Der Begriff Bluttransfusion bezeichnet die intravenöse (in die Vene erfolgende) Gabe von so genannten Erythrozyten-Konzentraten oder auch von Vollblut. Vollblut wird heute jedoch nur noch sehr selten gegeben. Erythrozyten sind die roten Blutkörperchen, die dafür verantwortlich sind, Sauerstoff von der Lunge zu den Körperorganen zu transportieren. Um Erythrozytenkonzentrate zu erhalten, werden die roten Blutplättchen aus dem Blut herausgefiltert. Vollblut erhält neben Erythrozyten noch andere Bestandteile, wie Gerinnungsfaktoren, Eiweiß- und Zuckerstoffe. Die Transfusion von Vollblut findet heute kaum noch statt. Dies liegt vor allem an dessen sehr kurzer Haltbarkeit. Erythrozytenkonzentrate sind hingegen bis zu sieben Wochen haltbar.
Stammen das Blut beziehungsweise die Blutbestandteile von einem fremden Blutspender, handelt es sich um eine so genannte Fremdblutspende. Sind Blutspender und Blutempfänger dieselbe Person, spricht man von einer Eigenblutspende (Autotransfusion). Diese kann beispielsweise vor einer geplanten Operation erfolgen, in der größere Blutverluste zu erwarten sind.
Neben Erythrozytenkonzentraten können auch andere Blutbestandteile transfundiert werden, die zuvor aus Vollblut gewonnen wurden. Dazu zählen vor allem:
Die Gabe von Erythrozytenkonzentraten und unter Umständen auch anderen Blutbestandteilen ist erforderlich bei
Ob eine Bluttransfusion notwendig ist, wird am roten Blutfarbstoff, dem Hämoglobin (Hb), gemessen. Die Hämoglobin-Normwerte für Männer sind 8,6-11,2 mmol/l (14-18 g/dl), für Frauen 7,4-10 mmol/l (12-16 g/dl).
Es gibt seltene Formen von angeborenen Blutbildungsstörungen, bei denen die Patienten seit Geburt einen sehr niedrigen Hb-Wert haben, damit aber gut im Alltag zurechtkommen. Andererseits können Menschen mit ausgeprägter Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und anderen Vorerkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit schon bei Hämoglobinwerten unter 9,0 g/dl Beschwerden wie Luftnot, Kreislaufschwäche und Schwindel bekommen. Wann eine Transfusion durchgeführt wird, muss also individuell entschieden werden. Grundsätzlich gilt, dass eine langsam entstandene Blutarmut (Anämie) vom Patienten besser toleriert wird als eine, die durch eine massive Blutung innerhalb von Stunden (akut) entsteht.
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bluttransfusion ist, dass das verabreichte Blut beziehungsweise die Blutbestandteile Blutgruppen-kompatibel sind, da es sonst zu einer lebensbedrohlichen Abwehrreaktion auf das fremde Blut kommen kann. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang das AB0-Blutgruppensystem und der Rhesusfaktor (Rh). Erhält beispielsweise eine Person mit der Blutgruppe A eine Spende vom Typ B, kann eine so genannte hämolytische Reaktion ausgelöst werden, die viele rote Blutkörperchen zerstört. Wird eine Rh-negative Person dem Blut eines Rh-positiven Spenders ausgesetzt, kann sie Rhesus-Antikörper entwickeln, die bewirken, dass Rh-positive rote Blutkörperchen zerstört werden. Aufgrund der hierbei aus den Zellen freigesetzten Substanzen ist eine Zerstörung von Erythrozyten (roten Blutkörperchen) nachteilig und kann tödlich enden (Transfusionszwischenfall). Jede Bluttransfusion erfordert zudem die Einwilligung des Patienten nach entsprechender Aufklärung, von der nur in begründeten Notsituationen abgewichen werden kann.
Ein wichtiges Risiko bei der Transfusion von Blutbestandteilen ist die Übertragung eines Krankheitskeimes und die Entstehung einer Infektion. In einer Blutkonserve können Bakterien und Viren (wie HIV, Hepatitis-C-Virus, Hepatitis-B-Virus) sowie selten Protozoen (Einzeller) und Prionen übertragen werden. Dank einer sorgfältigen Spenderauswahl und der Einführung von molekularbiologischen Testmethoden ist die Gefahr der Übertragung dieser Infektionskrankheiten heute jedoch äußerst gering (jeweils unter eins zu einer Million).
Bis zur Entwicklung dieser Testverfahren Mitte der 80er Jahre wurden in Deutschland hingegen über 1500 Personen durch Bluttransfusionen mit HIV infiziert. Die häufigsten Virusübertragungen betrifft das Zytomegalie- (1:10 bis 1:30) und Epstein-Barr-Virus (1:200), was bei Patienten mit sehr geschwächtem Immunsystem relevant ist. Für Personen mit intaktem Immunsystem sind diese Viren jedoch eher harmlos.
Bakterielle Infektionen betreffen fast ausschließlich Thrombozytenpräparate, die bei Raumtemperatur gelagert werden müssen. Eine weitere mögliche Nebenwirkung, die durch die Gabe einer Bluttransfusion entstehen kann ist eine Eisenüberladung (Hämosiderose) des Patienten, die vor allem bei langfristiger Transfusionstherapie auftritt.
Für Personen, die die Transfusion von Blutbestandteilen ablehnen, gibt es die Möglichkeit einer so genannten autologen Hämatotherapie. Bei diesem Behandlungsverfahren handelt es sich um die Gewinnung und den Einsatz von patienteneigenem Blut. Dies kann durch eine Eigenblutspende oder eine speziellere Variante, die akute normovoläme Hämodilution, erfolgen. Bei der normovolämen Hämodilution wird vor einer Operation im Austausch von Infusionslösungen Blut entnommen. Das Blut kann dem Patienten im Anschluss bei der Operation wieder re-transfundiert werden. Zudem existiert die Möglichkeit, Eigenblut aus Operationsblut zurückzugewinnen und wieder ins Blut zu befördern (maschinelle Autotransfusion). Weiterhin ist der Einsatz blutsparender Operationstechniken angebracht. Die Kombination verschiedener Verfahren erhöht die Effektivität.
aktualisiert am 15.12.2020