In vielen Fällen ist der Penis leicht gekrümmt, doch eine stärkere Penisverkrümmung kann Betroffene belasten. Die Penisverkrümmung kann entweder angeboren sein oder erst später im Leben entstehen.
Die im Laufe des Lebens neu auftretende (erworbene) Penisverkrümmung betrifft etwa ein Prozent aller weißhäutigen Männer im Alter von 45 bis 60 Jahren. Selten kommt sie vor dem 35. Lebensjahr vor. Afrikaner, Asiaten oder Menschen aus dem orientalischen Raum erkranken nur sehr selten daran. Der medizinische Fachbegriff lautet Induratio penis plastica. Besonders im englischsprachigen Raum wird sie auch als Peyronie-Krankheit bezeichnet (nach dem französischen Chirurgen François de la Peyronie, der die Erkrankung zuerst beschrieb).
Durch eine Bildung von Narbengewebe im Inneren des Penis kommt es zu einer Krümmung des Penis, die vor allem während der Erektion auffällt und schmerzhaft sein kann. Die Ursache für die Narbengewebebildung ist nicht sicher geklärt. Neben der Beeinträchtigung der Penisfunktion und begleitenden Schmerzen hat eine Penisverkrümmung keine Auswirkungen auf die Gesundheit.
Die Ursache der im Laufe des Lebens entstehenden Penisverkrümmung (Induratio penis plastica) ist nicht sicher geklärt. Bei allen Patienten bilden sich Bindegewebswucherungen im Inneren des Penis. Im Verlauf der Erkrankung können sie verkalken. Die Bindegewebsvermehrungen werden als Plaques bezeichnet. Sie treten im Bereich der innersten Hüllschicht des Penis (Tunica albuginea) auf, können erbsengroß sein oder so ausgedehnt, dass sie den gesamten Penisschaft betreffen. Die Plaques liegen meist auf der Oberseite des Penis in der Mitte des Penisschafts und sind von außen zu tasten. Sie können jedoch überall im Penisschaft liegen und bestimmen die Richtung der Krümmung.
Für die Entstehung der Bindegewebswucherungen werden folgende Ursachen diskutiert:
Außerdem gibt es eine angeborene Penisverkrümmung, die vermutlich durch einen Hormonmangel in der Embryonalentwicklung entsteht. Meist wächst dabei der untere Teil des Penis weniger als der obere.
Eine gewisse Verbiegung des Penis während der Erektion ist normal. Bei einer Induratio penis plastica (der erworbenen Penisverkrümmung) handelt es sich hingegen um eine Verbiegung durch eine Bindegewebswucherung im Inneren des Penisschafts. Dabei bilden sich eine oder mehrere Verhärtungen (sogenannte Plaques), die klein sein können oder den gesamten Schaft betreffen können. Sie sind als knotige Verhärtungen meist an der Oberseite des Penis tastbar. Bei manchen Patienten führen sie auch zu ringartigen Einschnürungen.
Je nachdem, wo sich die Plaques befinden, verbiegt sich der Penis während der Erektion. Am häufigsten biegt sich der Penis nach oben oder seitlich. Dabei kann es zu Schmerzen kommen, die teils stark sein können. Die Schmerzen während der Erektion lassen normalerweise im Verlauf der Erkrankungsdauer nach.
Je nach Schwere der Verkrümmung und Verziehung des Penis wird der Geschlechtsverkehr erschwert oder unmöglich. In einigen Fällen kann es auch zu fehlender Erektion oberhalb der Gewebewucherung kommen.
Bei einer angeborenen Penisverkrümmung ist durch eine Wachstumsstörung des Schwellkörpers im Inneren des Penis meist der untere Teil kürzer als der obere, so dass es zu einer Biegung nach unten kommt.
Im nicht erigierten Zustand verursacht die Penisverkrümmung keine Symptome. Der Urinabsatz ist uneingeschränkt möglich.
