Bei einer Arthrose in der Wirbelsäule sind die gelenkigen Verbindungen der kleinen Wirbel betroffen. Diese Spondylarthrose genannte Erkrankung ist durch die Abnutzung der Knorpel gekennzeichnet, welche die Wirbelgelenke (Facettengelenke) überziehen. Daher ist auch von einem Facettensyndrom die Rede.
Die Wirbelsäule des Menschen besteht aus 24 Wirbeln (sowie dem Kreuzbein und dem Steißbein). Bis auf die oberen zwei Halswirbel sind alle Wirbel an der Rückenseite der Wirbelsäule durch zwei kleine, paarige Gelenke (Facettengelenke) miteinander verbunden. Diese gewährleisten ein reibungsloses Drehen sowie Vor- und Rückwärtsbewegungen. Ein Geflecht aus Bändern sowie kleinen und großen Muskeln stabilisiert den knöchernen Rückhalt unseres Skelettes.
Nutzen sich die Facettengelenke mit zunehmendem Alter ab, verschmälert sich der Spalt zwischen den Gelenkflächen. Dies führt zu Schmerzen und daraufhin zu muskulären Verspannungen. Mit dem Fortschreiten des Knorpelabbaus beginnt der Körper in diesem Bereich zusätzliche knöcherne Strukturen (Osteophyten) zu bilden.
Die Versorgung des Knorpelgewebes erfolgt nicht über Blutgefäße, sondern durch Bewegung: Zwischen den Knorpeln beider Gelenkanteile befindet sich die sogenannte Synovialflüssigkeit, welche den Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Wird die Wirbelsäule wenig bewegt, dann begünstigt dies die Arthrose.
Neben diesen Facettengelenken existieren vom dritten bis siebten Halswirbel noch die sogenannten Uncovertebralgelenke. Abnutzungserscheinungen dieser Gelenke werden als Uncovertebralarthrose oder unechte Arthrose bezeichnet.
Eine Arthrose der Facettengelenke ist vorwiegend eine Erkrankung des Alters. Durch die kontinuierliche natürliche Schrumpfung der Bandscheiben rücken die Wirbelkörper näher aneinander. Dadurch verstärkt sich der Druck auf die Wirbelgelenke um ein Vielfaches.
Insbesondere Frauen sind von der Osteoporose betroffen, da die Ausschüttung des Hormons Östrogen größtenteils unterbleibt. Die Änderung des Knochenaufbaues hat eine Instabilität der Gelenke zur Folge und kann die Abnutzungserscheinungen verstärken.
Auch nach einer operativen Entfernung der Bandscheiben im Rahmen einer Wirbelversteifung ist eine Arthrose dieser Gelenke wahrscheinlich.
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises kommen ebenfalls als Ursache einer Wirbelgelenkarthrose infrage. Entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen wie Morbus Bechterew sowie Bandscheibenvorfälle spielen ebenso eine Rolle wie Verformungen der Wirbelsäule beispielsweise bei einer Skoliose (seitliche Krümmung).
Nicht zuletzt stellen bakterielle entzündliche Geschehen durch Tuberkulose oder eitrige Abszesse (abgekapselte Entzündungen) die Möglichkeit einer Schädigung der Gelenke dar, die daraufhin zur Arthrose führt.
Unter normalen Umständen sind die Facettengelenke nur einer geringen Druckbelastung ausgesetzt. Übergewicht zählt somit zu den Risikofaktoren durch Überlastung. Fettzellen setzen darüber hinaus bestimmte Substanzen mit der Bezeichnung Adiponektine frei, welche eine entzündungsfördernde Eigenschaft besitzen.
Die Anzeichen der Wirbelsäulenarthrose sind vielfältig. Sie umfassen neben der eigentlichen Schmerzsymptomatik durch die Abnutzung und einer oft eingeschränkten Beweglichkeit zusätzlich Verspannungen der Muskulatur.
Die Beschwerden erscheinen als tiefer, dumpfer Rückenschmerz. Meist wird er durch besonders belastende Bewegungssituationen hervorgerufen, verbessert sich indes beim Liegen. Das Bücken nach vorne oder eine Rückwärtsbewegung werden als besonders schmerzhaft empfunden. Je nachdem, welcher Abschnitt der Wirbelsäule betroffen ist, können die Schmerzen bis in die Arme oder Beine ausstrahlen. Eine Abnutzung im Bereich der Halswirbelsäule verursacht oft starke, sich auf den Hinterkopf ausbreitende Kopfschmerzen. Im Bereich der geschädigten Wirbel ist der Patient besonders druckempfindlich.
Bei der Diagnose ist der Arzt auf die genauen Beobachtungen des Patienten angewiesen. Der erste Anlass für den Besuch beim Arzt sind meist Schmerzen im Rücken. Im Gespräch (Anamnese) bringt der Patient seine Beschwerden zum Ausdruck.
In der körperlichen Untersuchung kann der Arzt durch ein leichtes Klopfen entlang der Wirbelsäule den Ort der Beschwerden aufspüren. Vorsichtige bückende oder drehende Bewegungen geben einen Aufschluss über Lage und Ausprägung möglicher Bewegungseinschränkungen.
Der Verdacht einer Facettenarthrose rechtfertigt eine weitere Diagnostik mit bildgebenden Verfahren. Eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule ist heute Standard einer jeden Erstuntersuchung. Ein besonderes Augenmerk wird auf Veränderungen im Aufbau des Knochens bei Osteoporose sowie in der Stellung der Wirbelsäule, auf Brüche oder knöcherne Anbauten gelegt. Anhand einer Verminderung des Gelenkspaltes und einer Verkleinerung des Raumes zwischen den Wirbeln (Bandscheiben) kann auf eine Arthrose der Wirbelgelenke geschlossen werden. Einen Vorteil bietet die Diagnostik mittels einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Neben den knöchernen Anteilen der Wirbelsäule können Bandscheiben, Bänder und Muskulatur differenziert dargestellt werden.
