Tumore an der Wirbelsäule sind für den Patienten ein Grund zur Sorge, oft haben die Geschwulste schwerwiegende Folgen. Sie führen unter anderem zu verminderter Stabilität und zu Brüchen - oftmals Stauchungsbrüchen der Wirbelkörper und schädigen das Rückenmark. Bösartige Tumore oder Metastasen können lebensbedrohlich werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Therapiemöglichkeiten, die von Strahlentherapie bis hin zur operativen Entfernung des Tumors mit Stabilisierung der Wirbelsäule reichen.
Zur Behandlung ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich um eine gutartige (benigne) oder eine bösartige (maligne) Wucherung handelt.
Gutartige Tumore zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie langsamer wachsen als bösartige. Sie streuen nicht (erzeugen keine Metastasen) und sind damit nicht so gefährlich wie bösartige Tumore. Trotzdem können sie schwere Symptome wie Schmerzen bis hin zu neurologischen Störungen und einer instabilen Wirbelsäule führen. Gutartige Tumore können auf Nerven oder Rückenmark beschädigen und werden daher oft operativ entfernt. Zunächst ist jedoch eine Verlaufskontrolle wichtig. Zu den gutartigen Tumoren zählen:
Bösartige Tumore dagegen können Metastasen (Tochtergeschwülste) in anderen Körperbereichen ausbilden. Häufiger noch liegen bösartige Tumore ursprünglich an anderen Stellen des Körpers und an der Wirbelsäule finden sich deren Metastasen. Bösartige Tumore haben schwerwiegendere Symptome zur Folge. Hierzu können eine Beteiligung der Lymphknoten, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Fieber und die Reduzierung von Gewicht gehören. Der komplette Tumor muss entfernt werden, sofern dies möglich ist. Oft wird der Patient nach der Operation mit Strahlentherapie und/oder Chemotherapie behandelt. Bösartige Tumore sind:
Strahlentherapie ist zwar möglich, allein aber nur in wenigen Fällen erfolgsversprechend. Sie kann auch zur Unterstützung der Tumorbehandlung vor und nach der Operation eingesetzt werden. Eine vollständige Entfernung des bösartigen Gewebes ist von größter Wichtigkeit, um eine vollständige Heilung zu erzielen. Oft ist es aber nicht möglich oder nicht sinnvoll, einen bösartigen Tumor komplett zu entfernen, beispielsweise wenn er zu groß ist und andere Gewebe und Organe mit einbezieht. Ist ein Tumor inoperabel, können Strahlentherapie, Chemotherapie und schmerzstillende Medikamente zur Verbesserung der Symptome beitragen.
Ein Tumor an der Wirbelsäule lässt sich nicht immer einfach und vollständig entfernen, insbesondere dann, wenn Rückenmark und Nerven in unmittelbarer Nähe liegen. Daher kann es passieren, dass ein Tumor als inoperabel gilt oder nur teilweise entfernt werden kann. Eine Operation hat normalerweise das Ziel, das Tumorgewebe vollständig zu entfernen und eine langfristige Heilung herbeizuführen. Sorgen oben genannte Gründe dafür, dass Tumore nicht vollständig entfernt werden können, ist aber immerhin durch eine OP eine Verbesserung der Lebensqualität gegeben (palliative Operation).
Welche Operationsmöglichkeit infrage kommt, ist stark davon abhängig, welche Art von Tumor vorliegt und an welcher Stelle er sich befindet. Gutartige Tumore müssen nicht immer vollständig entfernt werden, insbesondere dann, wenn die Entfernung andere Risiken wie die Verletzung des Rückenmarkes mit sich bringt. Anders wiederum ist es bei bösartigen Tumoren und Metastasen.
Ziel der Operation ist es, so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen und den Tumor bestenfalls gänzlich zu entfernen. Üblicherweise und sofern dies möglich ist, erfolgt die Operation minimal-invasiv (durch kleine Zugänge), um das Gewebe wie die Muskeln entlang der Wirbelsäule möglichst wenig zu schädigen. Der minimal-invasive Zugang kann je nach Lage über den Hals, die Brust oder den Bauch sowie den Rücken gelegt werden.
Ein Tumor an der Wirbelsäule wird meist mittels der Mikroneurochirurgie entfernt. Das bedeutet, dass unter Sicht des Mikroskops das bösartige Gewebe vom gesunden Rückenmark getrennt wird. Blutgefäße und Nerven sollten dabei unverletzt bleiben, um keine Folgeschäden zu verursachen.
In bestimmten Fällen ist der Tumor jedoch so mit dem Rückenmark verbunden, dass dieses bei einer Operation mitbeschädigt werden könnte. Hier wird vorab das Risiko von Folgeschäden kalkuliert. Dieses Risiko ist im Allgemeinen umso geringer, je früher man auf den Tumor aufmerksam geworden ist.
Befindet sich der Tumor an einer Stelle, die stark durchblutet ist, wird im Zuge der Operation zunächst versucht, die Blutung zu stillen und die Blutgefäße zu durchtrennen.
Ist der Wirbelkörper beziehungsweise die Wirbelsäule nach Entnahme des Tumors stark beschädigt, dann sind Verfahren zur Stabilisierung sinnvoll. Dazu werden betroffene Wirbelknochen mit Schrauben oder anderem Stabilisationsmaterial gefestigt. Werden mehrere Wirbelkörper aneinander befestigt, wird dies als Spondylodese bezeichnet. Es handelt sich um eine Versteifungsoperation, zu der ebenfalls Schrauben, Platten und Stäbe aus Metall verwendet werden. Der Teil der Wirbelsäule wird unbeweglich, dafür aber fest.
Oftmals kann es sinnvoll sein, die entstandene Lücke in der Wirbelsäule mit einem künstlichen Wirbel zu ersetzen, was große Heilungschancen mit sich bringt. Die Maßnahmen führen zu einer erhöhten Stabilität im Rücken, zu einer Verminderung der Schmerzen und in manchen Fällen zu einer Verhinderung von Lähmungserscheinungen.
Da bösartige Tumore an der Wirbelsäule eher selten sind, handelt es sich meist um gutartiges Gewebe, was gute Prognosen zur Folge hat. Es kann jedoch vorkommen, dass der Tumor nicht vollständig entfernt werden kann. Auch bei bösartigen Tumoren ist es abhängig davon, wie groß der Tumor bei der Feststellung ist, welche Lage er hat und ob bereits andere Teile des Körpers von Metastasen betroffen sind. Regelmäßige Nachkontrollen durch den Arzt stellen zum einen sicher, dass der Teil der Wirbelsäule fest ist und zum anderen, dass sich nicht erneut Tumorgewebe gebildet hat. Gegebenenfalls müssen ansonsten weitere Behandlungsmaßnahmen erfolgen.
Die Wirbelsäule kann bei Tumoren auch ohne OP äußerlich entlastet werden. Hier kommen entsprechende Orthesen (äußere Stützapparate), Schienen oder Korsetts zum Einsatz, die den Druck von dem betroffenen Wirbel nehmen. Auch nach einer Operation bleibt die Wirbelsäule zunächst noch gestützt. Das hilft dabei, den Knochen nach der OP wieder vollständig zusammenwachsen zu lassen. Nicht notwendig ist ein Korsett oder eine der anderen Maßnahmen, wenn die Wirbelsäule mit Schrauben oder ähnlichem fixiert wurde.
aktualisiert am 15.03.2021