Der Fuß ist ein äußerst kompliziertes Gebilde. Er besteht aus fast 30 Knochen und einer Vielzahl an gelenkigen Verbindungen. Egal ob beim Laufen, Springen oder Tanzen, das gesamte Körpergewicht wird dabei auf das Sprunggelenk übertragen. Wie in anderen Gelenken kann es zu Verschleißerscheinungen kommen (Arthrose). Die Sprunggelenkarthrose ist überwiegend verletzungsbedingt und betrifft häufig schon jüngere Menschen.
Unter einer Sprunggelenkarthrose wird vorwiegend die Erkrankung des oberen Sprunggelenks verstanden (Talocruralarthrose). Schienbein und Wadenbein bilden die sogenannte Sprunggelenkgabel, in welche das Sprungbein eingebettet ist. Das obere Sprunggelenk ist für die Auf- und Abwärtsbewegung des Fußes zuständig.
Sprungbein und Fersenbein bilden das untere Sprunggelenk. Es ist für die Seitwärtsbewegung verantwortlich.
Eine Arthrose entsteht durch den Verschleiß des Knorpels innerhalb eines Gelenks. In vielen Fällen ist eine starke Beanspruchung des Gelenks für die Arthrose verantwortlich. Am Sprunggelenk entsteht die Arthrose häufig als Folgeerscheinung von Verletzungen.
Verschieben sich Anteile des Sprunggelenks aufgrund einer Verletzung, ist die ursprüngliche Passform im Gelenk nicht mehr gegeben. Der Knorpel wird ungleich belastet und nutzt sich allmählich ab. Die Gelenkflächen können nicht mehr gut aufeinander gleiten und es kommt zu den Beschwerden einer Arthrose.
Verliert der Knorpel an Substanz, werden überschießende knöcherne Strukturen am Gelenk (Osteophyten) gebildet. Diese können ebenfalls die Beweglichkeit herabsetzen und letztendlich zu weiteren Schmerzen führen.
Eine Sprunggelenkarthrose ist zu 90 Prozent einer früheren Verletzung zuzuordnen. Bis zum Auftreten der ersten Symptome können indes durchaus 20 Jahre vergehen. Meist sind Knochenbrüche nahe dem oberen Sprunggelenk der Auslöser einer Arthrose. Dabei kommt es zu Formveränderungen der Knochen oder zu Stufen an der knöchernen Gelenkfläche. Bandverletzungen fördern ebenfalls die Arthrose. Vor allem ein wiederholtes Umknicken des Fußes oder ein Riss des Außenbandes kann eine bleibende Schädigung des Bandapparates nach sich ziehen.
Fehlstellungen im Fuß bedingen am Sprunggelenk eine einseitige Belastung und führen zum Verschleiß des Gelenkknorpels. Hier kommt der konsequenten Diagnostik und Korrektur eines Knick-Senk-Fußes in frühen Lebensjahren eine besondere Bedeutung zu.
Knochenbrüche und Verdrehungen des Fußes gehen vielfach mit einer Quetschung der glatten Knorpelstruktur im Gelenk einher. Es kommt zu Flüssigkeitsansammlungen in den Hohlräumen der Knochen, welche das Gelenk weiter schädigen.
Bei der aseptischen Nekrose kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen zum Abbau von Knochengewebe im Sprungbein. Der darüber liegende Knorpel verliert an Halt und nutzt sich zunehmend ab.
Nichtbakterielle Entzündungen und Autoimmunerkrankungen (Immunsystem richtet sich gegen körpereigenes Gewebe) sowie rheumatische Erkrankungen können zu einer späteren Schädigung des Knorpels und somit zur Arthrose führen.
Bei der Hämophilie (Bluter-Krankheit) ist besonders das Sprunggelenk von einer Schädigung des Knorpels betroffen. Eiseneinlagerungen in das Gelenk, wie sie als Folge der Hämochromatose (Eisenstoffwechselstörung) vorkommen, führen ebenfalls zu einer Schädigung des Knorpels.
Das Leitsymptom einer Sprunggelenkarthrose ist der Anlaufschmerz. Mit fortschreitender Krankheit nehmen die Schmerzen bei Belastung zu. Stechende Schmerzen können in den Fuß oder auch den Unterschenkel ausstrahlen. Die Bewegung wird zunehmend eingeschränkt. Aufgrund dieser Beschwerden leidet die Lebensqualität der Patienten.
