Der Säure-Basen-Haushalt beschreibt das empfindliche Gleichgewicht zwischen sauren und basischen Stoffen im Körper, das vor allem durch Nieren, Lunge und körpereigene Puffersysteme wie Bikarbonat stabil gehalten wird. Eine Übersäuerung entsteht häufig durch säurebildende Ernährung, chronische Erkrankungen oder Störungen des Energiestoffwechsels und kann sich durch Symptome wie Muskelverspannungen, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme bemerkbar machen. Langfristig kann ein gestörter Säure-Basen-Haushaltschwerwiegende Folgen wie Osteoporose, Herzrhythmusstörungen oder neurologische Störungen haben. Zur Vorbeugung und Therapie sind eine basenreiche Ernährung mit ausreichend Kalium, Magnesium und Zink sowie gegebenenfalls gezielte Infusionen sinnvoll.
Dr. Peter: Der Säure-Basen-Haushalt beschreibt das Gleichgewicht zwischen sauren und basischen Stoffen im Körper. Vereinfacht gesagt: Wie viele Stoffe wirken eher sauer und wie viele eher basisch? Das ist ein chemisches Prinzip, das für unsere Gesundheit eine zentrale Rolle spielt. Unser Körper regelt dieses Gleichgewicht sehr genau - vor allem im Blut. Dort muss der pH-Wert, wie wir ihn noch aus dem Chemieunterricht kennen, also der Anteil an Wasserstoffionen (H⁺), konstant bleiben. Wird dieser Wert zu stark verändert, kann es zu ernsthaften Problemen kommen - zum Beispiel zu Herzrhythmusstörungen oder Störungen des Nervensystems. Deshalb sorgt unser Körper mit verschiedenen Regulationsmechanismen dafür, dass das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen immer erhalten bleibt.
Dr. Peter: Der Körper registriert ständig, wie viele saure Valenzen (also H⁺-Ionen) im Blut vorhanden sind und versucht, den pH-Wert auszugleichen. Dazu bedient er sich verschiedener Regelsysteme. Dabei spielen zwei Organe eine zentrale Rolle:
Deshalb unterscheidet man grundsätzlich zwei Formen der Übersäuerung, auch Azidose genannt:
Da CO₂ im Körper als Säure wirkt, führt eine unzureichende Abatmung zu einer Übersäuerung. Umgekehrt kann eine vermehrte Abatmung von CO₂ helfen, das Milieu wieder in den basischen Bereich zu verschieben. Zustände wie eine echte metabolische oder respiratorische Azidose sind glücklicherweise selten. Wenn, dann meist im Krankenhaus - zum Beispiel auf der Intensivstation, wo sie lebensbedrohlich sein können. Im Alltag sprechen wir eher von einer latenten Azidose - also einer vorübergehenden Übersäuerung, die der Körper noch selbst ausgleichen kann. Dazu nutzt er seine Basenpuffer, also körpereigene "Speicherbasen", um kurzfristig gegenzusteuern. Zu diesen Puffersystemen gehören:
Der Bikarbonatpuffer ist der wichtigste Puffer im Körper. Bikarbonat (HCO₃-) ist der Gegenspieler der H⁺-Ionen, also der Säure. Es ist die wichtigste Base im Körper. Die Bikarbonatreserven machen je nach Quelle etwa 60-75% der Basenpufferkapazität aus und befinden sich vor allem im Bindegewebe.
Nehmen wir z.B. Nahrungsmittel zu uns, die bei der Verstoffwechselung viele H⁺-Ionen freisetzen (z.B. durch Sulfate, Phosphate oder tierische Eiweiße), muss der Körper diese Säuren neutralisieren - vor allem mit Hilfe von Bikarbonat. Dieses wird dabei verbraucht. Die Niere kann zwar Bikarbonat nachbilden, aber das dauert manchmal bis zu 24 Stunden. In der Zwischenzeit fehlt dem Gewebe dieser Puffer, man spricht von einer latenten Gewebeübersäuerung. Dieser Prozess findet also nicht im Blut statt - dort bleibt der pH-Wert weitgehend stabil - sondern im Gewebe. Wenn dauerhaft zu viele Säuren entstehen und der Körper diese nicht schnell genug ausgleichen kann, kommt es zu einem Verlust der Bikarbonatspeicher im Gewebe. Deshalb sorgt unser Körper mit verschiedenen Regulationsmechanismen dafür, dass das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen immer erhalten bleibt.
