Bei einigen Gelenkerkrankungen kann eine Einspritzung von Wirkstoffen in das betroffene Gelenk sinnvoll sein (intraartikuläre Injektion). Über die Injektion können die Medikamente gezielt an den erwünschten Wirkort befördert werden. Zu den Stoffen, die in Gelenke gespritzt werden, gehören Cortison, welches einen Entzündungsreiz hemmen kann, und Hyaluronsäure, welche als Gleitmittel wirkt. Bei einer Gelenkinjektion muss sehr genau darauf geachtet werden, dass die Hygienerichtlinien eingehalten werden, weil sonst die Gefahr einer Infektion droht. Vor allem Schmerzen und Entzündungen sind die Hauptanwendungsgründe für Gelenkinjektionen.
Eine Injektion in ein Gelenk kann bei Gelenkveränderungen verschiedener Ursache vorgenommen werden. Häufig wird eine solche Spritze bei Arthrose gegeben, aber auch bei rheumatischen Erkrankungen, Entzündungen, Verletzungen und weiteren Arten von Gelenkveränderungen kann die Injektion eine sinnvolle Maßnahme darstellen.
Veränderungen in Gelenken, die durch Abnutzungserscheinungen entstehen, werden als Arthrose bezeichnet. Dies kann durch ein hohes Alter und durch starke Belastung des jeweiligen Gelenks bedingt sein, bei der Arbeit und im Sport oder durch Fehlstellungen. Manchmal sind auch Stoffwechselerkrankungen oder Erbfaktoren ursächlich.
Entzündliche Gelenkveränderungen (Arthritis) können durch Krankheitserreger bedingt sein, wie Bakterien, Viren oder Pilze, oder weitaus häufiger durch Autoimmunprozesse. Es handelt sich dabei um Vorgänge, bei denen Gewebe durch die körpereigene Abwehr angegriffen wird. Im Gelenk äußert sich dies als Rheumatoide Arthritis (Chronische Polyarthritis).
Injektionen können bei folgenden Beshwerden und Ekrankungen eingesetzt werden:
Erkrankungen, bei denen eine Injektion ins Gelenk hilft, äußern sich durch einige Beschwerden. Bei einer Arthrose (Gelenkverschleiß) kann es zu einer Bewegungseinschränkung bis hin zur Versteifung des Gelenks kommen. Schmerzen treten häufig auf. Eine Gelenkentzündung (Arthritis, z. B. Rheumatoide Arthritis) äußert sich ebenfalls als Schmerzen und Steifigkeit. Es kommt zu einer Verformung, die oft äußerlich sichtbar ist, z. B. eine Abweichung von der geraden Linie. Andere Gelenkerkrankungen, die auf eine Injektion von bestimmten Wirkstoffen ansprechen, können unter anderem ebenfalls Schmerzen und eine verminderte Beweglichkeit verursachen.
Nach einer Befragung des Patienten (Anamnese) erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Mit verschiedenen Handgriffen und Untersuchungstechniken kann ein erfahrener Arzt manchmal bereits zu einer Verdachtsdiagnose kommen. In bildgebenden Verfahren, z. B. Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), können bestimmte Veränderungen erkannt werden. Wichtig ist in bestimmten Fällen (z. B. beim Verdacht auf Rheumatoide Arthritis) eine Blutuntersuchung. In einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) können krankhafte Veränderungen über ein optisches Gerät gesehen und beurteilt werden.
Prinzipiell kann eine Einspritzung eines Wirkstoffes an fast allen Gelenken vorgenommen werden (intraartikuläre Injektion). Häufig findet die Anwendung an folgenden Gelenken statt: Wirbelsäule, Schulter, Ellbogen, Handgelenk, Hüfte, Knie und Knöchel.
Zur Injektionsbehandlung ist in der Regel keine Betäubung notwendig, außer wenn vor der Einspritzung die Absaugung eines Gelenkergusses vorgenommen wird.
Eine Nadel wird in die Haut eingestochen und bis in das Gelenk vorgeschoben. Hierbei erfolgt oftmals eine Ultraschalluntersuchung, um den Gelenkinnenraum mit der Nadel genau treffen zu können. Durch die Kanüle kann dann das jeweilige Medikament injiziert werden.
Diverse Präparate können in das Gelenk gegeben werden. Am häufigsten werden Cortison-Präparate oder Substanzen, die ein besseres Gleiten der Gelenkflächen ermöglichen (Hyaluronsäure), verabreicht. Auch örtliche Betäubungsmittel können zur Schmerzhemmung in den Gelenkinnenraum gegeben werden. Bisweilen werden auch andere Medikamente verabreicht. Bei der RSO-Therapie wird eine radioaktive Substanz ins Gelenk gespritzt.
Die Injektionsbehandlung am Gelenk muss gegebenenfalls wiederholt werden, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen.
Cortison wird am häufigsten gespritzt. Das Cortison hat die Aufgabe, die Entzündung imt Gelenk zu reduzieren. Schwellung, Rötung und Überwärmung lassen nach und so können Gelenkschmerzen gelindert werden. Die Wirkung tritt erst nach 24-48 Stunden ein, kann aber mehrere Wochen anhalten. Cortison-Injektionen kann man nicht beliebig oft wiederholen. Dazu verursachen sie zu viele Nebenwirkungen. Zu viele Injektionen in zu kurzer Zeit können die Sehnen, die Bänder und den Gelenkknorpel beschädigen. Maximal sind vier Injektionen pro Jahr möglich.
Lesen Sie auch: Wie schnell wirkt eine Cortison-Spritze ins Gelenk?
