Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schuppenflechte oder Psoriasis. Unter diesen sind 120.000 im Kindes- und Teenager-Alter betroffen. Zwischen 7 und 40 Prozent aller Psoriasis-Patienten im jungen Alter zeigen auch Veränderungen der Nägel (Nagelpsoriasis). Nur bei einem kleinen Prozentsatz davon tritt die Nagelpsoriasis isoliert auf (zwischen zwei und fünf Prozent aller Fälle). Überwiegend sind auch andere Symptome der Erkrankung Schuppenflechte gleichzeitig zu beobachten.
Befallene Fingernägel, aber auch Zehennägel fallen dabei bei Kontakt mit Altersgenossen ins Auge. Entsprechend belastend wirkt dies auf die jungen Patienten. An den Fußnägeln kommt es zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, wenn das Schuhwerk drückt.
Eine frühzeitige Diagnose, fundierte Beratung und medizinische Betreuung sind notwendig, um Beeinträchtigungen im Alltag zu begrenzen. Entsprechend unterstützt, lernen bereits sehr junge Patienten, eine Schuppenflechte unter Kontrolle zu halten.
Psoriasis ist zum großen Teil genetisch bedingt. Leidet ein Elternteil daran, beträgt die Erkrankungswahrscheinlichkeit für den Nachwuchs unter 30 Prozent. Sind beide Eltern betroffen, besteht bei dem Kind eine 65-Prozent-Möglichkeit, dass es auch erkrankt. Ursache sind hyperaktive Immunzellen, die Entzündungsprozesse und eine Überproduktivität der Keratinozyten auslösen. Keratinozyten sind die Zellen in der Oberhaut und in der Nagelwurzel, die Hornsubstanz aufbauen. Die Psoriasis ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen eigene Zellen des Körpers des Patienten richtet.
Ausgangsbasis eines Ausbruchs der Schuppenflechte ist nicht nur die genetische Vorbelastung der kleinen Patienten, sondern auch bestimmte Auslöser. Typische Auslöser für (Nagel-)Psoriasis bei Kindern sind:
Überwiegend zeigt sich die Psoriasis auf der Haut: Begrenzte Hautareale reagieren mit Rötungen, Jucken und der Bildung silbriger Schuppen-Schichten. Auch Psoriasis-Arthritis, ein schmerzhafter Befall der Gelenke, ist möglich.
Bei Kindern bilden sich meist weniger Schuppen- oder Hornschichten auf der Haut aus als bei Erwachsenen. Stattdessen kann ein Ekzem-Psoriasis-Overlap stattfinden: Die jungen Patienten leiden oft schon ab dem Babyalter an wunden Hautausschlägen im Bereich der Stellen mit Schuppenflechte. Überwiegend ist bei Kindern die Kopfhaut stark betroffen, ebenso Hautfalten hinter dem Ohr, im Genitalbereich oder Ellbogen und Knie.
Eine Nagelpsoriasis an jungen Patienten tritt isoliert (als einzige Krankheitsausprägung) oder in Kombination mit anderen Erscheinungsformen auf. Die Nagelpsoriasis ist gut erkennbar an Veränderungen wie:
Dazu gesellen sich bei an Psoriasis erkrankten Kindern deutlich häufiger Depressionen, Übergewicht oder Angststörungen als bei Kindern mit gesunder Haut.
Die Behandlung von Psoriasis bei Kindern wird generell durch den Mangel zugelassener Medikamente erschwert. Kinder reagieren auf viele Präparate anders als Erwachsene: Die Nägel sind dünner und die Haut ist wesentlich durchlässiger. Wirkstoffe verstärken sich auf diese Weise und müssen anders dosiert werden. Bei den Kleinsten dient in der Regel das Körpergewicht, ab etwa einem Jahr oft die Hautoberfläche als Richtwert für Konzentration und Mengen der Medikamente.
Ob Psoriasis der Haut, der Nägel oder anderer Körperbereiche vorliegt – entsprechendes Management hilft, die Beschwerden zu begrenzen. Die Kombination von topischen (auf die Haut aufzutragenden), systemischen (durch Einnahme von Arzneien wirksamen) und physikalischen Methoden hat das Ziel, die Symptome einzudämmen und so ein unbeschwerteres Leben zu ermöglichen.
Eine topische (äußerlich anzuwendende) Therapie unterstützt und pflegt Haut und Nägel und macht sie weniger für Außenreize angreifbar. Wie bei Erwachsenen ist es hilfreich, die Nägel kurz zu halten und Verletzungen etwa der Nagelhaut oder des Nagelbettes strikt zu vermeiden.
