Wenn Mediziner von einer Bouchard-Arthrose sprechen, dann meinen sie eine Arthrose in den Fingern. Bei dieser Art von Arthrose sind die mittleren Fingergelenke betroffen. Rund 18 Prozent der älteren Menschen leben mit dieser Erkrankung.
Mit zunehmendem Alter ist Gelenkverschleiß unvermeidlich. Häufig sind die Hände und Finger davon betroffen. Mit dem Verschleiß geht eine Verschmälerung des Gelenkspaltes einher. Die Knorpelschicht wird weniger. Ursache sind sowohl genetische Faktoren als auch hormonelle Ursachen. Vor allem Frauen in der Menopause (Zeit nach den Wechseljahren) leiden unter Arthrose in den Fingergelenken.
Häufiger noch als die Fingermittelgelenke sind die Fingerendgelenke betroffen, die täglich einer noch höheren Belastung ausgesetzt sind. Man spricht dann jedoch von einer Heberden-Arthrose. Bouchard-Arthrose und Heberden-Arthrose können auch zusammen auftreten.
Bei der Bouchard-Arthrose, benannt nach dem französischen Pathologen Charles-Joseph Bouchard, handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung, die nicht heilbar ist. Der Verschleiß in den Gelenken ist irreversibel (unumkehrbar), aber die Beschwerden lassen sich lindern. Die Krankheit kann unterschiedlich verlaufen und nicht alle Erkrankten zeigen alle Symptome. Häufig zeigen sich erste Anzeichen der Erkrankung am Zeigefinger und Mittelfinger.
In einer akuten Krankheitsphase ist die Haut um die betroffenen Fingergelenke gerötet, warm und berührungsempfindlich. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Arthrose sehr schmerzhaft sein. Die Beweglichkeit nimmt ab. Einfache Verrichtungen wie das Zuknöpfen eines Mantels oder das Aufheben einer Münze können dann schwierig werden und mit stechenden Schmerzen verbunden sein.
Charakteristisch für eine Bouchard-Arthrose ist die Verdickung der Finger rund um das betroffene Gelenk. Verursacht wird diese zum einen durch eine Vermehrung der Gelenkflüssigkeit, die durch die Reizung der Gelenkinnenhaut zustande kommt. Zum anderen kann sich Knorpelgewebe ablagern und die Gelenkkapsel verdicken.
Mit fortschreitendem Verlauf können auch die Bänder und Sehnen der Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann kann es zu Fehlstellungen und Fingerdeformationen kommen.
Zwar lässt sich die Krankheit nicht heilen, aber man kann versuchen, den Verlauf zu verlangsamen. Unbehandelt verschlechtert sich der Zustand der Fingergelenke immer weiter. Die Bouchard-Arthrose verläuft schubweise. Während einer akuten Phase können Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente den Betroffenen Erleichterung verschaffen. Zur Dauermedikation sind sie aufgrund der Nebenwirkungen nicht geeignet. Außerdem kann Cortison in das Fingermittelgelenk injiziert werden, um die Schmerzen zu lindern. Auch Kältetherapie kann in der akuten Krankheitsphase helfen.
Im weiteren Verlauf wirken Krankengymnastik und Fangopackungen oder Moorpackungen schmerzstillend und regen die Durchblutung an. Um die Hand nachts ruhig zu stellen, kann eine Bandage oder Schiene getragen werden.
Wenn die akute Entzündungsphase vorbei ist, sollten Erkrankte ihre Finger beweglich halten. Wer täglich einige Minuten Fingerübungen macht, kann so das Fortschreiten der Erkrankung in Schach halten. Die morgendliche Steifigkeit der Finger und die Anlaufschmerzen werden dadurch ebenfalls verringert. Hobbys, die die Finger beweglich halten, wie ein Tasteninstrument spielen oder Handarbeiten, werden ausdrücklich empfohlen. Allerdings sollten Betroffene auf ihre Grenzen achten und bei Schmerzen damit aufhören.
