In bestimmten Fällen wird für eine Operation bei Netzhautablösung ein Gas verwendet. Das Gas wird hierbei als Mittel genutzt, die Netzhaut von innen an die weiter außen liegenden Schichten des Augapfels zu drücken. Die Netzhaut liegt dadurch wieder stabil auf der Aderhaut. Das eingefüllte Gas wird innerhalb einiger Wochen vom Körper wieder aufgenommen (resorbiert). In der Zwischenzeit müssen Operierte vor allem zwei Anweisungen beachten: Sie dürfen keine Flüge antreten und sollen eine bestimmte Kopfhaltung einhalten.
Um eine Netzhautablösung (Ablatio retinae, Amotio retinae) operativ zu behandeln, stehen grundsätzlich zwei Ansätze zur Verfügung. Neben der eindellenden Operation von außen, zum Beispiel durch Aufbringen einer Plombe, gibt es auch die Möglichkeit, über eine Glaskörperentfernung (Pars-plana-Vitrektomie) die Ablösung zu beheben. Dabei wird der Glaskörper, eine durchsichtige, gallertartige Struktur im Inneren des Auges, vorsichtig zerkleinert und herausgesaugt. Zunächst wird dann eine schwere Flüssigkeit eingefüllt, die die Netzhaut nach außen drückt und anlegt. Im Anschluss können weitere Maßnahmen erfolgen, insbesondere um die Netzhaut mit den anderen Schichten zu verbinden, wie eine Laserbehandlung oder eine Vereisung (Kryotherapie). Die schwere Flüssigkeit wird schließlich herausgesaugt und der fehlende Glaskörper meist durch ein Öl oder ein Gas ersetzt. Beides führt zu einem anhaltenden Druck von innen gegen die Netzhaut, die dadurch mit der Aderhaut in Kontakt bleibt. In schwierigen Fällen wird eher Öl verwendet, bei verhältnismäßig einfachen Verhältnissen eignet sich meist Gas. Hierzu können verschiedene Gasgemische verwendet werden.
Nach der Operation ist mit einigen weiteren Tagen Aufenthalt in der Augenklinik zu rechnen.
Während ein Öl nach einigen Monaten wieder aus dem Auge abgelassen werden muss, nimmt der Körper das Gas nach und nach wieder auf. Eine zweite Operation ist nach Gaseinfüllung also nicht notwendig. Zwei bis acht Wochen kann es im Normalfall dauern, bis alles Gas resorbiert wurde und sich nur noch Flüssigkeit im Glaskörperraum befindet. Während die Gasblase im Auge ist, kann das Auge nicht richtig sehen – das Gas führt zu einer stark veränderten Lichtbrechung. Das Sehen ist unscharf und die Fläche zwischen dem Gas und der Flüssigkeit stört die Sicht erheblich.
Wer an der Netzhaut operiert wurde und Gas ins Auge eingeführt bekommen hat, darf keine Flugreisen unternehmen. Ebenso darf kein Aufstieg in zu große Höhen (über 1500 Meter) erfolgen. Sowohl beim Fliegen als auch in den Bergen in größerer Höhenlage wird der Luftdruck der Umgebung dünner als unten. Das führt wiederum zu einer Ausdehnung des Gases im Augeninneren und zu einem Druck auf die Netzhaut oder andere Strukturen. Schäden können die Folge sein. Wenn sich das Gas im Auge nach einigen Wochen aufgelöst hat, spricht nichts mehr gegen einen Höhenaufenthalt oder einen Flug.
Mit dem Gas im Auge ist es wichtig, den Kopf in einer bestimmten Lage zu halten. Welche Lage das ist, wird vom augenheilkundlichen Team mitgeteilt. Häufig muss der Kopf mit dem Gesicht nach unten gelagert werden. Das Gas steigt dann nach oben, in diesem Fall an die Rückseite des Augeninneren, und die Blase drückt die Netzhaut an die restliche Augenwand. Wenn sich Netzhautriss, Netzhautloch beziehungsweise Netzhautablösung seitlich befinden, wird der Kopf entsprechend zu einer Seite hin gehalten. Meist nicht zu empfehlen ist eine Kopfposition mit Blick nach oben, da das Gas dann gegen empfindliche Strukturen wie die Augenlinse steigt.
Die weiteren Hinweise entsprechen denen zur Nachsorge bei allen Netzhautoperationen. Unter anderem darf das Auge keinen größeren Erschütterungen ausgesetzt sein. Auf Lesen muss ebenso wie auf Sport zunächst verzichtet werden. Worauf beim Verhalten besonders zu achten ist, teilt auch die Augenklinik oder die Praxis mit.
Klinikum der Universität München – Pars Plana Vitrektomie: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Augenklinik-und-Poliklinik/de/Schwerpunkte/Netzhaut/Ablatio/ppv/index.html (online, letzter Abruf: 03.06.2022)
Deutsches Ärzteblatt, Nicolas Feltgen; Peter Walter – Rissbedingte Netzhautablösung - ein ophthalmologischer Notfall: https://www.aerzteblatt.de/archiv/152678/Rissbedingte-Netzhautabloesung-ein-ophthalmologischer-Notfall (online, letzter Abruf: 03.06.2022)
Gesundheitsberater Berlin, Matthias Lehmphul – OP-Report: Gasdruck statt Glaskörper: http://www.gesundheitsberater-berlin.de/kliniken/dossier/op-report-gasdruck-statt-glaskorper (online, letzter Abruf: 03.06.2022)
Augenklinik Sulzbach – Häufige Fragen zur Behandlung: https://augenklinik-sulzbach.de/behandlungsspektrum/netzhaut-chirurgie/haeufige-fragen-zur-behandlung (online, letzter Abruf: 03.06.2022)
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. (BAO) – Eingriffe an der Netzhaut: https://www.operieren.de/e3224/e10/e589/e594/e643/ (online, letzter Abruf: 03.06.2022)
aktualisiert am 03.06.2022