Eine Narkose oder Allgemeinanästhesie ist ein Zustand, bei dem durch bestimmte Wirkstoffe das Bewusstsein komplett ausgeschaltet ist und somit der Patient weder Schmerzen verspürt noch sich an die Zeit der Narkose erinnern kann. Eine Kurznarkose ist im Prinzip dasselbe wie eine Vollnarkose, allerdings dauert sie weniger lang, und die Wirkstoffmenge ist insgesamt kleiner. Nur bestimmte Maßnahmen können somit durchgeführt werden, aber es wirkt dafür eine geringere Belastung auf den Körper ein.
Kurznarkosen werden bei verschiedenen Operationen und manchen Untersuchungen vorgenommen. Es handelt sich um meist einfache Eingriffe, deren Dauer nicht länger als einige Minuten bis eine Viertelstunde beträgt. Zu den Untersuchungen, die in Kurznarkose durchgeführt werden können, gehören beispielsweise Darmspiegelungen. Um die jeweilige Operation oder die Untersuchung reibungslos und für den Patienten schmerzfrei durchführen zu können, wird in diesem Fall die Kurznarkose vorgenommen.
Vor dem Eingriff erfolgt eine grundlegende Diagnostik, ob Erkrankungen vorliegen, die ein Risiko für die Narkose sowie auch für die jeweilige Operation darstellen. Zu den angewendeten Methoden gehören neben der Befragung des Patienten (Anamnese) eine körperliche Untersuchung, ein EKG, eine Blutuntersuchung sowie in vielen Fällen eine Röntgenuntersuchung der Brusthöhle (Röntgen-Thorax). Gegebenenfalls sind weitergehende Untersuchungen in Bezug auf besondere Problematiken oder Krankheiten erforderlich. Wichtig ist ebenso der Ausschluss von Allergien gegen eingesetzte Narkosemittel und weitere Wirkstoffe.
Vor dem Eingriff beziehungsweise der Kurznarkose wird oftmals am selben Tag oder am Abend vorher ein Medikament zur Beruhigung gegeben (Prämedikation).
Wenn eine Kurznarkose eingeleitet wird, kann der Patient wie bei der länger dauernden Narkose (Allgemeinanästhesie) nichts mehr bewusst wahrnehmen und verspürt auch keine Schmerzen mehr. Vergleichbar ist der Zustand etwa mit einer kurzen Tiefschlafperiode.
Mit Hilfe einer Nadel wird ein Zugang in die Vene gelegt. Der Wirkstoff zur Kurznarkose wird dort hineingespritzt. Die Beatmung erfolgt bei der Kurznarkose in der Regel über eine Maske. Selten ist auch ein Schlauch (Tubus) sinnvoll, der in die Luftröhre gelegt wird (Intubation), um die ausreichende Zufuhr von Sauerstoff zu gewährleisten, insbesondere dann, wenn der Eingriff wider Erwarten doch länger dauert. Ein Vorteil der Intubation ist, dass kein Speisebrei aus dem Magen und keine Speichelflüssigkeit in die Atemwege gelangt. Um den Tubus einzuführen, müssen Wirkstoffe zur Muskelerschlaffung (Muskelrelaxantien) gespritzt werden. Diese sind bisweilen auch für die jeweilige Operation notwendig.
Neben den Risiken durch die Operation selbst können auch durch die Kurznarkose Komplikationen verursacht werden, wobei schwerwiegende Auswirkungen weit weniger häufig sind als bei der normalen Vollnarkose. Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse im Einstichbereich können vorkommen. Entzündungen (z. B. Abszesse = abgekapselte Entzündungsherde), Reizungen oder abgestorbene Gewebestellen können nicht ausgeschlossen werden. Eine Infektion kann sehr selten auch über die Blutbahn im Körper verteilt werden (Sepsis).
Wird ein Nerv geschädigt, so kann es zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Bei versehentlicher Injektion der Medikamente in eine Arterie (Schlagader) können die Wirkungen verstärkt werden. Unter Umständen können dadurch weitere Probleme entstehen. Allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades, insbesondere durch die eingespritzten Mittel, sind möglich. Bisweilen kann Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen werden.
In den allermeisten Fällen genügt die Kurznarkose für den jeweiligen Eingriff, wenn dies vorher so geplant worden ist. Schmerzempfinden, Bewusstsein und Erinnerung können so für eine kurze Zeit effektiv ausgeschaltet werden, ohne dass der Organismus so belastet wird wie bei der herkömmlichen Narkose.
Vor der Einleitung der Kurznarkose muss der Patient eine bestimmte Zeit mehr oder weniger nüchtern bleiben. Bis sechs Stunden vorher dürfen kleinere Portionen gegessen und getrunken werden, ab diesem Zeitpunkt ist Essen, Trinken sowie auch Rauchen nicht mehr erlaubt. Bis zu zwei Stunden vorher dürfen allerdings noch geringe Mengen Wasser, Tee oder Limonade getrunken werden. Arzneimittel können auch noch kurz vorher mit etwas Wasser genommen werden. Bei Nichtbeachtung muss der Arzt darüber informiert werden, eventuell muss der Eingriff verschoben werden.
Möglicherweise müssen verschiedene Medikamente, die der Patient sonst einnimmt, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Es empfiehlt sich oft, ein Beruhigungsmedikament am selben Tag oder am Abend vor der OP zu geben.
Körperschmuck (inklusive Piercings), Kontaktlinsen, herausnehmbare Zahnprothesen und Ähnliches muss vor dem Eingriff abgelegt werden. Auch Kosmetika sollten weggelassen werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er aufgrund der teils noch bestehenden Medikamentenwirkung für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden. Weitere Arzneimittel sollten in dieser Zeit nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hinweisen könnten, sollte baldmöglichst der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 29.08.2016