Vitamin-A-ähnliche Verbindungen (Retinoide) sind auch bei Kindern geeignet, die überstarke Hornproduktion bei Nagelpsoriasis abzutragen. Zur Anwendung kommt beispielsweise ein Präparat wie Tazaroten.
Cortisonhaltige Lösungen oder Lotionen lindern akute Beschwerden und beugen diesen vor. Die Dosierung richtet sich nach Patientenalter sowie den jeweils betroffenen Haut- und Nagelarealen. Der Einsatz muss zeitlich begrenzt erfolgen, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Diese Corticoide müssen ausgeschlichen, niemals dürfen sie abrupt abgesetzt werden.
Vitamin-D-Analoga sind für Kinder ab sechs Jahren zugelassen und dürfen über längere Zeiträume verabreicht werden. Erfolge stellen sich dabei frühestens nach zwei bis sechs Wochen der Therapie ein. Damit der Calciumwert im Blut nicht über Gebühr ansteigt, sollten täglich nicht mehr als 30 Prozent der Hautfläche behandelt werden. Auf den Bereich befallener Nägel beschränkt, sollte das Risiko gering sein.
Manchmal kommen bei Nagelpsoriasis auch Wirkstoffe wie Salicylsäure als Salbe oder Lösung zur Anwendung, oft in Kombination mit anderen Substanzen. Bis zum Alter von zwei Jahren darf Salicylsäure nicht angewendet werden, weil die Kleinsten diese verstärkt über die Haut aufnehmen. Dies könnte zu Vergiftungserscheinungen führen. Ob ein Einsatz ausschließlich im Bereich befallener Nägel vertretbar ist, sollte der behandelnde Arzt entscheiden.
Viel Geduld erfordert die Anwendung medizinischen Nagellacks bei Kindern. Inwieweit diese Produkte helfen können, ist auch vom Stadium der Nagelpsoriasis abhängig und muss vom Kinderarzt beziehungsweise Dermatologen beurteilt werden. Solche Produkte bestehen etwa aus Harnstoff, HPCH (Hydroxypropylchitosan) oder auch aus natürlichen Substanzen wie Kieselsäure, Schachtelhalmextrakt, Silizium und Schwefel. Die Anwendung muss über Monate konsequent stattfinden, um erfolgreich zu sein.
Bei hartnäckigen oder schweren Nagelveränderungen werden auch Medikamente eingesetzt, die von innen wirken (systemische Behandlung). Zu den möglichen Arzneimitteln gehören Methotrexat, Ciclosporin oder die sogenannten Biologika (diese halten die entzündlichen Prozesse auf).
Fototherapien sind bei kleinen Kindern mit ihrem noch mangelhaften UV-Hautschutz nicht empfehlenswert.
Auch Kinder sind von Schuppenflechte (Psoriasis) in allen Formen betroffen. Meist tritt eine Nagelpsoriasis zusammen mit anderen Symptomen der Autoimmunerkrankung auf. Nur in fünf Prozent aller Fälle sind ausschließlich die Nägel der Finger oder Zehen betroffen. Daher ist auch eine Behandlung meist nur im Ganzen sinnvoll.
Die Behandlung von Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen erfordert viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Sorgfalt beim Behandler: Viele Medikamente sind für Kinder noch nicht zugelassen oder würden über die empfindliche Kinderhaut stärker aufgenommen als bei Erwachsenen. Auch Geduld ist bei der Behandlung der Haut und insbesondere auch der Nägel erforderlich. Einige Präparate benötigen mehrere Wochen oder sogar Monate Zeit, um nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
Gute Haut- und Nagelpflege im Vorfeld und das Vermeiden der Trigger-Faktoren sind der Grundstein für ein selbständiges Management der Erkrankung. Auch Kinder können diese Schritte erlernen. Psoriasis lässt sich so kontrollieren und muss die Lebensqualität nicht beeinträchtigen.
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AbbVie Care, Dr. Henning Hamm – Schuppenflechte (Psoriasis) bei Kindern und Jugendlichen: https://www.abbvie-care.de/content/uploads/2016/01/AbbVie-Care_SchuppenflechtePsoriasis-bei-Kindern-und-Jugendlichen.pdf (online, letzter Abruf: 01.07.2022)
aktualisiert am 01.07.2022