Die Durchführung einer Chemoprophylaxe ist bei Reisen in Malariagebiete mit hohem Übertragungspotential grundsätzlich indiziert. Mangels Verfügbarkeit eines Impfstoffes bilden die Säulen der Vorbeugung (Prophylaxe) vor einer Malaria weiterhin zum einen die Expositions- sowie medikamentöse Chemoprophylaxe.
Wegen der zunehmenden Resistenzentwicklung bei der Chemoprophylaxe ist die Expositionsprophylaxe von besonderer Bedeutung. Bei der Expositionsprophylaxe wird dem Reisenden weiterhin die Anwendung von Moskitonetzen, das Einreiben unbedeckter Hautstellen mit Repellents (Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden und vor Stichen schützen), das Tragen von hautbedeckender, heller Kleidung sowie der Aufenthalt in mückensicheren Räumen.
Als empfohlene Repellents gelten Präparate, die DEET oder Byrepel enthalten. Die Durchführung einer Chemoprophylaxe ist bei Reisen in Malariagebiete mit hohem Übertragungspotential grundsätzlich empfehlenswert.
Die Entscheidung über die Art der Malariaprophylaxe muss anhand des Reisezieles, der Reisezeit, der Aufenthaltsdauer und des Reisestils individuell für den Reisenden getroffen werden. Insbesondere sind dabei auch ggf. Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten sowie eine sonstige Medikamenteneinahme bei der Verordnung berücksichtigt werden. Bei den "Stand-by"-Präparaten (Präparate, die bei Auftreten von Symptomen eingenommen werden) stehen seit einigen Jahren weiterhin unverändert Arthemether/Lumefantrin (Riamet®), Atovaquon/Proguanil (Malarone®), Chloroquin (Resochin®, Weimerquin®) sowie Mefloquin (Lariam®) zur Verfügung.
Zur medikamentösen Chemoprophylaxe wird von der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (DTG) derzeit entweder Mefloquin, Atovaquon/Proguanil oder Doxycylin-Monohydrat für Hochrisikogebiete, in denen überwiegend Mefloquin-sensible Plasmodium falciparum-Stämme vorkommen, empfohlen. Dazu gehören Afrika südlich der Sahara, Papua Neuguinea, Salomonen, Indonesien östlich von Bali, Indien nördlich der Linie Madras-Goa, in den Südprovinzen von Nepal (Terai), Bangladesh, Brasilien (nur in Rondonia, Roraima, Amapa).
In Regionen, in denen Mefloquin-resistente Stämme vorkommen, wird die Chemoprophylaxe mit Atovaquon/Proguanil oder Doxyzyklin empfohlen. Dazu gehören Trat, Tak (Thailand), die thailändischen Grenzgebiete zu Myanmar, Laos und Kambodscha. Die Kombination von Chloroquin und Proguanil (Paludrine® )sowie Sulfadoxin-Pyrimethamin (Fansidar®) sind aus der Liste der wirksamen Chemoprophylaktika gestrichen.
Von besonderer Bedeutung für die reisemedizinische Beratung ist die klare Empfehlung der DTG zu Doxyzyklin in Regionen mit Vorkommen von Mefloquin-empfindlichen oder resistenten Plasmodium falciparum-Stämmen. Doxycylin ist in Deutschland als Chemoprophylaktikum gegen Malaria nicht zugelassen. In anderen Ländern, wie zum Beispiel USA und Australien, wie auch von der WHO wird es zur Vorbeugung empfohlen. Studien belegen die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Substanz. Daher ist nach der Empfehlung der DTG eine "off-label"-Verwendung von Doxycyclin durchaus gerechtfertigt und prinzipiell möglich, insbesondere wenn hierfür Gründe vorliegen, die die Anwendung anderer Präparate ausschließen.
Aus forensischen Gründen empfiehlt es sich jedoch den Reisenden auf die Tatsache der Nichtzulassung für diese Indikation und dem damit verbundenen Ausschluss der Produkthaftung durch den Hersteller hinzuweisen. Im Praxisalltag bedarf die Verordnung einer entsprechenden Packungsgröße von Doxyzyklin (zum Beispiel werden für einen 3-wöchigen Tanzania-Aufenthalt 50 Tabletten à 100 mg benötigt) etwas Rechenkünste, da entsprechende Großpackungen nur von wenigen Herstellern angeboten werden. A
ls Prophylaxeschema für Doxzyklin gilt 1 bis 2 Tage vor bis 4 Wochen nach Aufenthalt im Malariagebiet täglich 100 mg. Bei der Verordnung von Doxyzyklin ist die Verordnung der galenischen Form als Monohydrat wegen der besseren Magen-Darm-Verträglichkeit zu bevorzugen. In Anbetracht der vergleichsweise niedrigen Kosten und der guten Verträglichkeit dürfte Doxycyclin jetzt nach der Empfehlung der DTG eine willkommene Alternative zu den etablierten Orginalpräparaten darstellen.
Letzte Aktualisierung am 28.08.2017.