Eine Skoliose ist eine Wirbelsäulenerkrankung, die vorwiegend im Wachstumsalter auftritt und Mädchen häufiger als Jungen betrifft. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Seitwärtsverkrümmung der Wirbelsäule, die mit einer Rotation der betroffenen Wirbelkörper einhergeht. Da die Ursachen für das Auftreten einer Skoliose in ungefähr 85 Prozent der Fälle nicht bekannt sind, ist eine Skoliose auch nicht heilbar. Der Verlauf der Erkrankung und das Ausmaß der Verkrümmung können aber durchaus positiv beeinflusst werden. Wichtig hierfür ist, dass die Skoliose möglichst früh erkannt wird.
Für den Großteil der Skoliosen (circa 85 Prozent) ist die Ursache unbekannt. Es kommt zu einem ungleichmäßigen Wachstum der Wirbelsäulenmuskulatur oder der Wirbelkörper, was dann zu einer Verdrehung der Wirbelkörper und zur Seitwärtsverkrümmung der Wirbelsäule führt. Diese Skoliosen nennt man idiopathisch. Die verbleibenden 15 Prozent (sekundäre Skoliosen) werden durch andere Erkrankungen, wie angeborene knöcherne Fehlbildungen an der Wirbelsäule, Nerven- oder Muskelerkrankungen, verursacht.
Da die Skoliose meist eine Erkrankung des Wachstumsalters ist, wird sie häufig im Rahmen von Routineuntersuchungen im Kindes- oder Jugendalter diagnostiziert. Am häufigsten wird die Wirbelsäulenverkrümmung ab dem 10. Lebensjahr festgestellt. Folgende Auffälligkeiten können sichtbar sein:
Die Art der Krümmungsform und das genaue Ausmaß des Krümmungswinkels (Cobb-Winkel) werden mit Hilfe einer Röntgenaufnahme bestimmt, die den ganzen Körper in einem Bild zeigt.
Wichtig ist: Je früher eine Skoliose diagnostiziert und gegebenenfalls behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Vollständig heilen lässt sich die Erkrankung nicht.
Wirbelsäulenverkrümmungen unter 10 Grad Krümmungswinkel gelten noch nicht als Skoliosen und bedürfen in der Regel keiner Therapie.
Leichte Skoliosen (Cobb-Winkel von 10 bis 20 Grad) werden physiotherapeutisch begleitet. Schwerpunkt der Therapie sind die Schulung der Körperwahrnehmung und der Haltung sowie das Dehnen verkürzter und das Kräftigen schwacher Muskulatur. Außerdem sollten alle Skoliosen (ab 10 Grad Cobb-Winkel) regelmäßig alle drei bis sechs Monate kontrolliert werden. Das dient dazu, eine Zunahme der Krümmung zeitnah festzustellen und die Therapiemaßnahmen, wenn nötig, anpassen zu können.
Hier finden Sie weitere Informationen, wie Physiotherapie bei Skoliose helfen kann.
Skoliosen ab einem Winkel von 20 Grad werden zusätzlich zur Physiotherapie mit einem Korsett behandelt. Das Skoliose-Korsett wird individuell angefertigt und bestenfalls 23 Stunden täglich konsequent getragen. Durch das zusätzliche Tragen eines Korsetts soll bis zum Abschluss des Wachstums verhindert werden, dass sich die Krümmung vergrößert.
Bei sehr stark ausgeprägten Skoliosen oder wenn die Ausprägung sehr schnell voranschreitet, kann eine Operation der Skoliose notwendig werden. Hierbei wird die Fehlstellung der Wirbelsäule zunächst so gut wie möglich korrigiert. Dann wird diese korrigierte Position mit Hilfe von Stangen und Schrauben fixiert. Damit ist die Skoliose meist weitgehend behoben, auch wenn sie im genauen Wortsinn nicht als „geheilt“ gilt.
Da die Ursache für die Entstehung der meisten Skoliosen nicht bekannt ist, kann einer Verkrümmung auch nicht vorgebeugt werden. Wenn aber Auffälligkeiten am Körper oder in der Haltung sichtbar werden, ist es wichtig, diese abklären zu lassen. Je früher mit einer therapeutischen Begleitung begonnen und konsequent auch ein Eigenübungsprogramm durchgeführt wird, desto größer ist die Chance, einer Verschlechterung der Skoliose entgegenzuwirken beziehungsweise die Fehlstellung auch teilweise zu korrigieren. Lediglich eine Skoliose beim Säugling bildet sich in vielen Fällen im Laufe von etwa zwei Jahren wieder zurück.
Welt, Grit König – Skoliose wird oft zu spät behandelt: https://www.welt.de/gesundheit/article109651526/Skoliose-wird-oft-zu-spaet-behandelt.html (online, letzter Abruf: 03.12.2020)
aktualisiert am 03.12.2020