Osteopathie ist eine komplementärmedizinische Methode, die bei funktionellen Störungen wie Verspannungen oder Schmerzen unterstützend wirken kann, auch wenn die wissenschaftliche Evidenz noch ausbaufähig ist. Sie unterscheidet sich von Physiotherapie und Chiropraktik durch ihren ganzheitlichen Ansatz, bei dem der Körper als Einheit betrachtet wird und manuelle Techniken im Fokus stehen. Häufig berichten Patienten bereits nach wenigen Sitzungen von Verbesserungen.Unterstützend wirken ein gesunder Lebensstil, Bewegung und Stressabbau.
Dr. Rotter: Osteopathie bzw. Osteopathische Medizin ist in Deutschland Teil der Komplementären und Integrativen Medizin, also nicht der konventionellen Hochschulmedizin. Sie konzentriert sich auf funktionelle Störungen, wie beispielsweise Muskelverspannungen, und kann helfen, funktionelle Störungen zu reduzieren.
Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass osteopathische Ansätze bei bestimmten Beschwerden, wie z.B. Rücken- oder Nackenschmerzen, unterstützend wirken können. Allerdings ist die Evidenzlage noch im Aufbau und weitere qualitativ hochwertige Studien sind notwendig.
Dr. Rotter: Die Osteopathische Medizin sieht sich als Zweig der medizinischen Wissenschaften. Osteopathen in den USA sind beispielsweise voll approbierte Ärzte. Osteopathie basiert auf der konventionellen Hochschulmedizin. Sie nutzt einen ganzkörperlichen Ansatz, bei dem der Körper als Einheit betrachtet wird und beachtet auch die Salutogenese (Gesunderhaltung und das Gesundsein).
Osteopathie nutzt manuelle Techniken, um beispielsweise die Beweglichkeit von Geweben und Strukturen zu verbessern. Physiotherapie konzentriert sich oft auf spezifische Übungen, Gelenkmobilisationen und funktionelle Wiederherstellungen, während Chiropraktik häufig auf die Justierung von Wirbelsäule und Gelenken spezialisiert ist. Trotz Überschneidungen unterscheiden sich die Herangehensweisen in Zielsetzung, Techniken und theoretischem Hintergrund.
Osteopathie nutzt manuelle Techniken, um beispielsweise die Beweglichkeit von Geweben und Strukturen zu verbessern.
Dr. Rotter: Achten Sie auf eine qualifizierte Ausbildung, z.B. eine anerkannte osteopathische Weiterbildung mit Zertifizierung. Solch eine hochwertige Ausbildung (1350 Stunden für nicht-ärztliche Osteopathen, 700 Stunden für ärztliche Osteopathen) berechtigt zu einer Listung in anerkannten Internetportalen z.B. über diese Adressen:
Auch Empfehlungen über Ihre Krankenkasse, von Ärzten, Physiotherapeuten oder vertrauenswürdigen Patientenorganisationen können hilfreich sein!
Dr. Rotter: Osteopathen nutzen ihre klinische Erfahrung, Palpation und funktionelle Tests, um Störungen zu erkennen. Sie beurteilen Gewebequalität, Beweglichkeit und Spannungsmuster, die in herkömmlichen bildgebenden Verfahren teilweise nicht sichtbar sind. Diese manuelle Untersuchung ermöglicht es, subtile Dysfunktionen zu identifizieren, die auf funktioneller Ebene bestehen.
Dr. Rotter: Die kraniosakrale Osteopathie kann bei funktionellen Störungen wie Kopfschmerzen, Schlafproblemen oder Verdauungsstörungen unterstützend sein, indem sie Spannungen löst und die Selbstregulation des Körpers fördert. Viele Patienten berichten von positiven Effekten, allerdings ist die wissenschaftliche Evidenz ist noch sehr begrenzt. Es gibt jedoch erste Arbeiten zu unterliegenden Wirkmechanismen. Wie in der Osteopathie allgemein sind weitere hochqualitative Studien notwendig um gängige Theorien und die Wirkung weiter wissenschaftlich zu untersuchen.
Dr. Rotter: Die Psyche beeinflusst den Körper stark, auch bei funktionellen Beschwerden. Stress, Ängste oder emotionale Belastungen können Muskelspannung und autonome Funktionen verändern. Osteopathen nehmen diese Zusammenhänge wahr und gehen auch auf die psychosozialen Aspekte ein. Häufig ist hier eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zu empfehlen.
Osteopathen nehmen diese Zusammenhänge wahr und gehen auch auf die psychosozialen Aspekte ein.
Dr. Rotter: Der Behandlung geht eine medizinische und ergänzende osteopathische Anamnese und Diagnostik voraus. Die Behandlung kann im Stehen, Sitzen oder Liegen erfolgen. Die Behandlung umfasst manuelle Techniken wie Mobilisation, Manipulation, Dehnung und Weichteiltechniken. Je nach behandeltem Bereich kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz.