An Arthrose Erkrankte neigen zu einer Vermeidungsstrategie. Schmerzhafte Bewegungen werden nicht mehr ausgeführt. Muskeln und Bänder degenerieren (werden schwächer). Das Sprunggelenk kann seine natürliche Form verändern und schließlich versteifen.
Ein wesentlicher Anteil der Diagnosefindung ist das Erstgespräch mit dem Arzt. Der Patient berichtet, wo, in welchen Situationen und wie lange Schmerzen auftreten. Sind die Schmerzen belastungsabhängig, handelt es sich vermutlich um eine Frühform. Schmerzen, welche sich schließlich sogar im Ruhezustand bemerkbar machen, weisen auf ein stark fortgeschrittenes Stadium hin. Unfälle, auch aus der längeren Vergangenheit, sollten unbedingt angesprochen werden.
Der Arzt achtet auf die Beinachse und lässt den Patienten bestimmte Bewegungsabläufe absolvieren, um vorhandene Schonhaltungen zu erkennen. Ein Augenmerk wird auf mögliche Fehlstellungen des Fersenbeines sowie einen Knick-Senkfuß gerichtet.
Möglicherweise hat der Arzt rasch einen ersten Verdacht. Entscheidend für die Behandlung ist indes, den Grund für die Entstehung der Arthrose herauszufinden.
Bei der Annahme einer Sprunggelenksarthrose gehört ein Röntgenbild zur Standarddiagnostik. Einen typischen Hinweis liefert eine erkennbare Abnahme des Gelenkspaltes. Hohlräume in den gelenknahen Knochen sowie eine abnorme Vermehrung von Knochengewebe am Gelenk deuten auf ein fortgeschrittenes Stadium hin. Knorpelschäden und verschiedene ursächliche Veränderungen können meist nur durch computergestützte Bilddiagnostik (CT oder MRT) belegt werden.
Die Behandlung einer Sprunggelenkarthrose kann lediglich eine Schmerzlinderung sowie die möglichst lange Aufrechterhaltung der Beweglichkeit umfassen.
Vorrangiges Ziel der nichtoperativen Therapie ist die Erhaltung des Gelenkes. Welche Maßnahmen dabei hilfreich sind, ist vom jeweiligen Stadium der Arthrose abhängig.
Schmerzlindernde Medikamente lassen sich aus der Behandlung einer Arthrose nicht wegdenken. Sie machen viele alltägliche Belastungen erträglich und können einer Schonhaltung vorbeugen. Die Abwärtsspirale von Schmerz und fehlender Bewegung beschleunigt sich ohne die gezielte Gabe von Schmerzmitteln (nicht-steroidalen Antirheumatika).
Eine regelmäßige Krankengymnastik ist in der Lage, die verminderte Beweglichkeit und Stabilität wiederherzustellen. Individuell abgestimmte Übungseinheiten sollen auch zuhause durchgeführt werden.
Orthopädische Schuhe oder Einlagen können helfen, Fehlstellungen im Fuß oder Bein auszugleichen. Hilfreich sind sogenannte Arthrodesestiefel, welche das Sprunggelenk stützen. Für der Anfertigung helfen Pedografie-Systeme, die die Erfassung besonders druckbelasteter Zonen am Fuß ermöglichen.
Ebenso wirkungsvoll kann das Tapen des Sprunggelenks sein. Dennoch sollte mit einer vollen Belastung nicht vor dem Abheilen und der ärztlichen Zustimmung begonnen werden.
Hyaluronsäure oder cortisonhaltige Mittel werden bisweilen in Kombination mit Schmerzmitteln direkt in das betroffene Gelenk gespritzt. Der Hyaluronsäure wird eine gelenkschmierende und stoßdämpfende Wirkung nachgesagt. Ein knorpelaufbauender Effekt ist indes fraglich.
Die Beseitigung der Ursachen einer Arthrose beginnt mit der richtigen Therapie von Verletzungen des Sprunggelenks. Ist eine Arthrose bereits entstanden, bietet die moderne orthopädische Chirurgie eine Reihe operativer Möglichkeiten an.
Eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) gibt einen guten Einblick in das Gelenk. Bei dieser Gelegenheit können Knorpel und Knochenfragmente entfernt werden, welche die Gelenkflächen zusätzlich schädigen könnten. Ebenfalls kommt die sogenannte Microfracture-Technik infrage. Mit dieser Methode wird über ein Anbohren von Knochensubstanz eigenes Knorpelgewebe dazu angeregt, eine knorpelähnliche Substanz zu bilden.
