Eine Orthese ist eine Konstruktion, die von außen einen Körperbereich abstützt und unterstützt. Orthesen gibt es für verschiedene Körperteile wie Rücken (hier wird die Orthese Korsett genannt), Arm, Bein, Fuß und Hand. Verschiedene Orthesen können als Hilfsmittel für viele unterschiedliche Erkrankungen eingesetzt werden. Die Orthese kann zur zeitweisen oder dauerhaften Nutzung angelegt sein. Manche Orthesen bewirken neben der Stützfunkton auch eine allmähliche Korrektur des Körpers, z. B. eine Streckung. Zu beachten ist der Unterschied zwischen einer Orthese und einer Prothese. Prothesen dienen zum Ersatz einer Körperstruktur, Orthesen unterstützen lediglich die Funktion eines Körperteils.
Orthesen kommen aus unterschiedlichen Gründen zum Einsatz. Erkrankungen, Verletzungen oder vorangegangene Operationen können der Anlass sein, ein solches Hilfsmittel zu verwenden. Zu den Zuständen, bei denen eine Orthese sinnvoll sein kann, gehören:
Orthesen können deshalb vielfältige Formen annehmen. Im Prinzip zählt sogar ein Gips zu den Orthesen. Und auch der Gehstock oder die Gehhilfe üben die Funktion einer Orthese aus, nämlich die Entlastung und Stützung eines geschädigten Beines.
Sportler können Orthesen tragen, um (erneuten) Verletzungen vorzubeugen. So kann unter anderem eine Schiene an einem voroperierten Knie nach Kreuzbandriss mit Bandersatz angelegt werden, um beim Sport einwirkende Drehkräfte abzuschwächen.
Der Arzt untersucht, welches Problem genau vorliegt und was für eine Funktion unterstützt werden muss. Nach dem Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) führt er eine körperliche Untersuchung mit einigen Funktionstests durch. Je nach dem Ort der Erkrankung oder Verletzung und je nach dem Befund können weitere Untersuchungen notwendig sein. Nicht selten wird eine Röntgenuntersuchung oder ein CT (Computertomographie) durchgeführt.
Die Orthese wird an den Patienten beziehungsweise dessen Körper angepasst. Einige dieser Produkte gibt es bereits vorgefertigt, andere werden genau nach Plan neu hergestellt.
Bei der Planung einer Orthese müssen die Wünsche und Erfordernisse des Patienten mit einbezogen werden. Der Arzt legt fest, welche Aufgabe die Orthese zu erfüllen hat. Die Orthopädietechnik weiß, mit welchen bestimmten Möglichkeiten und Elementen die Orthese verwirklicht werden kann. Deshalb erfolgt immer eine Absprache zwischen dem Arzt, der Orthopädietechnik und dem Patienten. Nötigenfalls erfolgt nach dem erstmaligen Anlegen der Orthese eine Nachbesserung. Nicht selten wird die Struktur mehrmals korrigiert, bis sie schließlich genau passt und funktioniert.
Eine Orthese stützt in erster Linie ein Körperteil, an dem es ein orthopädisches Problem gibt. Hauptsächlich dienen Orthesen der Stabilisierung. Oft ermöglichen sie aber nicht nur eine Abstützung, sondern auch eine Korrektur von Fehlhaltungen oder Fehlstellungen. Möglich sind eine Streckung (Extension, beispielsweise in der Wirbelsäule), Drehung (Rotation) oder eine andere allmähliche korrigierende Bewegung.
Die Orthesen werden nach ihrem Einsatzort und nach der erstrebten Funktion eingeteilt. Orthesen gibt es für den Rumpf oder für Teile der Gliedmaßen. Die Orthese ist jeweils für die Statik verantwortlich, häufig muss sie aber auch eine gute Beweglichkeit ermöglichen.
Bei einer Orthese kann es sich um ein passives oder um ein aktives Modell handeln. Während das passive Modell die Wirbelsäule oder die Gliedmaße vollkommen stützt, muss der Patient bei einer aktiven Orthese noch selbst zur Haltung beitragen. Aktive Orthesen ermöglichen Übungen, so dass die Gefahr sinkt, dass es zu einer Muskelschwächung kommt. An den Fingern kann dies beispielsweise über Drahtzüge erreicht werden, die anstatt einer harten Schiene Bestandteile der Orthese sind.
Die Orthesen sind heutzutage meist aus Kunststoffen hergestellt, unter anderem werden Karbonfasern verwendet. Zur Polsterung dienen Schaumstoffeinsätze. Die herkömmlichen Materialien von früher wie Metallgestänge und -schienen, Leder oder Holz werden kaum noch in Orthesen verarbeitet. Die modernen Werkstoffe sind stabil und leicht zugleich, so dass sie bequem und sicher getragen werden können. Eine Orthese kann aus einer harten Kunststoffschale oder aus mehreren, im gewissen Rahmen gegeneinander beweglichen Anteilen bestehen.
Orthesen gibt es zum langfristigen (dauerhaften) Gebrauch, wenn ein körperlicher Schaden nicht ohne weiteres behoben werden kann (irreversibler Schaden). Viele Orthesen werden aber nur zum Einsatz für wenige Wochen bis Monate angepasst, wenn nach einer Verletzung, Erkrankung oder Operation mit der Wiederherstellung der Funktion zu rechnen ist (reversible Veränderung).
Die Orthese ist allgemein ein sehr vielseitiges Hilfsmittel, das Patienten bei einer ganzen Reihe von Zuständen einen großen Nutzen bringt. Sie nimmt die Gewichtslast von dem Körperteil, stützt es und gibt Sicherheit bei Aktivitäten, ist gleichzeitig in vielen Fällen auch heilungsfördernd. Bei Kindern sind Orthesen oft besonders vorteilhaft, weil sie sich noch im Wachstum befinden. Das bedeutet, dass die Verhältnisse noch einfach in richtige Bahnen gelenkt werden, indem eine Orthese getragen wird. Einige Orthesen lassen Bewegungen zu und ermöglichen Übungen, die die Funktion ebenfalls verbessern. Nachteile gibt es nur wenige bei Orthesen. Das dauerhafte Tragen einer ungeeigneten oder schlecht angepassten Orthese kann beispielsweise zu weiteren Schäden führen.
aktualisiert am 26.01.2021