Die Arthrorise ist ein Verfahren, mit welchem ein Gelenk (griechisch: arthron) operativ gestützt (griechisch: ereisai) werden soll. Durch den Eingriff kann die pathologische (krankhafte) Beweglichkeit eines Gelenkes in eine bestimmte Richtung durch das Einsetzen eines Implantates verhindert werden. Vorwiegend wird die Arthrorise bei Abnormitäten des kindlichen Sprunggelenkes durchgeführt.
Die Operation zur Behandlung des kindlichen Knickfußes (auch: Knick-Plattfuß oder Knick-Senkfuß) ist die am häufigsten durchgeführte Arthrorise. Hierbei wird das untere Sprunggelenk durch die sogenannte subtalare Arthrorise (Arthrorise des unteren Sprunggelenks) in seiner Überbeweglichkeit blockiert.
Doch bei weitem nicht jede Diagnose eines Knickfußes beim Kind muss zu einer chirurgischen Korrektur führen. Eltern, welche mit dieser Diagnose konfrontiert werden, haben längst die Auffälligkeit im Gang ihres Kindes bemerkt. Der Fuß erscheint im Bereich des Knöchels nach außen (lateral) geknickt. Meist sind beide Füße betroffen.
Anatomisch kommt es beim Knick-Plattfuß zu einer Senkung des an der Innenseite des Fußes gelegenen Längsgewölbes. Je nach Ausprägung führt dies zusätzlich zur Veränderung der Stellung und Belastung der Ferse. Möglich ist diese Neigung, da sich an dieser Stelle das untere Sprunggelenk befindet. Am Sprunggelenk sind zwei Fußknochen, das Fersenbein und das Sprungbein beteiligt. Das Fersenbein knickt nach innen (medial), was zum typischen Gangbild beim Knickfuß führt. Die Fragestellung nach einem operativen Eingriff, wie es die Arthrorise darstellt, hängt stark von der Ausprägung sowie den Ursachen ab, welche zum Knickfuß führen.
Bis zu einem Alter von sechs Jahren hat die Diagnose keinen pathologischen Stellenwert, da sich das Längsgewölbe des Fußes in dieser Zeit ausbildet. In den ersten Lebensmonaten befindet sich an der Fußsohle ein stark entwickeltes Fettpolster. Das Längsgewölbe ist noch nicht erkennbar, somit hat ein leicht ausgeprägter Knickfuß keinen krankhaften Charakter. Selbst bei 97 Prozent aller Zweijährigen ist der Knickfuß noch deutlich auszumachen. In diesem Fall spricht man von einem physiologisch flexiblen Knickfuß.
Mit beginnender Pubertät (etwa 10. Lebensjahr) ist die Längswölbung des Fußes größtenteils abgeschlossen. Ab diesem Zeitpunkt ist der Körper kaum mehr in der Lage, eine solche Fehlstellung auszugleichen, was zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Gangbildes und damit verbundenen orthopädischen Problemen führen kann. Bei Fortbestehen des Knickfußes sollte eine Abklärung erfolgen. Häufige Ursachen können beispielsweise in einem deutlichen Übergewicht oder einer verkürzten Wadenmuskulatur liegen.
Laufen lernen ist für das Kind eine komplexe Herausforderung an das Gehirn und den Halteapparat. Dieser Prozess kann aufgrund einer Schwäche der Muskulatur (Hypotonie) oder einer nicht ausreichenden Festigkeit der Bänder zum Knickfuß führen. Die Folge ist eine verschlechterte Statik durch fehlerhafte erlernte Bewegungsabläufe.
In den meisten Fällen normalisiert sich das Gangbild, wodurch der Knickfuß wieder in eine reguläre Stellung übergeht. Dennoch wird empfohlen, die Ursache orthopädisch abklären zu lassen, da ein Knickfuß durch einige Erkrankungen verursacht werden kann:
Diese Variante des Knickfußes ist charakterisiert durch ein dauerhaft eingesunkenes Längsgewölbe. Ursächlich sind vielfach Störungen bei der Entwicklung des knöchernen Fußes, Knochenbrüche sowie auch entzündliche und rheumatische Prozesse.
Eine schwere degenerative (durch Schädigung und Funktionsverlust gekennzeichnete) Erkrankung beim erwachsenen Menschen stellt die Fehlfunktion der Sehne am hinteren Schienbeinmuskel dar (Tibialis-posterior-Dysfunktion). Bei dieser sogenannten sekundären Senkfuß-Fehlstellung ist im Stadium II (von III) mit der Arthrorise-Methode eine Besserung des Zustandes zu erreichen.
Die Diagnosestellung verlangt in allen benannten Formen eine ausführliche Anamnese (Untersuchungsgespräch) und Begutachtung des Gangbildes und der Körperachsen. In schweren, insbesondere schmerzhaften Fällen, sowie grundsätzlich bei Verdacht auf einen kontrakten Knickfuß können bildgebende Verfahren notwendig werden, um das weitere Vorgehen festzulegen.