Einige einfache Fingerübungen können folgendermaßen durchgeführt werden:
Der Zusammenhang von Arthrose und Ernährung wird seit längerem untersucht. Patienten wird vor allem eine fleischlose oder zumindest fleischarme Kost (ohne Schweinefleisch) empfohlen. Eine ausgewogene Mischkost mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse sowie Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und pflanzlichen Ölen ist allgemein gesund und kann dazu beitragen, Arthrosebeschwerden zu verringern.
Einige Ärzte empfehlen, eine Gewürzmischung aus Kreuzkümmel, Koriander und Muskat auszuprobieren, die entzündungshemmend, schmerzlindernd und durchblutungsfördernd wirken kann. Arthrosepatienten können je eine Messerspitze davon zweimal täglich mit etwas Wasser einnehmen.
Einige Patienten berichten von einer Besserung ihrer Beschwerden durch die Einnahme von Wurzelextrakten der Teufelskralle. In Drogerien und Apotheken stehen verschiedene Präparate zur Auswahl. Der Wurzelextrakt kann aber auch täglich als Tee getrunken werden.
Als letzte Option besteht die Möglichkeit, die Bouchard-Arthrose zu operieren. Inwieweit ein handchirurgischer Eingriff sinnvoll ist, ist abhängig von der Einschränkung des Patienten und seinem Leidensdruck. Wenn der Betroffene seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, starke Schmerzen hat oder emotional leidet, weil er einem geliebten Hobby nicht mehr nachgehen kann, kann ein Eingriff hilfreich sein.
Es stehen verschiedene Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Die am wenigsten belastende ist die sogenannte Denervation. Dabei werden die Schmerznerven im Fingermittelgelenk durchtrennt. Das Gelenk bleibt erhalten und auch die Gefühlsnerven bleiben unangetastet. Zwar sind die Risiken einer Denervation gering, allerdings liegt auch die Erfolgsquote nur bei rund 60 Prozent.
Eine weitere Möglichkeit ist sogenannte Arthrodese, die Versteifung des Gelenks. Der kaputte Knorpel, der Grund- und Mittelgelenk verbindet, wird operativ entfernt und die beiden betroffenen Fingerknochen werden in einem angewinkelten Zustand mit Drähten fixiert. Der Finger bleibt im Grund- und im Endgelenk beweglich. Eine Versteifung wird meist bei Menschen durchgeführt, die hart körperlich arbeiten und einen festen Griff benötigen. Das versteifte Gelenk darf erst nach mehreren Wochen belastet werden.
Die dritte Option ist das Einsetzen eines künstlichen Gelenks, zum Beispiel aus Silikon oder Pyrocarbon. Mit der Fingergelenk-Prothese wird die Beweglichkeit des Fingers wieder erhöht. Da die künstlichen Fingergelenke nicht so belastbar und stabil sind wie die natürlichen, raten viele Fachleute beim Zeigefinger eher zu einer Versteifung. Bei Mittelfinger, Ringfinger und kleinem Finger kann ein Kunstgelenk sinnvoll sein.
Gelenkprothesen halten nicht ewig. Je nachdem, wie alt der Patient ist, kann ein Austausch nach zehn Jahren bis 15 Jahren notwendig werden.
MedLexi, Dr. med. Nonnenmacher – Bouchard-Arthrose: https://medlexi.de/Bouchard-Arthrose (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
Zentrum für Handchirurgie Nürnberg, Dr. med. Karl Heinz Hofbeck, Dr. med. Maximilian Meier – Arthrose – Gelenkverschleiß an den Fingergelenken: https://www.handchirurgie-hofbeck.de/arthrose-gelenkverschleiss-an-den-fingergelenken/ (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
Immanuel Krankenhaus Berlin – Arthrose der Hand- und Fingergelenke: https://berlin.immanuel.de/abteilungen/orthopaedie-obere-extremitaet-hand-und-mikrochirurgie/leistungen/hand/krankheitsbilder/arthrose-der-hand-und-fingergelenke/ (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
Georg Thieme Verlag, Handchir Scan 2013; 02(02): 109-110, DOI: 10.1055/s-0032-1309678 – Silikon versus Pyrocarbon: Welches Implantat bietet Vorteile bei der Arthroplastik des PIP-Gelenks?: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0032-1309678 (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
aktualisiert am 06.12.2019