Hyaluronsäure wird vor allem bei Verschleißerscheinungen der Gelenke gespritzt, meist also bei Arthrose. Die Flüssigkeit wirkt dabei wie ein Schmiermittel und bewirkt ein besseres Gleiten der Gelenkflächen. Das Knorpelwachstum wird durch die Hyaluronsäure nicht angeregt. Hyaluronsäure-Injektionen können häufiger wiederholt werden als Cortison-Injektionen. Nicht jeder profitiert von der Behandlung. Die Krankenkassen bezahlen die Behandlung nicht, da der Kosten-Nutzen-Faktor nicht positiv bewertet wrid. Die Hyaluronsäure-Injektion muss aus eigener Tasche bezahlt werden und kostet 18-42 Euro.
Lesen Sie auch: Wie lange hält die Wirkung einer Injektion ins Gelenk an?
Bei RSO-Therapie wird eine radioaktive Substanz in das kranke Gelenk gespritzt. Die entzündete Gelenkschleimhaut wird von innen bestrahlt. So soll der Entzündungsprozess gestoppt werden. Wie gut die Behandlung wirkt, hängt davon ab, wie stark das Gelenk bereits geschädigt wurde. Die Wirkung entfaltet sich nach drei bis vier Monaten. Der Patient benötigt etwas Geduld bis der Behandlungserfolg einsetzt.
Je nach der Erkrankung können auch andere Therapiemethoden zum Einsatz kommen. Nichtoperative Behandlungen (konservative Therapie), die bei verschiedenen Gelenkerkrankungen vorgenommen werden, sind unter anderem Ruhiglagerung, Krankengymnastik sowie die Gabe diverser Medikamente.
Durch die Injektion können unter Umständen Gewebeanteile im Bereich des Einstiches geschädigt werden. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Infektionen sowie selten auch Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können auftreten. Durch Verletzung von Nerven kann es unter anderem zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Gelenkergüsse können bei der Injektionsbehandlung entstehen. Manchmal kommt es zur verminderten Beweglichkeit oder zur Versteifung im Gelenk. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich. Je nach Wirkstoff können bestimmte weitere Nebenwirkungen auftreten.
Bei Gabe von Cortison kann es zu den Symptomen eines Cortisonüberschusses kommen, wie zu einem erhöhten Körpergewicht mit Ödemen (Wasseransammlung im Gewebe). Es kann zu einer Hautschwächung und zu einer Knochenschwächung kommen. Ebenso kann das Abwehrsystem geschwächt werden. Besonders bei der Injektion von Hyaluronsäure kann sich eine Überempfindlichkeit zeigen. Örtliche Betäubungsmedikamente besitzen kaum spezielle Nebenwirkungen. Es kann an anderer Stelle zu einem Taubheitsgefühl kommen.
Abhängig von der verwendeten Substanz können folgenden Komplikationen auftreten:
Durch die Gelenkinjektion bestimmter Wirkstoffe kommt es meist zu einer schnellen Besserung der Symptome der jeweiligen Gelenkerkrankung. Der Krankheitsprozess und vor allem die Schmerzen werden meist aufgehalten oder abgeschwächt. Allerdings kann ein Behandlungserfolg nicht garantiert werden. Ebenso kann es später zu einer weiteren Befundverschlechterung oder zum Wiederauftreten der Erkrankung kommen (Rezidiv). Die weitere Prognose richtet sich nach der Erkrankung und ihrem Schweregrad.
In manchen Fällen müssen in Absprache mit dem Arzt Medikamente, die die Blutgerinnung abschwächen, abgesetzt werden. Dazu gehören z. B. Marcumar® und Aspirin®.
Falls der Eingriff unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so sollte der Patient für 24 Stunden kein Auto mehr selbst fahren und keine Maschinen bedienen. Daher sollte er sich abholen lassen. Ebenfalls sollten bedeutsame Entscheidungen vertagt werden.
Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Arzt kontaktiert werden, um eine eventuell notwendige Behandlung durchzuführen.
Mayo Clinic - Cortisone Shots: https://www.mayoclinic.org/tests-procedures/cortisone-shots/about/pac-20384794 (online, letzter Abruf: 27.10.2019)
WebMD - Do I Need a Cortisone Shot?: https://www.webmd.com/arthritis/what-are-cortisone-shots (online, letzter Abruf: 27.10.2019)
Arthritis Health - Emmanuel Konstantakos - What to Know Before Getting a Cortisone Injection?: https://www.arthritis-health.com/treatment/injections/what-know-getting-cortisone-injection (online, letzter Abruf: 27.10.2019)
IGEL-Monitor - Hyaluronsäure-Injektion bei Kniearthrose: https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/hyaluronsaeure-injektion-bei-kniearthrose.html (online, letzter Abruf: 07.11.2019)
JAMA Network - Effect of Intra-articular Triamcinolone vs Saline on Knee Cartilage Volume and Pain in Patients With Knee Osteoarthritis - Timothy E. McAlindon, DM, MPH1; Michael P. LaValley, PhD2; William F. Harvey, MD1; et al.: https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2626573 (online, letzter Abruf: 07.11.2019)
Gelenk-Klinik - Prof. Dr. Sven Ostermeier, PD. Dr. med. habil Bastian Marquaß - Hyaluronsäure-Injektion bei Arthrose und Gelenkentzündung: https://gelenk-klinik.de/konservativ/hyaluronsaeureinjektionen-bei-arthrose.html (online, letzter Abruf: 07.11.2019)
aktualisiert am 09.11.2019