Zu den Nagelentzündungen gehören verschiedene Infektionen, die am Fingernagel oder am Zehennagel auftreten können. Häufig handelt es sich um eine gewöhnliche Nagelbettentzündung. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Haut um den Nagel herum. Die Nagelbettentzündung wird als Paronychie oder Onychie bezeichnet und ist im Deutschen als Umlauf bekannt. Auch der Ausdruck Panaritium ist geläufig. Panaritium heißen sind tiefergehende Infektionen der Finger und Zehen, bei denen sich Eiter bildet. Meist handelt es sich bei den Erregern von Nagelentzündungen um Bakterien. Entzündete Finger- oder Fußnägel schmerzen meist stark und eine Schwellung und Rötung mit Wärmebildung tritt auf. In einigen Fällen kann sich die Entzündung ausbreiten und gefährlich werden.
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Der Nagel besteht aus einer Nagelplatte, der mit dem darunter liegenden Nagelbett verwachsen ist. Das Nagelbett geht an den Rändern der Nägel nahtlos in tiefe Hautschichten über. An der Seite und unten ist der Nagel mit einer Hautfalte umgeben. An den Seiten wird diese Hautfalte als Nagelfalz bezeichnet, unten als Nagelwall. Vor allem die Übergangsstellen zwischen Haut und Nagel sind anfällig für Infektionen.
Die Infektion am Nagel ist in den meisten Fällen durch Bakterien bedingt. Die Bakterien gehören oft zu den Staphylokokken oder Streptokokken. Manchmal führen auch Pilze zu der Infektion (Onychomykose). Die jeweiligen Krankheitserreger können durch kleine Verletzungen im Bereich der Nagelhaut und der Nagelfalz in die Haut eindringen. Dort können sie sich vermehren und sich in das umliegende Gewebe ausbreiten.
Solche kleinen Verletzungen passieren beispielsweise bei einer zu intensiven und zu häufigen Nagelpflege. Daher treten Nagelentzündungen etwas häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Eingewachsene Zehen- oder Fingernägel führen oft zu einer Infektion. Leute, die Nägel kauen, können damit ebenfalls die Gefahr erhöhen, eine Nagelentzündung zu entwickeln. Verletzungen am Nagel wie etwa eine Quetschung können die Entzündung bedingen.
Eine akute Nagelentzündung (akute Paronychie) wird von Bakterien ausgelöst. Bei der Entwicklung von chronische Nagelentzündungen (chronische Paronychie) spielen häufig Pilze eine große Rolle.
Menschen mit Diabetes mellitus haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen, daher sind auch Nagelentzündungen bei ihnen häufiger als bei Gesunden. Das gilt auch für Erkrankungen oder Zustände, bei denen das Immunsystem geschwächt ist. Ebenfalls begünstigend ist ein häufiger Umgang mit Wasser sowie Reinigungssubstanzen.
Die Nagelwallentzündung und die Nagelbettentzündung (Paronychie) sind recht häufige Erkrankungen. Die Symptome einer akuten und einer chronischen Nagelentzündung können sehr ähnlich sein. Sie unterscheiden sich weitgehend in der Geschwindigkeit des Auftretens. Chronische Infektionen können viel länger andauern.
Typische Symptome, die auftreten können, sind:
Am Nagelrand kommt es zu Entzündungserscheinungen: Das Gewebe ist oft stark angeschwollen, gerötet, sehr warm und es schmerzt. Patienten meiden, mit dem entzündeten Finger Handlungen durchzuführen oder etwas zu berühren, um weitere Schmerzen zu vermeiden. Viele Betroffene spüren ein rhythmisches Pochen, das durch den Puls in den kleinen Gefäßen zustande kommt.
Die Entzündung breitet sich in kurzer Zeit in der direkten Umgebung des Nagels (Nagelfalz und Nagelwall) aus. Diese Entzündung wird als Paronychie, Umlauf oder Panaritium parunguale bezeichnet. Bei einer richtigen Nagelbettentzündung breitet sich die Entzündung weiter aus. Es kann zu einer Vereiterung unterhalb des Nagels, im Nagelbett, kommen. Der Druck des angesammelten Eiters führt zu starken Schmerzen, vor allem bei Berührung, und der Nagel kann sich abheben. Diese Form der Nagelbettentzündung wird als Panaritium subunguale bezeichnet.
Zusätzlich können Lymphknoten geschwollen sein, zum Beispiel an der Achsel. Allgemeine Anzeichen für eine Infektion wie Fieber und Schüttelfrost sind möglich. Beim Nagel kann Eiter von Entzündungen nur schwierig nach außen gelangen und sammelt sich im Gewebe an. Daher ist oft die Schwellung stark und die Infektion kann in die Umgebung einwandern. Sie kann ins Weichgewebe, aber auch in Knochen, Gelenke und Sehnenscheiden eindringen.
Ein Nagelpilz fällt durch weiße Stellen unterhalb des Nagels auf.
Des Weiteren kann eine Nagelentzündung chronisch sein. Die chronische Nagelentzündung findet sich häufig an mehreren Fingern oder auch Zehen und führt zu geringeren Schmerzen. Sie lässt sich oft nur an einer rötlichen bis bläulichen Färbung an der Nagelfalz erkennen.
