Eine Verletzung am Sprunggelenk kommt häufig vor. Im Sport oder einfach durch Unaufmerksamkeiten ist man schnell mit dem Sprunggelenk umgeknickt. Nicht selten kommt es dabei zu einem Bänderriss im oberen Sprunggelenk (auch als Knöchel bezeichnet). Unter einem Bänderriss versteht man das vollständige oder teilweise Zerreißen eines oder mehrerer Bänder.
Verletzungen an den Bändern werden nach Schweregrad eingeteilt in:
Das Sprunggelenk (auch Fußgelenk) verbindet die Knochen des Unterschenkels, Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula), mit den Fußknochen. Es setzt sich zusammen aus dem oberen und dem unteren Sprunggelenk. Bei Verletzungen ist in der Regel das obere Sprunggelenk betroffen.
Gemeinsam ermöglichen die Gelenkteile das Heben und Senken sowie die Auswärts- und Einwärtsdrehung des Fußes. Außerdem trägt das Sprunggelenk die gesamte Körperlast und ist damit das am stärksten belastete Gelenk des menschlichen Körpers. Dafür wird es durch einen festen Kapsel-Band-Apparat unterstützt. Bänder sind starke Gewebe, die Knochen mit anderen Knochen verbinden. Diverse Bänder finden sich am Sprunggelenk:
Ein Bänderriss am Sprunggelenk zählt zu den häufigsten Sportverletzungen, kann aber auch schnell im Alltag passieren. Die falschen Schuhe können ebenfalls dazu führen, dass der Fuß umknickt. Ist der Fuß umgeknickt, dann kann das zu Bandverletzungen führen. Betroffen von einem Bänderriss ist normalerweise das durch vier Bänder stabilisierte obere Sprunggelenk. Am häufigsten kommt es zu Verletzungen des Außenbands (Außenbandriss am Sprunggelenk). Das Innenband ist im Verhältnis selten betroffen.
Ursache der Verletzung ist eine übermäßige, über das physiologische (natürliche) Maß hinaus reichende Aufklappung des Sprunggelenks, wenn der Fuß bei Unfällen oder Sportverletzungen umknickt.
Häufig entsteht der Bänderriss bei:
Bei einem Bänderriss kommt es rasch nach dem Umknicken zu starken Schmerzen. Durch Mitverletzung der Venen schwillt das betroffene Gelenk schnell und deutlich an. Meistens bildet sich ein Bluterguss, die Haut verfärbt sich bläulich.
Eine Unterscheidung zwischen Bänderdehnung, Bänderzerrung oder Bänderriss ist für den Betroffenen nicht so einfach möglich. Alle Verletzungen gehen mit sehr starken Akutschmerzen einher. Der Fuß kann nicht richtig belastet werden.
Bei einem vollständigen Bänderriss kann das Knöchelgelenk jedoch instabil werden, was zu einer veränderten Beweglichkeit des Gelenks führt. Die Folge davon können bleibende Schäden von Knochen und Knorpeln sein.
Nach einer Umknickverletzung sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, auch wenn der erste Schmerz bereits nachgelassen hat. Nur so können folgenschwere Verletzungen ausgeschlossen werden.
Nach der Krankengeschichte (Unfallhergang) achtet der Arzt in einer klinischen Untersuchung auf Symptome wie Schwellung oder Blaufärbung des Sprunggelenks. Er tastet das Gelenk ab und prüft die Beweglichkeit, um festzustellen, welche Bänder betroffen sind. Diese Untersuchung kann für Betroffene sehr schmerzhaft sein.
Je nach Befund führt der Arzt weitere Untersuchungen durch:
Die meisten Bänderverletzungen lassen sich durch eine konservative (nicht operative) Methode behandeln. Sie setzt sich zusammen aus:
Die genannten Maßnahmen sind auch bekannt als PECH-Regel: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Dieses Schema ist bei vielen Verletzungen von Bändern, Muskeln oder Gelenken hilfreich.
Unterstützend werden entzündungshemmende Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Diclofenac oder Ibuprofen verordnet.