Wenn Sie unter einer stärkeren Verkrümmung des Penis, Verhärtungen im Penisschaft oder Schmerzen während der Erektion leiden, sollten Sie einen Facharzt (Urologen) aufsuchen. Zwar ist eine Penisverkrümmung nicht gefährlich, aber nur so kann eine möglicherweise ursächliche Grunderkrankung erkannt werden oder durch entsprechende Medikamente Linderung verschafft werden. Außerdem können andere Erkrankungen Schmerzen bei der Erektion auslösen, die unbedingt ausgeschlossen werden sollten.
Der Arzt fragt im Untersuchungsgespräch nach den Symptomen, wann die Verkrümmung auftritt und wie sie sich darstellt. In der klinischen Untersuchung tastet der Arzt den Penis nach knotigen Veränderungen ab und achtet auf mögliche Verbiegungen im nicht erigierten Zustand. Der Penis wird vermessen, um den Verlauf der Erkrankung beurteilen zu können.
In der Regel ist die Penisverkrümmung nur im erigierten Zustand zu beurteilen. Gegebenenfalls fordert der Arzt dazu auf, den Penis zu Hause im erigierten Zustand zu fotografieren.
Mit Hilfe von Ultraschalluntersuchungen des Penis können Plaques dargestellt und das Ausmaß der Veränderungen beurteilen werden.
Es gibt bisher keine ursächliche Behandlung, die zur Heilung einer Penisverkrümmung führt. In einigen Fällen verschwindet die Penisverkrümmung von alleine wieder. Ansonsten gibt es verschiedene Therapien, die Linderung verschaffen.
Bei der erworbenen Penisverkrümmung (Induratio penis plastica) werden folgende Medikamente eingesetzt:
Kommt es nach neun bis zwölf Monaten nicht zu einer Besserung der Symptome, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden.
Bei geringer Verbiegung (weniger als 60 Grad) wird entweder an der gesunden Seite ein Stück des Schwellkörpers herausgetrennt und vernäht (Plikationsverfahren nach Nesbit) oder die Haut an der längeren Penisseite mit einer festen Naht zusammengezogen (Verfahren nach Essed-Schröder). Bei beiden Verfahren begradigt und verkürzt sich der Penis.
Bei starker Verkrümmung (mehr als 60 Grad) werden die narbigen Veränderungen (Plaques) operativ entfernt. Hier ist die Gefahr der Verletzung von Nerven und Blutgefäßen relativ hoch, daher wird der Eingriff nur bei starken Beschwerden durchgeführt.
In folgendem wissenschaftlichen Artikel werden die verschiedenen Behandlungsmethoden diskutiert, die von Urologen eingesetzt werden (englisch):
https://www.auajournals.org/doi/full/10.1016/j.juro.2015.05.098
Bei angeborenen Penisverkrümmungen ist lediglich eine Operation sinnvoll, um das Glied zu begradigen. Sie kommt in Betracht, wenn der Geschlechtsverkehr für den Betroffenen stark erschwert ist.
Der Verlauf der Erkrankung ist sehr unterschiedlich. Unbehandelt kann sich die erworbene Form der Penisverkrümmung zurückbilden, unverändert bleiben oder weiter fortschreiten. Die angeborene Penisverkrümmung bleibt normalerweise bestehen, wenn keine Operation durchgeführt wird.
Der Heilungsverlauf einer Operation bei Penisverkrümmung ist abhängig von eventuell auftretenden Blutungen, Gefühlsstörungen oder Entzündungen. Nach Entfernung der Plaques können diese sich auch wieder bilden.
Die Funktionseinschränkung des Penis und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr können zu psychischen Belastungen führen. Selbsthilfegruppen oder Psychotherapeuten können hier hilfreich zur Seite stehen.
T-Online.de – Der Penis kann sich verkrümmen: https://www.t-online.de/gesundheit/id_62817088/der-penis-kann-sich-verkruemmen.html (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
MAYO CLINIC – Peyronie's Disease: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/peyronies-disease/symptoms-causes/syc-20353468 (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
Ärzteblatt, Theodor Klotz; Michael J. Mathers; Frank Sommer – Induratio penis plastica – eine verschwiegene Erkrankung: https://www.aerzteblatt.de/archiv/54311/Induratio-penis-plastica-eine-verschwiegene-Erkrankung (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
aktualisiert am 25.02.2020