Die Listeriose ist eine bakterielle Infektion. Verursacht wird sie durch Listeria monozytogenes, ein grampositives Stäbchenbakterium, welches weltweit ubiquitär vorkommt.
Listerien vermehren sich intrazellulär (in den Zellen), wodurch sie sich vor der Immunabwehr und der Wirkung von Antibiotika bis zu einem gewissen Grade entziehen können.
Die Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen) von Listeriosen in Mitteleuropa beträgt etwa 1 bis 10 pro Millionen Einwohner/Jahr. Etwa ein Drittel der Erkrankungen betrifft Schwangere und Neugeborene. Infektionen treten meist sporadisch auf. Auch Kleinraumepidemien, zum Beispiel in Altersheimen, kommen vor.
Nahezu regelmäßig werden aus Frankreich Listerien-Infektionen gemeldet, die durch Rohmilchprodukte, z.B. Weichkäse, übertragen worden sind. Ausbrüche wurde aber auch aus anderen Ländern, wie z. B. im Jahr 2000 in den USA.
Der überwiegende Teil von humanen Infektion erfolgt durch Milchprodukte. Besonders gefährdet sind dabei Produkte aus nicht-pasteurisierter Milch und Rohmilchprodukte. Zu Infektionen kommt es auch bei hygienisch nicht einwandfreiem Umgang mit Nahrungsmitteln, was zu einer direkten Kontamination (Verunreinigung) führen kann. Auch Wurstwaren, Räucherfisch, Meeresfrüchte, Eiscreme und rohes Gemüse wurden wiederholt als Infektionsquelle aufgedeckt.
Im Gegensatz zu anderen Bakterien vermehrt sich dieser Keim auch bei Kühlschranktemperaturen (Kälteanreicherung). In Ländern, in denen Kopfdüngung praktiziert wird, gelangen die Bakterien so auch über tierische Exkremente auf das Gemüse.
Im Erwachsenenalter ist die eitrige Meningitis (Hirnhautentzündung) die häufigste Manifestionsform der Listeriose.
Auch eine diffuse Enzephalitis (Gehirnentzündung) und Hirnabszesse kommen vor. Die Infektion des Zentralen Nervensystems (ZNS) erfolgt immer auf hämatogenem Weg.
Listerien können diaplazentar (Frühinfektion) übertragen werden und dadurch häufig entweder eine Tot- oder Frühgeburt verursachen. Auch eine Infektion des Neugeborenen während des Geburtsvorganges (Spätinfektion - perinatal) durch listerienhaltiges Vaginalsekret ist möglich.
In seltenen Fällen wurden auch nosokomiale Infektionen ausgehend von Neugeborenenstationen berichtet. Wegen ihrer schlechten Prognose ist die Neugeborenen-Listeriose gefürchtet.
Bei Listeriosen im Erwachsenenalter finden sich zumeist prädisponierende Risikofaktoren, wie Karzinome, immunsuppressive Therapien, Autoimmunkrankheiten, Alkoholismus oder hohes Alter. Komplikationen sind Endokarditis (Entzündung der Herzinnenwand), Osteomyelitis, Arthritis, Hepatitis (Leberentzündung), Peritonitis (Bauchfellentzündung) und Septikämie.
Die Behandlung der Listerien-Meningitis (Hirnhautentzündung) erfolgt mit Ampicillin oder Piperacillin. Auch Penicillin, insbesondere in Kombination mit Gentamicin, ist wirksam. Die Therapiedauer beträgt etwa 4 Wochen.
Der Nachweis von Listerien im Liquor erfolgt durch die Erregeranzüchtung. Latex-Schnelltests sind oft bereits wegweisend und zeichnen sich durch ihre Schnelligkeit aus. Daneben findet zunehmend auch der Nachweis von Listerien-DNA mittels Nukleinamplifikationsverfahren Anwendung. Die Bestimmung von Antikörpern ist dagegen bei der Abklärung einer akuten Infektion unzuverlässig.
Nach dem Infektionsschutzgesetz §7 ist die Listeriose meldepflichtig.
Bester Schutz vor einer Listeriose, insbesondere in der Schwangerschaft, ist der Verzicht auf Rohmilchprodukte, kopfgedüngtes Gemüse und unzureichend gegartes Fleisch.
Letzte Aktualisierung am 07.03.2019.