Im Anschluss an die Akutphase folgen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und Kraft. Sobald Schwellung und Schmerzen nachlassen, wird mit geeigneten physiotherapeutischen Übungen begonnen. Zunächst handelt es sich um Übungen, die die Muskulatur und Sehnen stärken. Bewährt haben sich auch Übungen im Wasser. Im Anschluss folgen Beweglichkeits- und Ausdauerübungen. Dazu können je nach dem Heilungsverlauf zum Beispiel das Kreisen des Fußes, der Stand auf dem Zehenspitzen oder der Stand auf einem Bein gehören.
Für einen erfolgreichen Heilungsverlauf ist außerdem entscheidend, nur langsam zur alten Belastung zurückzukehren. Sportarten mit schnellen Richtungswechseln (wie Tennis, Basketball, Volleyball) dürfen erst nach vollständiger Ausheilung wieder aufgenommen werden.
Eine Operation des Bänderrisses am Sprunggelenk ist selten erforderlich. Sie kann jedoch nötig werden bei abgesprungenen Knochenstücken oder Knorpelteilen, instabilem Gelenk, wenn mehrere Bänder gerissen sind oder nach erfolgloser konservativer Therapie. Der Eingriff wird in der Regel mittels Arthroskopie durchgeführt. Dies bedeutet, dass der Chirurg über einen Hautschnitt eine kleine Kamera in das Gelenk einführt. So kann das gesamte Ausmaß der Verletzung untersucht werden. Mit entsprechenden chirurgischen Instrumenten kann der Arzt dann unter Sichtkontrolle beispielsweise Knorpel- oder Knochenreste entfernen oder gerissene Bänder nähen.
Im Anschluss an die Operation wird das Gelenk zunächst durch Schienen (Orthese) mindestens fünf Wochen ruhig gestellt. Erst bei ausreichender Stabilität wird mit der Rehabilitation begonnen. Diese kann Wochen bis Monate dauern.
Bei schweren Bänderrissen oder zu früher Belastung besteht die Gefahr, dass es zu dauerhaften Knorpelschäden und damit Instabilitäten des Sprunggelenks kommt. Dadurch drohen immer wieder Bandverletzungen, Gelenkentzündung (Arthritis) oder Verschleißerkrankungen (Arthrose). Aus diesem Grund ist es wichtig, sich an die Anweisungen des Arztes oder Physiotherapeuten zu halten. Belasten sollte man auch bei leichten Bänderdehnungen das betroffene Gelenk erst dann, wenn es schmerzfrei, abgeschwollen und vollständig beweglich ist.
Bänderrisse am Sprunggelenk können in der Regel konservativ (ohne Operation) erfolgreich behandelt werden. Besonders für Bänderdehnungen oder Bänderanrisse ist die Prognose bei ausreichender Schonung gut. Je nach Schwere der Verletzung ist mit einer Behandlungsdauer von zwei bis etwa zwölf Wochen zur rechnen.
Nach einer Operation ist eine langsame Steigerung der Bewegung und Belastung erst nach langer Schonphase unbedingt geduldig einzuhalten. Die Rehabilitation im Anschluss erfordert viel Kraft und Aufmerksamkeit. Bis zur vollständigen Belastbarkeit kann es mehrere Monate dauern.
Bänderverletzungen am Sprunggelenk sind schnell passiert. Ein paar Vorsichtmaßnahmen können das Risiko gegebenenfalls reduzieren:
Gelenk-Klinik, Dr. med. Thomas Schneider – Bänderriss und Bänderdehnung: Bandverletzungen am Sprunggelenk: https://gelenk-klinik.de/sprunggelenk/bandverletzungen-aussenband-ruptur-am-sprunggelenk.html (online, letzter Abruf: 02.03.2020)
OrthoInfo, Steven L. Haddad, MD – Sprained ankle: https://orthoinfo.aaos.org/en/diseases--conditions/sprained-ankle/ (online, letzter Abruf: 02.03.2020)
Healthline, William Morrison, MD – Ankle sprain: https://www.healthline.com/health/ankle-sprain (online, letzter Abruf: 02.03.2020)
aktualisiert am 28.05.2020