Dr. Peter: Es gibt viele Ursachen für eine Übersäuerung - die wichtigste ist eindeutig die Ernährung. Das muss man ganz klar sagen. Aber auch viele chronische Erkrankungen führen zu einer Übersäuerung des Körpers.
Ein Beispiel: Bei Erkrankungen mit schlechter Mikrozirkulation, also verminderter Durchblutung - zum Beispiel bei Diabetes oder Herzschwäche - ist der Sauerstofftransport ins Gewebe eingeschränkt. Die Folge: Die Zellen werden nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Bei Sauerstoffmangel stellt die Zelle ihren Energiestoffwechsel auf den sogenannten anaeroben Stoffwechsel um - also auf einen Stoffwechsel ohne Sauerstoff. Dabei entsteht als Abfallprodukt Laktat, also Milchsäure. Dadurch steigt die Säurebelastung im Körper.
Ein weiteres Beispiel zeigt, wie es zu einer Übersäuerung kommen kann: Wenn die Mitochondrien - unsere "Kraftwerke" in den Zellen - nicht richtig funktionieren, ist die Energiegewinnung gestört. Ursachen können z.B. Schwermetallbelastungen, Mikronährstoffmangel oder Medikamente sein. Ein besonders bekanntes Beispiel ist eine bestimmte Gruppe von Antibiotika, die sogenannten Fluorchinolone - zum Beispiel Ciprofloxacin. Diese Medikamente wurden früher häufig zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt, werden heute aber glücklicherweise seltener verwendet. Sie können die Mitochondrien dauerhaft schädigen, indem sie deren DNA angreifen. Das hat zur Folge, dass der normale Energiestoffwechsel nicht mehr funktioniert - und der Körper wieder auf den anaeroben Weg umschalten muss. Auch hier entsteht als Nebenprodukt Laktat.
Zusammenfassend kann man sagen: Die Ernährung ist ein zentraler Auslöser der Übersäuerung. Zusätzlich begünstigen chronische Erkrankungen, eine geschwächte Mikrozirkulation und ein gestörter Energiestoffwechsel die Bildung von Säuren im Körper. Je mehr chronische Erkrankungen vorliegen und je schlechter der allgemeine Gesundheitszustand ist, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine sogenannte latente Azidose - eine chronische, unterschwellige Übersäuerung. Irgendwann reichen die körpereigenen Basenspeicher nicht mehr aus, um die Säurelast auszugleichen.
Die Ernährung ist ein zentraler Auslöser der Übersäuerung.
Dr. Peter: Das ist ja sowieso bekannt, ja. Wenn wir uns die Statistiken zur mediterranen Ernährung anschauen, also eine gesunde Ernährung mit viel Gemüse, Salat, Ballaststoffen und basischen Mineralstoffen, dann sehen wir ganz klar, dass sich das positiv auf chronische Erkrankungen auswirkt. Wenn wir unserem Körper vor allem basische Mineralstoffe zuführen, verbessern wir die Mineralstoffversorgung. Das wirkt sich stabilisierend auf den Stoffwechsel aus und hilft, chronische Krankheiten zu vermeiden oder zu lindern. Umgekehrt kann eine Ernährung mit vielen "sauren" Valenzen - also säurebildenden Lebensmitteln wie stark verarbeiteten Produkten oder zu viel tierischem Eiweiß - unseren Stoffwechsel belasten. Dadurch geraten wir leichter in eine Übersäuerung, die langfristig die Organ- und Zellfunktionen beeinträchtigt.
Es ist ein Teufelskreis: Falsche Ernährung führt zur Übersäuerung, die wiederum die Gesundheit weiter schwächt - und die Ernährungsweise verschlechtert sich oft weiter. Deshalb ist es wichtig, an beiden Stellschrauben gleichzeitig zu drehen: Die Ernährung auf eine basenreiche, ausgewogene Kost umzustellen und gleichzeitig die bestehenden chronischen Beschwerden ganzheitlich anzugehen.
