Die Misteltherapie als alternativmedizinisches Element bei der Krebsbehandlung wurde 1927 von Rudolf Steiner und Ita Wegman eingeführt. Inzwischen ist die Misteltherapie ein vornehmlich im deutschsprachigen Raum etablierter Ansatz zur Ergänzung der schulmedizinischen Maßnahmen bei Tumorerkrankungen.
Mistelextrakte enthalten eine reichhaltige Palette an Inhaltsstoffen, von denen das Mistellektin-1 als der wirkungsvollste gilt. So kann eine Misteltherapie bei den verschiedensten Krankheiten eingesetzt werden, beispielsweise bei Arthrose, Sarkoidose oder anderen Autoimmunerkrankungen (Erkrankungen, bei denen körpereigenes Gewebe durch das eigene Immunsystem geschädigt wird). Auch eine blutdrucksenkende Wirkung der Misteltherapie ist vorhanden. Am bedeutendsten ist jedoch die Anwendung der Misteltherapie bei Krebskrankheiten.
Die Erfahrung zeigt, dass eine Misteltherapie vor allem zytostatische (das Zellwachstum hemmende) und immunmodulierende (das Immunsystem stärkende) Effekte aufweist. Dadurch werden unter anderem das Tumorwachstum und die Ausbildung von Tochtergeschwülsten gehemmt. Eine weitere wichtige Eigenschaft einer Misteltherapie ist die Temperaturerhöhung des Körpers, welche die anderen Wirkungen unterstützt und ebenfalls das Wohlbefinden und die Stimmung des Patienten positiv beeinflusst. Außerdem wird durch die Misteltherapie die Schmerzempfindlichkeit herabgesetzt. Es gibt eine Vielzahl von Präparaten zur Misteltherapie. So gibt es spezielle Mischungen, z.B. aus Sommer- und Wintersaft, aber auch Medikamente mit einzelnen Wirkstoffen, die aus der Mistel gewonnen werden, oder Präparate mit Zusatzstoffen wie speziellen Salzen. Oft wird je nach Einsatzgebiet sogar nach den Wirtsbäumen der Mistel unterschieden.
Die Mistelpräparate können auf verschiedene Art und Weise verabreicht werden, am häufigsten ist jedoch eine subkutane Injektion (Einspritzung unter die Haut) und eine Einspritzung direkt in das Krebsgewebe oder in die Nähe. Mit der Misteltherapie sollte zunächst langsam und in niedriger Dosis begonnen werden, um schließlich eine optimale Erhaltungsdosis beizubehalten. Die Misteltherapie soll dabei keinesfalls eine herkömmliche Tumortherapie ersetzen, sondern im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung eine Ergänzung zu Chirurgie, Chemotherapie, Bestrahlung und psychologisch unterstützenden Maßnahmen darstellen. Die Misteltherapie kann in allen Phasen einer Krebserkrankung durchgeführt werden.
Ein wissenschaftlicher Nachweis einer definitiven Wirkung fehlt bislang, daher wird die Behandlungsform von Kritikern in der Schulmedizin diskutiert.
Die Misteltherapie ist nebenwirkungsarm. In einzelnen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen verschiedener Ausprägung kommen. Die Misteltherapie sollte aufgrund der Temperaturerhöhung bei Fieber und Entzündungen nicht oder nur mit Vorsicht durchgeführt werden und wegen fehlender Erfahrung nicht in der Schwangerschaft erfolgen.
Letzte Aktualisierung am 20.03.2020.