Rotavirus ist weltweit einer der häufigsten Erreger von Diarrhoen (Durchfall) bis zum Alter von 2 Jahren. Grund dafür ist die fehlende Immunität von Kleinkindern. Nach Schätzungen der Weltgesundheitorganisation versterben in Entwicklungsländern jährlich etwa 500.000 Kinder an den Folgen dieser Infektion.
Zwar sind Rotavirus-assoziierte Todesfälle in den Industrieländern eher selten, jedoch ist diese Infektion für eine erhebliche Morbidität (Krankheitswahrscheinlichkeit) und zahlreiche Hospitalisierungen verantwortlich.
Epidemiologische Studien zeigen, dass bis zum Alter von 3 bis 5 Jahren nahezu alle Kinder bereits mit Rotavirus infiziert waren. Infektionen können auch bei Erwachsenen vorkommen, wobei diese meist ohne klinische Beschwerden verlaufen.
Die zur Familie der Reoviridae gehörenden Rotaviren sind unbehüllt und besitzen als Genom eine doppelsträngige RNA. Entsprechend ihrer Antigene werden sie in die Gruppen A-E unterteilt. Die größte humanmedizinische Bedeutung besitzen Rotaviren der Gruppe A, bei der sich 6 Serotypen unterscheiden lassen.
Die Übertragung von Rotaviren erfolgt hauptsächlich auf fäkaloralem Weg. Bei gesunden Kindern dauert die Ausscheidung des Virus mit dem Stuhl in der Regel ein bis maximal 2 Wochen. Bei Frühgeborenen oder immunsupprimierten (immununterdrückten) Kindern kann das Rotavirus über mehrere Wochen bis Monate ausgeschieden werden. Aufgrund der hohen Umweltresistenz bleibt das Virus im Stuhl über mehrere Tage ansteckend. Dies ist mit ein Grund für die hohe Durchseuchung in Entwicklungsländern mit schlechtem Hygienestatus.
Die Inzidenz (Zahl der Neuerkrankungen) von Rotavirus-Infektionen unterliegt in Deutschland, im Gegensatz zu tropischen Gebieten, jahreszeitlichen Schwankungen. So wird ein Erkrankungsgipfel im Winter beobachtet. Von großer Bedeutung sind die immer wieder auftretenden Rotavirus-Ausbrüche in Krankenhäusern auf Früh- oder Neugeborenenstationen. Zu Kleinraumepidemien kommt es oftmals auch in kinderbetreuenden Einrichtungen (Gemeinschaftseinrichtungen), wie insbesondere Kinderkrippen und gärten.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) beträgt 1 bis 3 Tage. Zum Krankheitsbild gehören Durchfall mit Erbrechen; Fieber tritt meist nicht auf. Es können unspezifische respiratorische Beschwerden (Atembeschwerden) auftreten.
Bei unkompliziertem Verlauf dauern die Durchfälle für 3 bis 5 Tage an. Klinisches Hauptproblem ist die zum Teil stark ausgeprägte Dehydratation (Austrocknung) sowie der Elektrolytverlust. Hierdurch kann es zum Kreislaufversagen kommen, das ohne Behandlung zum Tode führen kann.
Die Therapie richtet sich daher in erster Linie auf eine orale oder, falls notwendig, intravenösen Rehydratation und Elektrolytsubstitution.
Für die Diagnostik der akuten Infektion gibt es immunologische Schnelltests, mit denen Rotavirus-Antigene nachgewiesen werden. Darüber hinaus werden Nukleinsäureamplifikationsmethoden zum Nachweis viraler Genome von einigen Labors angeboten. Eine durchgemachte Infektion hinterlässt nur eine Teilimmunität. Daher kommen Reinfektionen vor, die jedoch meist asymptomatisch (ohne Symptome) verlaufen.
Seit Jahren wurde an der Entwicklung einer Impfung gegen Rotaviren gearbeitet. Ein erster oraler tetravalenter, lebendattenuierter Impfstoff (RotaShieldR) wurde 1998 in den USA zugelassen und zur Immunisierung von Kindern empfohlen. Ein Jahr später wurde dieser Impfstoff jedoch wieder vom Markt genommen, da es zu einer wahrscheinlichen vakzine-assoziierten Häufung von Darminvaginationen bei geimpften Kindern gekommen war. Die Ursachen hierfür blieben letztlich unklar.
Seit kurzem stehen zwei neue Rotavirus-Impfstoffe zur Verfügung, die auch in Europa für die Impfung von Kleinkindern zugelassen sind.
Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) §7 besteht beim Nachweis einer akuten Infektion durch das Labor eine namentliche Meldepflicht. Darüber hat der behandelnde Arzt nach IfSG §6 die namentliche Meldepflicht zu beachten, wenn der Verdacht auf eine akute infektiöse Gastroenteritis besteht, wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei den ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird.
Informationen vom Robert-Koch-Institut zu Rotavirus-Infektionen
Letzte Aktualisierung am 31.01.2018.