Dr. Peter: Das Problem mit der Übersäuerung ist, dass sie nicht so offensichtlich ist, wie viele denken. Es gibt kein klassisches Leitsymptom, das sofort auf eine Übersäuerung hinweist. Vielmehr handelt es sich um einen langsamen, schleichenden Prozess, der sich erst nach und nach bemerkbar macht.
Was ich in der Praxis sehr häufig beobachte - auch wenn es dafür noch keine eindeutigen Studienbelege gibt - ist, dass sich Strukturen im Körper zunehmend verhärten. Besonders auffällig: die Muskulatur. Sie wird fest, verspannt sich dauerhaft. Warum das so ist? Wenn sich vermehrt H⁺-Ionen (also saure Bestandteile) im Gewebe ansammeln, z.B. um Muskelzellen herum, versucht der Körper, diese Ionen aufzunehmen und zu neutralisieren. Dabei verliert die Zelle Kalium. Die Folge: Der Muskel erreicht sein sogenanntes Ruhepotenzial nicht mehr - er entspannt sich nicht. Die Zelle verharrt in einer Art Daueranspannung. Ein typisches Symptom ist ein steifer unterer Rücken - vor allem morgens nach dem Aufstehen. Viele Menschen kennen das, vor allem, wenn sie sich am Vortag sehr säurelastig ernährt haben. Der ganze Körper fühlt sich dann steifer an.
Auch das Nervensystem kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Übersäuerung kann nicht nur die Muskulatur, sondern auch das Nervensystem beeinträchtigen. Wie in der Muskelzelle führen Elektrolytverschiebungen zu neurologischen Symptomen. Dazu gehören zum Beispiel: Schwindel, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisstörungen, verzerrte Wahrnehmung und Muskelzuckungen oder -zittern (sogenannte Faszikulationen). All dies sind mögliche Anzeichen dafür, dass der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Auch Organe versuchen, den Säureüberschuss im Körper auszugleichen - allen voran der Magen. Viele kennen das: Der Magen produziert vermehrt Magensäure. Das Ziel ist aber nicht nur, die H⁺-Ionen loszuwerden. Gleichzeitig entsteht bei der Magensäureproduktion auch das zuvor schon angesprochene Bikarbonat, das in den Blutkreislauf abgegeben wird und dort als Puffer dient. So hilft der Magen indirekt, die Säure zu neutralisieren. In der chinesischen Medizin (TCM) wird der Magen deshalb auch als "Quelle der Flüssigkeiten" bezeichnet - ein spannender Gedanke. Er ist eines der wenigen Organe, das den Körper mit Basen versorgen kann.
Die häufigsten Beschwerden, die mit einer Übersäuerung in Verbindung gebracht werden können, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Schwierigkeit dabei: Diese Symptome lassen sich nicht immer eindeutig auf eine Übersäuerung zurückführen, da sich viele Beschwerden überlagern können und zu einem gesamten Symptomenkomplex führen. In vielen Fällen lässt sich aber - vor allem aufgrund von Erfahrungswerten - ein Zusammenhang feststellen.
Ein typisches Symptom ist ein steifer unterer Rücken - vor allem morgens nach dem Aufstehen.
Dr. Peter: In der heutigen Zeit ist es eine große Herausforderung, den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Unsere "Energiekraftwerke" - die Mitochondrien - haben oft mit Umweltbelastungen und Giften zu kämpfen. Gleichzeitig leiden viele Menschen unter einem Mangel an Mikronährstoffen. All das führt dazu, dass es für den Körper immer schwieriger wird, basisch zu bleiben. Interessant dabei: Der einzige Bereich, in dem wir oft zu basisch sind, ist ausgerechnet der Magen-Darm-Trakt.
