Bei krankhaften Veränderungen der Ohrspeicheldrüse ist oftmals eine Operation angezeigt, bei der die Ohrspeicheldrüse teilweise oder vollständig entfernt werden muss (Parotidektomie).
Die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis) gehört zu den Speicheldrüsen, die Speichel als Verdauungsflüssigkeit in den Mundraum aussondern. Die Ohrspeicheldrüse liegt auf beiden Seiten vor dem Ohr und auf dem Unterkiefer. Ein Ausführungsgang der Speicheldrüse mündet gegenüber der oberen Backenzahnreihe in den Mund.
Verschiedene Veränderungen der Speicheldrüse können sich entwickeln, die behandlungs- beziehungsweise operationsbedürftig sind. Dazu gehören chronische Entzündungen, Steinbildungen sowie gutartige und bösartige Tumore.
Chronische Entzündungen der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) sind meist durch Bakterien verursacht. Diese siedeln sich besonders dann an, wenn nur ein geringer Speichelfluss besteht.
Speichelsteine (Sialolithiasis) bilden sich ebenfalls oft bei geringem Speichelfluss und bei ungünstigen Konzentrationsverhältnissen von Salzen.
Bei Tumoren wird häufig keine Ursache gefunden. Ein erhöhtes Risiko insbesondere für bösartige Tumore (Parotiskarzinom) besteht bei erhöhter Strahlenbelastung sowie durch bestimmte Erbfaktoren. Auch wenn bestimmte andere Tumore vorliegen, kann die Gefahr für einen Speicheldrüsentumor erhöht sein.
Bei chronischer Entzündung der Ohrspeicheldrüse besteht eine oft schmerzhafte Schwellung, die meist nur einseitig vorhanden ist.
Speichelsteine können den Ausführungsgang verstopfen und daher ebenfalls zu einer schmerzhaften Schwellung der Speicheldrüse führen, die sich insbesondere bei der Nahrungsaufnahme verstärkt.
Tumore der Speicheldrüse äußern sich in einer Verdickung dieses Bereiches. Oftmals bestehen zunächst keine Schmerzen. Der Gesichtsnerv kann mit einbezogen sein, so dass es unter anderem zu einer verminderten Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur mit Herabhängen einer Seite und eventuell Augenlid-Verschlussstörungen kommen kann. Das Parotiskarzinom (bösartiger Ohrspeicheldrüsentumor) wächst in die umliegenden Strukturen ein. Wie bei allen bösartigen Tumoren können sich auch beim Ohrspeicheldrüsenkrebs Tochtergeschwülste (Metastasen) in andere Körperbereiche absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme bereiten.
Es erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese). Daraufhin wird eine körperliche Untersuchung, unter anderem durch Abtasten, durch den Arzt vorgenommen. Auch die Lymphknoten am Hals werden abgetastet. Eine Spiegelung von Mundhöhle, Rachen sowie des Ohres kann sinnvoll sein. Die Funktion des Gesichtsnervs wird überprüft. Insbesondere Tumore können in bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) dargestellt werden.
Eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse kann durch die genannten Erkrankungen, aber auch durch Mumps sowie verschiedene weitere Veränderungen bedingt sein.
Bei einer chronischen Ohrspeicheldrüsenentzündung werden antibiotische Medikamente gegeben. Zusätzlich kann ein erhöhter Speichelfluss gesundheitsfördernd sein.
Speichelsteine können manchmal spontan abgehen, es kann auch versucht werden, sie auszumassieren.
Beim Ohrspeicheldrüsenkrebs kann eine Bestrahlung vorgenommen werden, eventuell auch zusätzlich zu einer Operation.
Bei fehlender Wirksamkeit der anderen Therapiemöglichkeiten kann eine Operation zur Entfernung der Ohrspeicheldrüse (Parotidektomie) durchgeführt werden. In einigen Fällen reicht auch eine Teilentfernung der Ohrspeicheldrüse aus.
