Bei einem Stauchungsbruch (Kompressionsfraktur) eines Wirbelkörpers kann eine so genannte minimal-invasive Therapie sinnvoll sein, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und Schmerzen zu beseitigen.
Ein solcher Kompressionsbruch entsteht durch eine starke mechanische Einwirkung mit Stauchung der Wirbelsäule. Dies kann beispielsweise bei Sturz auf die ausgestreckten Beine, auf das Gesäß oder auch auf den Kopf der Fall sein. Bei einer starken Schädigung der Knochensubstanz, z. B. bei Osteoporose, kann es auch ohne Gewalteinwirkung (Spontanfraktur) oder nur mit leichter Gewalteinwirkung zu einem Wirbelkörper-Kompressionsbruch kommen. Dies wird als pathologische Fraktur bezeichnet. Bei Tumoren kann es zum so genannten Sinterbruch kommen, bei dem der Wirbelkörper zusammensackt.
Bei einer Stauchungsfraktur der Wirbelsäule bestehen häufig keine Beschwerden. Oft wird ein Schmerz bemerkt, der bei weiterer Stauchung, bei Bewegungen oder bei Druck zunehmen kann. Eine Verformung der Wirbelsäule, z. B. ein Buckel oder eine Verkürzung, kann sichtbar sein.
Durch Kompressionsbrüche kommt es normalerweise nicht zu einer Verletzung des Rückenmarks und den davon abgehenden Nervensträngen. Die Heilungsphase beziehungsweise die Zeit, in der Schmerzen bestehen, kann jedoch lange andauern. Durch die Formveränderung des Wirbelkörpers kommt es dazu, dass auch in anderen Bereichen der Wirbelsäule die Belastung größer wird und das Risiko für weitere Kompressionsbrüche erhöht ist.
Der Patient wird befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Wichtig ist eine neurologische (nervenheilkundliche) Begutachtung zum Ausschluss von eventuellen Nervenschädigungen. Röntgenaufnahmen werden angefertigt, auf denen der Bruch meist gut zu sehen ist. Auch weitere bildgebende Verfahren können durchgeführt werden, z. B. eine Computertomographie (CT).
Unterschieden werden müssen beispielsweise Rückenschmerzen und Wirbelsäulenverformungen anderer Ursache. Schmerzen und Formveränderungen können durch die verschiedensten Krankheiten zustande kommen.
In einigen Fällen ist eine nichtoperative Therapie ausreichend, um eine Wirbelkörperkompressionsfraktur zu behandeln. Dazu wird meist für sechs Wochen bis zwei Monate ein stabilisierendes Korsett angelegt. Schmerzmittel können gegeben werden. Des Weiteren wird spezielle Krankengymnastik durchgeführt.
Neben einer offenen Operation der Wirbelsäule ist oft eine minimal-invasive Therapie angezeigt (Kyphoplastie, Vertebroplastie). Dies trifft insbesondere zu, wenn eine Vorschädigung der Knochensubstanz, z. B. durch Osteoporose, besteht. In diesem Fall ist eine herkömmliche offene Operation meist nicht erfolgversprechend. Allerdings kann eine Kypho- oder Vertebroplastie auch während einer offenen Operation aus anderen Gründen durchgeführt werden.
Behandlungsziel ist es, den Wirbelkörper zumindest annähernd wieder aufzurichten und zu stabilisieren. Die Ausheilungsphase, in der Schmerzen auftreten, soll verkürzt werden.
Die minimal-invasive Chirurgie am eingefallenen Wirbelkörper kann in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Der Patient liegt während der Operation auf dem Bauch.
Unter Röntgendurchleuchtung werden eine oder zwei Nadeln in den jeweiligen Wirbelkörper eingestochen. Es können zwei verschiedene Verfahren durchgeführt werden, um den Wirbelkörper wieder aufzurichten.
Bei der Kyphoplastie wird ein Katheter über die Kanüle in den Wirbelkörper eingeführt. Daran befindet sich ein kleiner Ballon. Dieser Ballonkatheter wird dann durch Füllung mit einem Kontrastmittel aufgetrieben. Der in sich zusammengefallene Wirbel wird dadurch wieder ausgedehnt. Der Druck während der Maßnahme wird durch Messgeräte exakt bestimmt. Durch die Ballondehnung entstehen ein oder zwei Kammern im Wirbelkörper.
Bei der Vertebroplastie wird die Kanüle in den Wirbelknochen eingeführt, ohne daraufhin einen Ballonkatheter zu verwenden.
Bei beiden Behandlungsvarianten wird dann durch die Kanüle Knochenzement (eine Art Kunststoff, der z. B. auch zur Gelenkprothesenbefestigung verwendet wird) oder ein anderes Knochenersatzmittel eingespritzt, um den instabilen Wirbelkörper aufzufüllen. Die flüssigen Materialien verhärten von selbst und stützen dann den Knochen.
Bei unerwarteten Befunden oder bei Komplikationen kann es notwendig werden, weitere Maßnahmen als geplant durchzuführen, beispielsweise andere Wirbelkörper ebenfalls zu behandeln.
Durch die Operation können Strukturen in der Nähe geschädigt werden. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können auftreten. Durch Verletzung von Nerven kann es unter anderem zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Eine Querschnittlähmung ist nicht auszuschließen. Das Knochenersatzmittel kann in das den Wirbelkörper umgebende Gewebe gelangen, z. B. auch in den Rückenmarkskanal mit Rückenmark und Nerven. Es kann zu einer verminderten Beweglichkeit oder zu einer Wirbelgelenkversteifung kommen. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Häufig werden die Schmerzen bereits nach verhältnismäßig kurzer Zeit, oft schon nach Stunden, deutlich abgeschwächt oder verschwinden ganz. Der Patient kann dann normalerweise aufstehen. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass es zu keiner Besserung der Beschwerden kommt. Unter Umständen ist sogar eine Verschlechterung des Befundes möglich.
Die zugrunde liegende Erkrankung (z. B. Osteoporose) kann durch die minimal-invasive Operation nicht bekämpft werden. Daher kann es immer wieder auch in anderen Wirbelkörpern zu Stauchungsbrüchen kommen. Hierzu kann auch nach der Operation beispielsweise eine Arzneimitteltherapie notwendig sein.
In vielen Fällen müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Ergeben sich stärkere Schmerzen, so können durch den Arzt Schmerzmedikamente gegeben werden.
Die Wirbelsäule muss für einige Zeit besonders geschont werden. Die Dauer richtet sich nach der Operation und dem Befund und wird mit dem Arzt besprochen. Ein Korsett, Gehhilfen oder ähnliche Hilfsmittel können erforderlich werden. Spezielle Krankengymnastik kann angezeigt sein. Später ist in der Regel eine normale Belastung möglich.
Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Arzt kontaktiert werden, um eine eventuell notwendige Behandlung durchzuführen.
aktualisiert am 28.05.2019