Eine besondere Bedeutung, um die Lageverhältnisse zu normalisieren, kommt der Umstellungsoperation des Fersenbeines zu. Chirurgische Korrekturmaßnahmen wie die subtalare Arthrodese oder Arthrorise können den Zustand beispielsweise bei einem Knick-Senk-Fuß bessern und für eine Entlastung sorgen.
Die Versteifung (Arthrodese) des oberen Sprunggelenks gehört zu den am häufigsten durchgeführten operativen Eingriffen am Fuß. Dadurch kann Schmerzfreiheit erreicht werden. Zwar können andere Fußgelenke nach der Versteifung die Funktion des Sprunggelenks ausgleichen, dennoch ist eine Veränderung im Gangbild nicht zu vermeiden.
Das Gangbild erhalten können hingegen Sprunggelenksprothesen. Ist die Stabilität des Fußes durch Bänder und Muskulatur gewährleistet, kann eine gute Beweglichkeit wieder erreicht werden.
Neben der oben erwähnten Microfracture-Technik gibt es eine weitere Methode, um Knorpel aufzubauen: Knorpel kann von anderen, gesunden Gelenken entnommen und im Reagenzglas vermehrt werden. Der Knorpel kann in das von Arthrose betroffene Gelenk eingesetzt werden. Diese Transplantation kann jedoch nur gelingen, wenn weitere den Knorpel schädigende Ursachen ausgeschlossen werden.
Eine Methode zur Gewinnung menschlicher, voll funktionstüchtiger Knorpelzellen scheint aus Stammzellen denkbar. Aktuelle Forschungsergebnisse geben Anlass auf Hoffnung für eine Vielzahl von Patienten.
Eine gesunde Ernährung kann Übergewicht reduzieren und somit der Entstehung einer Arthrose vorbeugen. Regelmäßige, nicht die Gelenke belastende Sportarten sind imstande, die Knorpelsubstanz über lange Zeit zu erhalten. Stützende Bandagen können für die Sprunggelenke das Risiko von Verletzungen mit Arthrosefolge deutlich mildern.
Trotz aller konservativer und operativer Möglichkeiten bleibt die Arthrose eine nicht heilbare Erkrankung. Die Wiederherstellung alltäglicher Bewegungsabläufe bei Schmerzfreiheit ist indes durch die geeignete Therapie vielfach möglich.
Nützliche Informationen zum Thema Kniearthrose finden Sie auf den Webseiten der Deutsche Arthrose-Hilfe e.V. (Eingetragener gemeinnütziger Verein Hilfe für gelenkkranke Menschen): https://www.arthrose.de/home und der Deutschen Rheumaliga: https://www.rheuma-liga.de/
Ärzteblatt, Alexej Barg; Matthias D. Wimmer; Martin Wiewiorski; Dieter C. Wirtz; Geert I. Pagenstert; Victor Valderrabano – Endoprothetischer Ersatz des oberen Sprunggelenks,Indikationen, Prothesendesigns, Ergebnisse: https://www.aerzteblatt.de/archiv/168708/Endoprothetischer-Ersatz-des-oberen-Sprunggelenks (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
Ärzteblatt, Siegfried Hoc – Traumata des Fußes und Sprunggelenkes: Häufig zu spät erkannt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/50693/Traumata-des-Fusses-und-Sprunggelenkes-Haeufig-zu-spaet-erkannt (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V. (BAO) – Gelenkspiegelung mit Operationen: https://www.operieren.de/e3224/e10/e451/e456/e6701/ (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
ROBERT KOCH INSTITUT Statistisches Bundesamt, Martina Rabenberg – Arthrose: http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/arthrose.pdf?__blob=publicationFile (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
Deutsche Rheuma-Liga – Arthrose: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/arthrose (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
Interdisziplinäres Zentrum für Bewegungs- und Sportmedizin (IBS-MED) Wuppertal e.V. Haemophilia & Exercise – Hämophilie: http://www.haemophilia-exercise.de/de/diseases (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
Medical Tribune, Birgit Maronde – Hämochromatose zerstört die Gelenke: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/haemochromatose-zerstoert-die-gelenke/ (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
DEUTSCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPORTMEDIZIN Jahrgang 54, Nr. 6 (2003), J. Bernholt, J. Höher – Knorpelersatzgewebe durch Mikrofrakturierung: https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2003/heft06/Bernholt.pdf (online, letzter Abruf: 07.02.2020)
aktualisiert am 07.02.2020