Nach einem ganzheitlichen Verständnis werden jedoch nicht nur beispielsweise bei Rückenbeschwerden eine Mobilisation der Wirbelsäule angewandt, sondern beispielsweise auch im Bereich des Beckens, an den Sprunggelenken und spezielle sanfte Bauchtechniken. Ziel ist stets die Verbesserung der Funktion und Selbstregulation des Körpers.
Dr. Rotter: Eine typische osteopathische Sitzung dauert meist zwischen 45 und 60 Minuten. Die Häufigkeit der Behandlungen hängt von der Art und Schwere der Beschwerden ab. Bei akuten Problemen sind oft mehrere Sitzungen im Abstand von etwa zwei Wochen sinnvoll, während bei chronischen Störungen eine längere Behandlungsdauer notwendig sein kann. Der Therapeut passt die Behandlung individuell an Ihre Bedürfnisse an.
Dr. Rotter: In der Regel sind bereits nach 2 bis 4 Sitzungen erste Verbesserungen spürbar. Bei komplexeren oder chronischen Beschwerden kann eine längere Behandlungsserie erforderlich sein. Die Nachhaltigkeit der Besserungen hängt von der Ursache der Störung, Ihrer Mitarbeit (z.B. bei Übungen oder Lebensstiländerungen) und der Behandlungsmethode ab.
In der Regel sind bereits nach 2 bis 4 Sitzungen erste Verbesserungen spürbar.
Dr. Rotter: Besprechen Sie Ihre Beschwerden mit Ihrem Hausarzt bzw. spezifisch mit Ihrem Facharzt. Eine osteopathische Behandlung sollte nach Ausschluss von vorrangig/alleinig hochschulmedizinisch zu behandelnden Erkrankungen erfolgen. Insbesondere, wenn Ihre Beschwerden auf strukturelle Ursachen oder akute Verletzungen zurückzuführen sind, ist die konventionell-medizinische Diagnostik und Therapie vorrangig.
Häufig lässt sich eine osteopathische Behandlung jedoch gut in das medizinische Gesamtkonzept integrieren. Zusätzlich kann ein erstes Gespräch mit einem qualifizierten Osteopathen Aufschluss geben, ob sie Osteopathie in Betracht ziehen könnten.
Dr. Rotter: Die wissenschaftliche Evidenz ist noch begrenzt, aber es gibt Studien, die positive Effekte bei bestimmten Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen berichten. Die Forschung befindet sich im Aufbau, und hochwertige, kontrollierte Studien sind notwendig, um die Wirksamkeit weiter zu untersuchen. Dennoch berichten viele Patienten von einer Verbesserung ihrer Beschwerden nach osteopathischer Behandlung.
Dr. Rotter: Osteopathie gilt allgemein als sicher, wenn sie von qualifizierten Ärzten oder Therapeuten durchgeführt wird. Häufigere Nebenwirkungen sind vorübergehende Muskelverspannungen, leichte Schmerzen oder Müdigkeit einige Stunden bis Tage nach der Behandlung. Schwerwiegende Komplikationen sind möglich, sie sind jedoch selten. Wichtig ist, dass der Therapeut Ihre Krankengeschichte kennt und bei akuten oder schweren Erkrankungen Rücksprache mit einem Arzt hält. Zu einer osteopathischen Behandlung gehört auch die Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen.
Osteopathie gilt allgemein als sicher, wenn sie von qualifizierten Ärzten oder Therapeuten durchgeführt wird.
Dr. Rotter: Bei akuten Infektionen, schweren Erkrankungen wie Tumoren, akuten Verletzungen, Blutgerinnungsstörungen oder nach bestimmten Operationen sollte vor einer osteopathischen Behandlung Rücksprache mit einem Arzt erfolgen. Möglicherweise ist dann eine osteopathische Behandlung nicht oder zumindest sehr individuell angepasst durchzuführen.
Schwangere, Kinder und ältere Menschen können in der Regel gut behandelt werden, sofern keine Kontraindikationen vorliegen und Behandlungstechniken angepasst werden. Es ist immer wichtig, den Therapeuten über Ihre Gesundheitsgeschichte zu informieren.
Dr. Rotter: In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für osteopathische Behandlungen in der Regel nicht, da sie noch nicht als evidenzbasierte Leistung anerkannt sind. Einige Krankenkassen zahlen jedoch zu osteopathischen Behandlungen zu. Private Krankenversicherungen und Zusatzversicherungen können die Kosten teilweise oder vollständig erstatten, wenn eine entsprechende Absicherung besteht. Es lohnt sich, vorher bei der eigenen Versicherung nachzufragen.
Dr. Rotter: Sie können die positiven Effekte einer osteopathischen Behandlung durch einen gesunden Lebensstil, ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressreduktion unterstützen. Auch das Vermeiden von Überlastung und das Achten auf eine gute Körperhaltung im Alltag können dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse zu festigen. Häufig empfiehlt der Osteopath auch spezielle Übungen oder Hinweise zur Körperhaltung, die Sie selbstständig zuhause oder im Arbeitsalltag umsetzen können.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 28.05.2025.