Eine Nagelentzündung, die nach drei Tagen noch nicht besser geworden ist oder bei der die Schmerzen stark sind und das Gewebe geschwollen, sollte einem Arzt vorgestellt werden. Vor allem ein Panaritium (Vereiterung am Nagel) kann sich schnell ausbreiten und gefährlich werden. Gerade bei Grunderkrankungen mit schwachem Immunsystem wie auch Diabetes mellitus sollten auch kleine Verletzungen und Veränderungen vom Arzt beurteilt werden.
Eine Nagelentzündung ist zumeist eine eindeutige Erkrankung, die vom Arzt mittels der Symptome und des Anblicks festgestellt werden kann.
Bisweilen kann es notwendig sein, den Erreger zu bestimmen. Dazu wird dann ein Abstrich genommen, der im Labor weiter untersucht wird.
Ein Röntgenbild der Hand oder des Fußes wird manchmal angefertigt. Damit lässt sich ermitteln, ob Knochen oder Sehnen betroffen sind, und somit eine etwaige Operation planen.
Weiterführende Untersuchungen können vor allem bei chronischen Nagelentzündungen erforderlich sein, wie eine Untersuchung der Blutzuckerwerte, um einen Diabetes mellitus als Ursache feststellen zu können.
Die Nagelentzündung und ein eingewachsener Nagel - bei dem sich ebenfalls oft eine Entzündung ergibt - können sehr ähnliche Symptome verursachen.
Die meisten Fälle von akuten Entzündungen können schon mit einfachen Mitteln wie Kühlung oder Baden in Seifenlauge gebessert werden. Durch das mehrfache Bad des Fußes oder der Hand wird die Haut aufgeweicht und Eiter kann besser abfließen. Eine Jodsalbe oder eine andere Salbe, die die Entzündung bekämpft (Zugsalbe), wird daraufhin aufgetragen.
Ein Panaritium (eitrige Entzündung am Nagel) muss häufig mit Antibiotika behandelt werden. Die Antibiotika gibt es als Präparate zum örtlichen Auftragen. Die Gabe von Tabletten mit Antibiotika kann aber ebenfalls notwendig sein. In schwerwiegenden Fällen kann es sinnvoll sein, den Finger mit einer Schiene, zum Beispiel aus Gips, ruhig zu stellen.
Chronische Infektionen können mit Hausmitteln nicht behandelt werden. Oft steckt eine Pilzinfektion dahinter. Eine Pilzinfektion am Nagel wird mit Wirkstoffen gegen Pilze behandelt (Antimykotika). Diese müssen vom Arzt verschrieben werden.
Eine Eiterhöhle beim Panaritium muss in einer kleinen Operation eröffnet werden, so dass der Eiter austreten kann. Diese OP wird normalerweise in örtlicher Betäubung durchgeführt. Ein oberflächliches Panaritium um den Nagel herum kann mit einem feinen Schnitt entlang des Nagelwalls behandelt werden. Bei einer tiefer reichenden Entzündung am Nagelrand muss dieser freigelegt werden. Eine Nagelbettentzündung unter dem Nagel macht es notwendig, dass der Nagel eröffnet oder gleich entfernt werden muss, so dass der Eiter nach außen gelangen kann. Im Anschluss an die Operation kommt es zu einer raschen Besserung der Beschwerden und des Befundes. Auch eine ausgedehnte Infektion, bei der Sehnen oder Knochen beteiligt sind, muss mit einer Operation beseitigt werden.
Sollte ein eingewachsener Nagel die Ursache sein, dann kann eine örtliche Behandlung mit dem verödenden Wirkstoff Phenol durchgeführt werden. Manchmal kommt eine Operation in Frage (Emmert-Plastik).
Auslösende Faktoren sollten beseitigt werden. Das gilt vor allem, wenn Patienten eine chronische oder wiederholte Nagelentzündung haben. So sollte ein zu häufiger Umgang mit Wasser oder Reinigungssubstanzen vermieden werden. Die Nagelpflege sollte nicht vernachlässigt werden, aber so durchgeführt werden, dass keine Gefährdung gegenüber Entzündungen besteht. Patienten, die häufig eine Fußnagelentzündung bekommen oder für die ein erhöhtes Risiko besteht (bei Diabetes), sollten geeignete Schuhe tragen.
Akute Entzündungen heilen meist innerhalb einiger Tage bis Wochen problemlos wieder. Selten kommt es zu bleibenden Formveränderungen am Nagel, diese sind aber meist medizinisch bedeutungslos, allerdings können sie kosmetisch auffällig sein.
Ein Panaritium (Vereiterung am Nagel) kann schwierig verlaufen. Wird keine Therapie durchgeführt, dann kommt es oft zu einem Befall weiterer Strukturen wie Knochen, Sehnen und Nerven. Die Operation, um ein Panaritium (Eiter am Nagel) zu behandeln, verläuft zumeist ohne Probleme oder Komplikationen. Manchmal sind Blutungen oder Verletzungen kleiner Nerven die Folge.
Nach der Entfernung eines Nagels wächst ein neuer Nagel heran und erreicht nach etwa drei Monaten die volle Größe.
Eine chronische Nagelentzündung geht meist wieder weg, nachdem der jeweilige Auslöser nicht mehr einwirkt. Die Behandlung kann komplizierter sein und sich über mehrere Wochen erstrecken.
aktualisiert am 28.05.2020