Die Frage, wie lange der Krankenhausaufenthalt nach einem Oberschenkelhalsbruch dauert, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das Alter des Patienten spielt eine große Rolle dabei, wie lange der Krankenhausaufenthalt dauert. Aber auch die Art und die Schwere des Bruchs und die Behandlungsmethode haben einen Einfluss auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts.
Ein Oberschenkelhalsbruch wird heute in den allermeisten Fällen operativ behandelt. Es werden Materialien (osteosynthetische Implantate) wie Schrauben oder Nägel in die gebrochenen Knochenenden eingebracht, um diese wieder zusammenzufügen und zu stabilisieren. Mit dieser Art von Behandlung wird der Knochen bewegungsstabil zusammengehalten. Das heißt, es besteht keine Gefahr, dass sich die Knochenenden wieder verschieben, wenn das Bein bewegt wird.
Bewegung ist sogar wichtig, und in den meisten Fällen verordnen die Ärzte direkt im Anschluss eine Bewegungstherapie. Dadurch wird vor allem das Risiko von Komplikationen wie Embolien (Blutgefäßverschlüssen) verringert. Auch für den Muskelerhalt ist es wichtig, das Bein möglichst bald wieder zu bewegen. Aus diesem Grund ist es den Patienten fast immer erlaubt, bald nach dem operativen Eingriff aufzustehen und zu laufen. Manchmal ist für die ersten Gehversuche die Hilfe eines Gehwagens notwendig, ansonsten benutzen die Patienten üblicherweise Unterarmgehhilfen. In den meisten Fällen, und wenn keine Komplikationen auftreten, werden die Patienten nach ein oder zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen. In dieser Zeit haben sie gelernt, sich mit den Unterarmgehilfen sicher zu bewegen, und sind dadurch bald wieder relativ mobil. Das Bein ist trotzdem mindestens für die kommenden drei bis vier Monate nur teilbelastbar. Bis zur endgültigen Vollbelastbarkeit vergehen eher sechs Monate.
In der Zeit nach der Heilung muss in den meisten Fällen ein erneuter, kurzer Krankenhausaufenthalt eingeplant werden, da in einer zweiten Operation die osteosynthetischen Implantate wieder entfernt werden. Oft müssen die Patienten dafür nur ein oder zwei Tage im Krankenhaus verbringen, in seltenen Fällen kann dieser Aufenthalt etwa eine Woche dauern.
Nicht immer verläuft alles so glatt und es gibt einige Umstände, die einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich machen können. Dazu zählen zum Beispiel komplizierte Brüche wie Trümmerbrüche oder offene Brüche. Da der Oberschenkelhals nahe am Becken liegt, kann durch einen Unfall oder einen Sturz aus großer Höhe das Becken mitbetroffen sein. Das macht einen deutlich längeren Krankenhausaufenthalt notwendig.
Lässt sich der Bruch nicht bewegungsstabil mit Schrauben oder Nägeln behandeln, muss er verdrahtet werden. Das ist oft bei kleinen Kindern der Fall oder auch bei älteren Menschen. Die Knochen können sich bei dieser nicht bewegungsstabilen Verdrahtung bei Belastung verschieben. Das macht in vielen Fällen einen zusätzlichen Gipsverband oder einen Streckverband notwendig. In diesen Fällen kann sich die Dauer des Krankenhausaufenthalts deutlich verlängern. Vor allem ältere Menschen müssen in einem solchen Fall unter Umständen einige Wochen im Krankenhaus bleiben. Bei Kindern dauert es meist nur etwa zwei bis drei Wochen, da sie viel schneller neue Knochensubstanz aufbauen als Erwachsene. Kleine Kinder im Vorschulalter, die mit einem großen Becken-Bein-Gips von den Eltern versorgt werden können, dürfen das Krankenhaus oft früher verlassen.
Am längsten dauert der Krankenhausaufenthalt nach einem Oberschenkelhalsbruch bei älteren Menschen und Senioren.
Gerade ältere Frauen in und nach den Wechseljahren leiden oft unter Osteoporose. Dabei handelt es sich um einen krankheitsbedingten Knochenschwund, der durch die plötzliche Hormonumstellung in den Wechseljahren ausgelöst wird.
Der Knochenschwund macht es einerseits schwierig, den Bruch zu versorgen, da Nägel und Schrauben in der porösen Knochensubstanz oft nicht halten und herausbrechen würden. Andererseits wird die Heilung sehr verzögert, weil nur noch langsam neue Knochensubstanz gebildet wird. Weiterhin bringen ältere Menschen oft eine Reihe an Vorerkrankungen mit, durch die Komplikationen während des operativen Eingriffs entstehen können. All diese Faktoren zusammengenommen, können für ältere Menschen einen deutlich längeren Krankenhausaufenthalt bedeuten.
Dennoch hat sich gerade auf dem Gebiet der Oberschenkelhalsbrüche in den letzten Jahrzehnten viel getan. Während früher noch zwei bis drei Monate im Streckverband die Regel waren, können heute auch ältere Patienten nach zwei oder drei Wochen das Krankenhaus verlassen - vorausgesetzt, es kommt nicht zu Komplikationen.
Auch im schlimmsten aller Fälle, wenn nämlich durch den Bruch der Hüftkopf abreißt, nicht mehr durch die durchtrennten Blutgefäße versorgt werden kann und abstirbt, ist der Krankenhausaufenthalt heute im Regelfall von eher kurzer Dauer.
Dem Patienten wird in diesen Fällen direkt ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Dieser Eingriff ist heute Routine und dauert oft nicht länger als eine Stunde. Im Regelfall können die Patienten mit dem künstlichen Hüftgelenk das Krankenhaus nach weniger als vier Wochen verlassen.
Allerdings ist im Anschluss an einen Oberschenkelhalsbruch so gut wie immer eine physiotherapeutische Behandlung notwendig. Diese Behandlung kann zuhause ambulant durchgeführt werden. Viele, gerade ältere Patienten, gehen dafür jedoch einige Wochen in eine Rehaklinik.
Der Anteil der Senioren, die sich nach einem Oberschenkelhalsbruch nicht mehr von den Folgen des Sturzes erholen und daran versterben, liegt heute bei etwa 4 Prozent. Vor wenigen Jahrzehnten lag dieser Anteil noch wesentlich höher, nämlich bei 50 Prozent.
Somit hat der Oberschenkelhalsbruch dank der modernen Medizin auch für Senioren seinen Schrecken verloren und macht, wenn alles gut geht, nur noch einen Krankenhausaufenthalt von wenigen Wochen nötig.
aktualisiert am 11.07.2019