe herausgenommen werden muss, kann es zur auffälligen Formveränderungen kommen. Bei Verletzung des Hohlraums, in dem sich die Lunge befindet (Rippenfell), kann es zum Einstrom von Luft kommen (Pneumothorax), was die Lungenfunktion erheblich beeinträchtigen kann. Ein Lymphaufstau des Brustmilchgangs mit Schwellung ist (meist linksseitig) möglich. Beim äußerst seltenen Verlust beziehungsweise Verschluss beider tiefer Halsvenen kann es zu einer gefährlichen Blutstauung kommen. Allergien auf verwendete Substanzen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose ist hauptsächlich davon abhängig, wie weit sich der Tumor schon im Körper verbreitet hat, ob der Ursprungstumor und die Tochtergeschwülste (Metastasen) in den Lymphknoten vollständig beseitigt werden können und ob bereits an anderen, entfernten Stellen Metastasen vorhanden sind.
Das Herausoperieren auch größerer Bereiche von Lymphbahnen und -knoten hat für die Funktion keine großen Auswirkungen.
Oftmals müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Der Patient sollte den Kopf-Hals-Bereich schonen. So sollten keine heftigen und schnellen Bewegungen ausgeführt werden. Wundschorf sollte belassen werden, bis er von selbst abfällt. In der ersten Zeit sollte sich der Patient in der Wundgegend nicht waschen und rasieren.
Eine krankengymnastische Behandlung ist in dem Fall notwendig, wenn die Schulter nicht mehr richtig bewegt werden kann oder dort Schmerzen auftreten.
Zeigen sich Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte umgehend der Arzt konsultiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023