Die Operation erfolgt in Vollnarkose.
Es wird ein Hautschnitt vor dem Ohr vorgenommen, der entlang des Ohrläppchens bis in den Hals geführt wird. Der Gesichtsnerv (Nervus facialis) muss freipräpariert werden, da er genau durch die Ohrspeicheldrüse zieht. Der äußere, über dem Gesichtsnerv liegende Anteil der Speicheldrüse wird entfernt. Oftmals kann der mittlere Teil verbleiben. Falls eine Geschwulst sich fest an den Gesichtsnerv gelagert hat, muss der Nerv verschoben werden oder bei bösartigen Tumoren mit herausgeschnitten werden. Bei bösartigen Befunden ist oftmals auch eine Entfernung der Halslymphknoten auf der befallenen Seite notwendig.
Am Ende der Operation wird oftmals eine Drainage eingelegt, die Wundflüssigkeit aufnehmen kann. Der Schlauch kann nach zwei Tagen wieder herausgezogen werden.
Komplikationen und unvorhergesehene Befunde können es erforderlich machen, dass die Operationsmethode abgeändert oder erweitert wird.
Bei der Operation kann es unter anderem zu Blutungen, Nachblutungen und Narbenbildungen kommen. Durch Verletzung verschiedener Nerven im Bereich der Operation kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen an verschiedenen Stellen kommen, was vorübergehend, aber manchmal auch dauerhaft bestehen kann. Betroffen ist oftmals der Gesichtsnerv, wobei sich dann unter anderem eine eingeschränkte Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur mit Herabhängen einer Seite und eventuell Schließunfähigkeit des Augenlides ergeben kann. Bei kompletter Herausnahme der Ohrspeicheldrüse kann sich später das so genannte Kauschwitzen, eine Flüssigkeitsabsonderung an der Wangenhaut, ergeben, wenn der Patient Nahrung zu sich nimmt. Die Wange kann deutlich eingebuchtet sein. Bei inkompletter Entfernung der Drüse ergibt sich manchmal eine stark überschüssige Speichelproduktion. Es kann sich ein Verbindungskanal von der Drüse bis zur Haut ausbilden. Weitere Strukturen in der Nähe des Befundes können in Mitleidenschaft gezogen werden. Es können sich Wundheilungsstörungen ausbilden, oder es kann eine Infektion, Entzündung beziehungsweise ein Abszess (abgekapselte eitrige Entzündung) entstehen. Allergische Reaktionen können des Weiteren in verschiedener Ausprägung vorkommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Durch die Operation lassen sich oftmals die weitere Ausbildung von Entzündungen oder Speichelsteinen verhindern. Hier sollte aber zunächst mit anderen Therapiemöglichkeiten versucht werden, eine Ausheilung zu erzielen.
Bei gutartigen Tumoren ist in den meisten Fällen eine problemlose Entfernung möglich mit Schonung des Gesichtsnervs.
Bösartige Tumore (z. B. Ohrspeicheldrüsenkrebs) können bereits zu stark ausgedehnt sein, um sie heilen zu können, oder Tochtergeschwülste (Metastasen) besitzen, die an anderer Stelle weiter wachsen. Dennoch ist bei bösartigen Tumoren der Ohrspeicheldrüse die Prognose vergleichsweise günstig.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Erfolgt die Operation unter ambulanten Bedingungen, so muss sich der Patient abholen lassen und darf innerhalb eines Tages keine Autos oder Maschinen bedienen. Ebenso sollten wichtige Entscheidungen vertagt werden.
Die Wunde sollte geschont werden, und der Patient sollte in der ersten Zeit vorsichtig beim Rasieren sein. Kontrolluntersuchungen sollten wahrgenommen werden.
Ergeben sich Beschwerden, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte rasch der Arzt benachrichtigt werden.
aktualisiert am 06.02.2020