Erst ein Ausschalten des Schmerzes durch gezieltes Einspritzen eines lokal wirkenden Narkosemittels (diagnostische Facetteninjektion) ist indes beweisend für die Ursache des Schmerzes.
Entscheidend für eine zielführende Behandlung ist die sichere Diagnose bei gleichzeitigem Ausschluss anderer möglicher Ursachen. Eine ähnliche Schmerzsymptomatik wie bei einer Facettenarthrose ist beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder dem Bruch eines Wirbels denkbar. Zusätzlich muss an Arthrosen andere benachbarter Gelenke (zum Beispiel Hüfte) gedacht werden.
Werden die Schmerzen ausschließlich im Bereich der Halswirbelsäule lokalisiert, ist eine unechte Arthrose der Uncovertebralgelenke in Betracht zu ziehen.
Im Vordergrund einer Therapie der Facettengelenkarthrose stehen konservative Behandlungsmaßnahmen (Maßnahmen ohne Operation).
Zur Linderung der Schmerzen kommen vor allem entzündungshemmende Medikamente (nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen) zum Einsatz. Ein wichtiger Effekt dieser medikamentösen Schmerztherapie besteht darin, die Beweglichkeit wiederherzustellen, da durch die verminderten Schmerzen die Schonhaltung überwunden wird.
Das Einspritzen schmerzstillender Medikamente in das Gelenk (therapeutische Facetteninjektion) bietet für den Patienten den größten Vorteil. Als alleinige Gabe oder in Kombination kann örtliches Betäubungsmittel, Cortison oder Hyaluronsäure zur Anwendung kommen. Cortison wirkt sich innerhalb der Gelenkkapsel entzündungshemmend aus. Durch die Hyaluronsäure kann ein gelenkschmierender Effekt erreicht werden.
Als nicht-medikamentöse Schmerztherapie kommt die Thermokoagulation am Facettengelenk infrage. Hierbei werden die schmerzleitenden Nerven mit einer Elektrode bei etwa 80° C stillgelegt. Wie lange der Effekt anhält, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Eine Wiederholung der Therapie kann nach wenigen Monaten oder erst nach Jahren notwendig werden.
Zur physikalischen Schmerztherapie wird von den Patienten vor allem die Behandlung mit Wärme (Infrarot, Fango) als wohltuend empfunden.
Eine besondere Bedeutung kommt der Physiotherapie, insbesondere der Kräftigung der Muskulatur zu. Der Physiotherapeut bezieht dabei den gesamten Oberkörper mit ein. Entspannende Massagen können hartnäckige Muskelverspannungen lösen und Fehlhaltungen vorbeugen.
Eine Operation wird nur angedacht, wenn Schmerzen und Beweglichkeit durch keine andere Maßnahme mehr gebessert werden können.
Ein modernes Operationsverfahren besteht in der operativen Platzierung eines Implantates im Bereich der betroffenen Wirbel. Bei diesem DIAM (Device for Intervertebral Assisted Motion) wird die Beweglichkeit der Wirbelgelenke eingeschränkt, wodurch eine Druckentlastung stattfindet.
Als letztes Mittel kommt eine Versteifung der Wirbelsäule in Betracht.
Maßnahmen wie eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht, das Vermeiden schweren Hebens und vor allem ausreichende, rückenschonende Bewegung können einer Wirbelsäulenarthrose vorbeugen.
Starke Schmerzen verleiten häufig dazu, schmerzauslösende Bewegungen zu vermeiden. Entgegen der früheren Verordnung von Schonung weiß man heute, dass eine mäßige Bewegung einen entscheidenden Beitrag zur Besserung der Beschwerden darstellt. Nach vorangegangener Schulung durch einen Krankengymnasten können fast alle Übungen alleine in häuslicher Umgebung durchgeführt werden. Die vorherige Einnahme schmerzstillender Medikamente kann sogar als sinnvoll erachtet werden, sofern sie nicht dazu führt, die Gelenke in der Wirbelsäule weiter zu überlasten.
Nützliche Informationen zum Thema Arthrose finden Sie auf den Webseiten der Deutsche Arthrose-Hilfe e.V. (Eingetragener gemeinnütziger Verein Hilfe für gelenkkranke Menschen): https://www.arthrose.de/home und der Deutschen Rheumaliga: https://www.rheuma-liga.de/
AWMF online, PD Dr. S. Kroppenstedt, Prof. Dr. A. Halder – Spezifischer Kreuzschmerz: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-051l_S2k_Spezifischer_Kreuzschmerz_2018-02.pdf (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Ärzteblatt, Ingo Arnold – Arthrose: Was gibt es Neues?: https://www.aerzteblatt.de/archiv/183365/Arthrose-Was-gibt-es-Neues (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. (BAO) – Gelenkspiegelung mit Operationen: https://www.operieren.de/e3224/e10/e451/e456/e6701/ (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
ROBERT KOCH INSTITUT Statistisches Bundesamt, Martina Rabenberg – Arthrose: http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/arthrose.pdf?__blob=publicationFile (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Deutsche Rheuma-Liga – Arthrose: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/arthrose (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Dr-Gumpert.de – Facettensyndron: https://www.dr-gumpert.de/html/facettensyndrom.html (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
Gelenk-Klinik – Uncovertebralarthrose: https://gelenk-klinik.de/orthopaedie-glossar/uncovertebralarthrose.html (online, letzter Abruf: 11.02.2020)
aktualisiert am 11.02.2020