Der Begriff der minimal-invasiven Chirurge ist ein Oberbegriff für eine Operationstechnik. Bei dieser werden am Patienten Eingriffe mit nur einer minimalen Verletzung von Haut und Weichteilen durchgeführt. Dies wird dadurch ermöglicht, dass das Operationsgebiet nicht völlig eröffnet wird, wie dies bei offenen Eingriffen, konventionellen Operationen, der Fall ist. Die benötigten Werkzeuge werden lediglich durch kleine Hauschnitte in das Operationsfeld eingebracht. Dem Operateur wird sein Arbeitsfeld dadurch sichtbar gemacht, dass auch eine Kamera eingeführt wird, von der die Bilder auf Monitore im Operationssaal übertragen werden.
Als Abkürzung für minimal-invasive Chirurgie findet sich in der Literatur auch häufig "MIC". Ein anschaulicher Begriff für die Technik ohne großen Schnitt ist auch "Schlüsselloch-Chirurgie". Die ersten minimal-invasiven Operationen waren laparoskopische Eingriffe, Eingriffe im Bauchraum. 1981 wurde erstmals eine Blinddarmoperation laparoskopisch (per Bauchspiegelung) vorgenommen, 1987 folge die erste laparoskopische Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie).
Minimal-invasive Operationen haben den Vorteil, dass Haut und Weichteile nur in geringem Maße verletzt werden. Die Wunden heilen daher schneller und häufig besser als bei Eingriffen, die nicht minimal-invasiv durchgeführt werden. Auch die verbleibenden Narben am Körper des Patienten werden kleiner. Aus diesem Grund sind minimal-invasive Eingriffe nicht zuletzt für den Bereich der Schönheitschirurgie von herausragender Bedeutung.
Die laparoskopischen Operationen (Operationen über Bauchspiegelung) waren, wie oben bereits erwähnt, die ersten minimal-invasiven Eingriffe, die vorgenommen wurden. Aus diesem Grund waren die Begriffe "laparoskopische Operationen" und "minimal-invasive Operationen" zunächst gleichbedeutend. Schnell etablierte sich die minimal-invasive Chirurgie jedoch auch in vielen anderen operativen Gebieten. Heutzutage können nicht nur Eingriffe im Bauchbereich, sondern beispielsweise auch Operationen im Brustkorb minimal-invasiv als thorakoskopische Operationen durchgeführt werden.
Arthroskopische Eingriffe sind minimal-invasive Operationen, bei denen Gelenke vom Operateur begutachtet und, wenn nötig, weitergehend chirurgisch behandelt werden können. Sogar Gelenkersatzoperationen sind heute zum Teil als minimal-invasive Eingriffe möglich.
Beispielhaft für eine minimal-invasiven Operation soll hier nun kurz die Laparoskopie (Bauchspiegelung) erläutert werden. Die verwendete Technik ist bei allen minimal-invasiven Operationen prinzipiell sehr ähnlich. Das wichtigste Instrument bei einer Bauchspiegelung ist der Bauchspiegel, das Laparoskop. Hierbei handelt es sich um einen ungefähr dreißig Zentimeter langen Stab, in dem ein Linsensystem untergebracht ist, das mit einer Kaltlichtquelle verbunden ist. Das Laparoskop ist im Bauchraum frei bewegbar und ermöglicht es, die inneren Organe über eine Kamera auf Monitoren im Operationssaal abzubilden. Dabei werden die Organe jedoch in der Regel nicht eins zu eins, sondern in vielfacher Vergrößerung auf den Monitoren gezeigt. So ist es möglich, dass der gesamte Eingriff bequem auf den Bildschirmen verfolgt werden kann. Einzelne Bilder und Videoaufnahmen können aufgezeichnet werden.
Bei einer Laparoskopie wird zu Anfang des Eingriffs der Bauch des Patienten mittels Kohlenstoffdioxid aufgebläht. Dies verschafft den Operateuren Platz und eine optimale Sicht. Das Instrument für diese Prozedur ist die sogenannte Veress-Nadel, die relativ kurz unter dem Bauchnabel durch die Haut durchgestochen wird. Dann wird das eigentliche Werkzeug für die Laparoskopie, das Endoskop (hier: Bauchspiegel), durch einen so genannten Trokar in den Bauch hineingeschoben, wobei derselbe Zugang wie für die Veress-Nadel genutzt wird. Trokare sind sind letztendlich einer Hülse ähnlich, aber dicht, so dass über sie kein Gas nach außen entweichen kann.
