Bei Jungen und Männern können sich im Hodensack Flüssigkeitsansammlungen bilden. Diese sind in den meisten Fällen ungefährlich. Trotzdem kann bei bestimmten Anzeichen beziehungsweise Voraussetzungen eine operative Behandlung erforderlich sein, um die Beschwerden zu reduzieren und Komplikationen zu verhindern. In der Medizin werden diese Flüssigkeitsansammlungen als Hydrozele bezeichnet und entsprechend ihrer Entstehung und ihrer Lage klassifiziert. Charakteristisch für die Hydrozele ist im Allgemeinen eine elastische Schwellung durch die enthaltene Flüssigkeit, ohne dass es zu Schmerzen kommt. Allerdings gibt es mehrere Arten von Hydrozelen.
Die Hydrozele kann angeboren sein (primäre Hydrozele) oder durch bestimmte Ereignisse entstehen (sekundäre Hydrozele, erworbene Form). Der primären Variante und der sekundären Hydrozele liegen unterschiedliche Entstehungsursachen zugrunde. Diese Unterschiede führen auch zu Abweichungen hinsichtlich der Symptome und Erkennungsmerkmale.
Primäre Hydrozelen stehen meist im Zusammenhang mit einer Fehlentwicklung. Den Hodenabstieg während der Embryonalentwicklung begleitet eine Aussackung des Bauchfells. Im Normalfall verödet diese Ausstülpung (Processus vaginalis) nach Abschluss des Hodenabstiegs. Ist dies nicht der Fall, bleibt eine Verbindung zwischen der den Hoden umgebenden Scheidenhaut und dem Bauchraum. Hierdurch entsteht die kommunizierende Hydrozele. Zu den Kennzeichen dieser Hydrozele gehört:
Entwickelt sich eine primäre Hydrozele, kann die Flüssigkeitsansammlung im Tagesverlauf zunehmen. Das Volumen nimmt im Liegen ab – sprich, ist in den Morgenstunden weniger stark ausgeprägt. Kommunizierende Hydrozelen können zudem immer wiederkehren, da durch die Verbindung in den Bauchraum neue Flüssigkeit in den Hodensack gelangt. Der Wasserbruch kann zudem im Laufe der Zeit immer weiter anwachsen.
Sekundäre Hydrozelen entstehen spontan, häufig als Reaktion auf Reize oder Ereignisse. Hierzu gehören unter anderem:
Die erworbene Form hat folgende Merkmale:
Beide Formen (primäre und sekundäre Hydrozele) zeichnen sich meist dadurch aus, dass Patienten keine Schmerzen haben. Wohl aber kann bei etwas stärkerer Ausdehnung ein Spannungs- oder Druckgefühl auftreten. Beim Stehen und Gehen fühlt sich der Hodensack schwer an. Erreicht das Größenwachstum ein gewisses Ausmaß oder kommt es innerhalb kurzer Zeit zur Hodenschwellung, können Komplikationen auftreten.
Die Raumforderung und die Schmerzfreiheit sind Anzeichen, welche eine genaue Untersuchung erforderlich machen. Ähnliche Anzeichen können auch bei Tumorerkrankungen auftreten. Allerdings lässt sich mithilfe einer Durchleuchtung (Aufsetzen einer starken Lichtquelle) eine erste Unterscheidung vornehmen. In der Fachsprache wird diese Untersuchung Translumineszenz oder Diaphanoskopie genannt. Während Tumore kein Licht durchlassen, ist bei einer Hydrozele das Gegenteil der Fall. Diese ist auffällig durchscheinend.
Zur genauen Diagnose der Hydrozele werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Neben der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) spielt – auch in der Behandlungsplanung – der Ultraschall eine Rolle. Hier ist beispielsweise erkennbar, ob mehrere Kammern vorliegen, wie dies zum Beispiel bei der Hydrocele funiculi spermatici (Hydrozele am Samenleiter) der Fall sein kann.
Eine korrekte Diagnose ist für die Behandlungsplanung Grundvoraussetzung. Gleichzeitig helfen die beschriebenen Merkmale Patienten, die Hydrozele richtig einzuordnen. Besonders die Unterscheidung der Flüssigkeitsansammlung nach primärer und sekundärer Form gewinnt im weiteren Verlauf an Bedeutung. Eine angeborene (kommunizierende) Hydrozele wird anders behandelt als eine erworbene.
Da bei der kommunizierenden Hydrozele die Bauchfellausstülpung (der Processus vaginalis) geschlossen werden muss, ist ein deutlich umfangreicher Eingriff vorzunehmen als im Fall einer nicht-kommunizierenden Hydrozele. Letztere bildet sich nach Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung oft von selbst zurück, kann bei Bedarf aber auch operativ therapiert werden.
aktualisiert am 05.06.2020