Die Arthrorise kommt heute überwiegend beim kindlichen Knickfuß zur Anwendung. Daneben wird bei Fehlstellungen des Fußes wie dem Spitzfuß oder Hackenfuß ein operativer Eingriff erwogen. Auch beim Kniegelenk und der sogenannten Krallenhand-Fehlstellung wird das Arthrorise-Verfahren angewendet. Andere Methoden haben jedoch in den letzten Jahren die Arthrorise bei diesen Einsatzgebieten abgelöst.
Die Arthrorise beim kindlichen Knickfuß stellt im Wesentlichen ein operatives Verfahren zur Wachstumslenkung dar. Der Eingriff sollte nicht vor dem sechsten Lebensjahr und noch vor Abschluss des Wachstums durchgeführt werden. Somit sind vorwiegend Kinder im Alter von elf bis sechzehn Jahren betroffen.
Die Notwendigkeit einer Operation bei Kindern unter sechs Jahren ergibt sich selten und wird nur bei muskulären oder genetischen Erkrankungen erwogen.
Die Voraussetzung zur Durchführung der Arthrorise besteht in folgenden Punkten:
Die Arthrorise stellt einen minimalinvasiven Eingriff dar, wobei lediglich ein kleiner Schnitt notwendig ist, bei dem kaum Komplikationen auftreten.
Bei der Arthrorise handelt es sich um eine passive Einflussnahme auf den Knickfuß. Am unteren Sprunggelenk wird in den Kanal (Sinus tarsi) zwischen Sprungbein und Fersenbein eine Schraube eingebracht und auf ein gewünschtes Maß aufgespreizt. Als eine Art Keil schränkt diese Schraube die abnormale Beweglichkeit des Gelenks nach innen (Hyperpronation) ein. Der Knick zwischen Sprungbein und Fersenbein ist somit ausgeglichen und es kann eine normale Entwicklung des Längsgewölbes im Fuß erfolgen.
Unter einer kurzzeitigen Narkose erfolgt ein etwa zwei Zentimeter langer Schnitt an der vorgesehenen Stelle. Die Schraube beziehungsweise das Implantat wird unter Röntgenkontrolle in den Sinus tarsi eingebracht. Eine Abwandlung der ursprünglichen Vorgehensweise stellt ein Implantat in Konusform (Kegel) dar, welches anatomisch exakt in den Tarsalkanal (Sinus tarsi) eingepasst wird. Die Funktion entspricht der einer Schraube, während der hier verwendete Keil eine bessere Passform besitzt und nicht aus der vorgesehenen Position herauswandern kann.
Die Operation kann in ambulanten chirurgischen Zentren ebenso durchgeführt werden wie in Kliniken.
Bei bis zu 95 Prozent der Eingriffe wurden bisher gute Ergebnisse erzielt. In manchen Fällen werden während der Operation weitere Fußfehlstellungen und Abnormitäten im Fuß entdeckt. Die Arthrorise-Methode kann in diesen Fällen problemlos um weitere Eingriffe, bisweilen in derselben Sitzung, erweitert werden.
Im Anschluss an die Operation kann es zu Schmerzen im Bereich des Implantates kommen. Diese sind meist von kurzer Dauer und durch eine kurzzeitige Gabe von Schmerzmitteln rasch beherrschbar.
Weiterhin kann es zu Komplikationen wie bei jeder Operation kommen. Dazu können Blutungen und Nachblutungen, Wundinfektionen und Wundheilungsstörungen gehören.
Selten können sich die eingesetzten Implantate lockern oder brechen, was dann allerdings einen erneuten kurzen Eingriff zur Folge hätte.
Gelegentlich wird über eine Über- oder Unterkorrektur sowie eine vermehrt empfundene Steifigkeit berichtet. Sollte dies zu einer Verstärkung der ursprünglichen Problematik führen, muss die Schraube wieder entfernt werden.
Im Normalfall können die Kinder nach vier Tagen vorsichtig mit der Belastung des Fußes beginnen. Unter Zuhilfenahme von Unterarmgehstützen ist eine Belastung sogar in einem normalen Schuh möglich. Ein ärztliches Attest befreit jedoch für wenigstens vier bis sechs Wochen vom Sport. Betätigungen, welche den Fuß nicht zu sehr belasten, wie Schwimmen oder Fahrradfahren sind nach vier Wochen wieder möglich. Mit reinen Laufsportarten sollte jedoch bis mindestens acht Wochen nach dem Eingriff gewartet werden. Etwa zwei Wochen nach der Arthrorise-Operation werden die Fäden gezogen.
Eine Physiotherapie wird üblicherweise nicht verordnet. Je nach Schmerz- oder Schwellungszuständen kann eine Lymphdrainage entlastend wirken. Sofern keine Schmerzen entstehen, sollten die Kinder angehalten werden, mehrmals täglich abwechselnd auf der Ferse beziehungsweise auf den Zehenspitzen zu gehen.
Nach Ablauf von drei Jahren wird das Implantat wieder entfernt. Man geht dann von einer erfolgreichen Korrektur der Fehlstellung aus.
aktualisiert am 14.06.2019