Mit dem Laparoskop ist es möglich, die inneren Organe im Bauchraum zu inspizieren. Weitere Instrumente für die Operation können dann ebenfalls über Trokare in den Bauchraum eingebracht werden, dies geschieht in der Regel im Bereich der Schaamhaargrenze. Die Instrumentarien, die bei einer laparoskopischen Operation verwendet werden, unterscheiden sich sämtlich von denen, die bei einer offenen, konventionellen Operation benutzt werden. Wenn der Operateur seine Arbeit vollendet hat, werden die Werkzeuge aus dem Bauchraum gezogen und das Gas abgelassen. Die kleinen Schnitte für die Trokare werden sauber zugenäht und mit Pflastern versorgt.
Wie vor allen Operationen sollte in der Regel auch vor minimal-invasiv durchgeführten Eingriffen bereits am Abend zuvor ab 22.00 Uhr nichts mehr gegessen und getrunken werden. Auch Rauchen und Kaugummi-Kauen sollte dann unterlassen werden. Genaue Informationen darüber sollten sich die Patienten aber vor dem jeweiligen Eingriff von ihrem zuständigen Arzt einholen. Vor allem Patienten, die unter Erkrankungen des Herzens oder der Lunge leiden, sollten den Operateur und ihren Narkosearzt (Anästhesist) unbedingt darüber in Kenntnis setzen. Gleiches gilt beispielsweise auch für Gerinnungsstörungen des Blutes. Auch über eventuell eingenommene Medikamente müssen die Ärzte in jedem Fall informiert werden. Manche Medikamente müssen zum Beispiel schon mehrere Tage vor einer Operation abgesetzt werden.
Wie bei allen Operationen sind Komplikationen auch bei minimal-invasiven Eingriffen nicht ganz auszuschließen. So kann es während der Operation zu Blutungen kommen, auch Nachblutungen sind theoretisch möglich. In seltenen Fällen können während eines minimal-invasiven Eingriffs Organe verletzt werden. Infektionen sind ebenfalls eine mögliche Komplikation, die nach einem solchen Eingriff auftreten kann. Selten wird eine zweite Operation notwendig, oder es wird von der minimal-invasiven Technik auf die konventionelle, offene Methode gewechselt. Trotz alledem sind minimal-invasive Verfahren im Regelfall recht komplikationslos.
Eine Alternative zu minimal-invasiven operativen Eingriffen sind prinzipiell die konventionellen offenen Operationen. Während bei der minimal-invasiven Methode nur kleine Schnitte gemacht werden, um das für die Operation benötigte Werkzeug in den Operationsbereich einbringen zu können, wird bei der offenen Technik der Schnitt so groß gemacht, dass der Operateur von außen seinen Operationsbereich einsehen kann.
Die Vorteile der minimal-invasiven Variante sind demnach, dass durch die kleineren Schnitte und Verletzungen von Haut und Weichteilen die Schmerzen der Patienten in Folge der Operation meist geringer sind. Daraus folgt wiederum, dass die Beweglichkeit und allgemeine Mobilität der Patienten häufig schneller wieder hergestellt werden kann. Sie können so meist auch zügiger wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Es ist sogar möglich, dass einige minimal-invasive Operationen ambulant erfolgen können, das bedeutet, dass die Patienten nach dem Eingriff wieder nach Hause gehen können. Die Eintrittspforte für mögliche Infektionen ist viel kleiner als bei einer offenen Operation. Dadurch, dass die Patienten nach der Operation schneller wieder mobil sind und nicht so lange liegen müssen, entwickeln sich auch seltener Lungenentzündungen, die sich zum Beispiel relativ häufig bei bettlägerigen Menschen ausbilden. Nicht zuletzt heilen die kleinen Schnitte in der Regel auch schneller als die großen Schnitte bei offenen Operationen und hinterlassen kosmetisch gesehen „schönere" Narben.
Die Nachteile der minimal-invasiven Technik sind grundsätzlich, dass die Übersicht und die Tastmöglichkeit im Vergleich zur offenen Operation eingeschränkt ist. Der Operationsbereich wird über die Kamera nur zweidimensional auf dem Bildschirm abgebildet, während bei der offenen Variante der Operation ein dreidimensionales Bild möglich ist, da der Operateur seinen Arbeitsbereich direkt vor seinen Augen hat. Blutungen bei der Operation sind bei einem minimal-invasiv durchgeführten Eingriff schwieriger zu stillen, auch Nähte sind schwerer zu setzen. So ist verständlich, dass solche Eingriffe nicht selten auch langwieriger sind als Operationen, die konventionell am Patienten vorgenommen werden.
Für den Patienten weniger interessant als für Krankenhaus und Krankenkassen ist, dass der betriebene Aufwand mit der benötigten Technik und die Kosten bei minimal-invasiven Operationen weitaus größer sind, als bei offenen Operationen.
aktualisiert am 15.12.2020