Physiologisch gesehen sollte dieser Bereich leicht sauer sein - das ist wichtig für die Darmflora. Laktobazillen und Bifidobakterien, also gesunde Darmbakterien, produzieren Säuren, die für ein intaktes Milieu sorgen. Problematisch wird es, wenn der Rest des Körpers - zum Beispiel das Bindegewebe - übersäuert ist. Im Idealfall sollte es genau umgekehrt sein: Im Darm brauchen wir ein saures Milieu, im Bindegewebe ein Basisches. Wenn man jetzt einfach Basen zuführt, zum Beispiel in Form von Basenpulvern oder Basenbädern, kann das zwar kurzfristig helfen, aber nicht dauerhaft: Wenn der Magen-Darm-Trakt dadurch zu wenig sauer wird, bildet sich dort leicht eine unerwünschte Flora - eine sogenannte Fäulnis- oder Gärungsflora, also ein eiweißabbauendes Bakterienmilieu. Genau das wollen wir nicht.
Deshalb ist es aus therapeutischer Sicht nicht sinnvoll, einfach möglichst viele Basen zuzuführen. Viel wichtiger ist es, gezielt basische Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium in ausreichender Menge zuzuführen. Das ist der Schlüssel. In meiner Praxis gehe ich so vor: Ich gleiche den gestörten Säure-Basen-Haushalt gezielt mit basischen Infusionen aus. Der Vorteil: Ich kann den Körper direkt entsäuern, ohne den Umweg über den Magen-Darm-Trakt zu gehen. Gleichzeitig sorge ich dafür, dass im Magen-Darm-Bereich wieder ein saures Milieu entsteht. Zum Beispiel durch die Gabe von Probiotika - Laktobazillen und Bifidobakterien - möglichst in breit angelegten Kombinationspräparaten. So kann man den Darm gezielt ansäuern.
Dr. Peter: Ein Klassiker sind natürlich Wurstwaren, diese sind stark verarbeitet - aber auch Zucker gehört zu den Lebensmitteln, die den Organismus übersäuern können. Das liegt nicht unbedingt am Zucker selbst, sondern an seiner Verstoffwechselung. Wenn wir viel Zucker auf einmal zu uns nehmen - also eine hohe "Zuckerlast" - muss der Körper diesen Zucker schnell verarbeiten. Dazu verbrennen unsere Zellen den Zucker verstärkt. Das Problem: Diese schnelle Verbrennung geschieht oft ohne Unterstützung der Energiekraftwerke der Zellen, der Mitochondrien. Der Körper versucht einfach, den Zucker schnell aus dem Blut zu bekommen. Dabei entsteht als Nebenprodukt Milchsäure (Laktat) - und die wirkt säurebildend. Zucker kann also auch zur Übersäuerung beitragen.
Bei tierischem Eiweiß ist es oft ähnlich: Es enthält Schwefel- und Phosphatverbindungen, die bei der Verstoffwechselung Wasserstoffionen (H⁺) freisetzen. Diese müssen später vom Körper wieder neutralisiert werden - ein weiterer Beitrag zur Übersäuerung. Um sich in Richtung basische Ernährung zu orientieren, helfen sogenannte Basentabellen. Sie zeigen, welche Lebensmittel den Körper mit basischen Mineralstoffen versorgen. Eine einfache Eselsbrücke ist hier besonders hilfreich: Lebensmittel mit "K" wie Kalium. Dazu gehören zum Beispiel: Kartoffeln, Karotten, Kürbis, Brokkoli. Diese Lebensmittel sind meist reich an Kalium und wirken daher basisch auf den Körper. Wer sich unsicher ist, kann auch einfach eine Liste mit kalium- oder magnesiumreichen Lebensmitteln googeln - das gibt einen guten Überblick über basenbildende Lebensmittel.
Um sich in Richtung basische Ernährung zu orientieren, helfen sogenannte Basentabellen.
Dr. Peter: Der Arzt hat tendenziell eher weniger Möglichkeiten, ein Ungleichgewicht herauszufinden, als man dies selbst daheim tun kann. Eine direkte Diagnostik ist in der Praxis kaum möglich. Es gibt zwar labordiagnostische Verfahren, aber sie sind aufwändig und nicht sehr zuverlässig.
Ein Beispiel ist der sogenannte Jörgensen-Test. Dabei wird zweimal Blut abgenommen: einmal Vollblut (also Zellen und Plasma) und einmal nur Plasma. Dann gibt man Salzsäure hinzu und misst den pH-Wert. So kann man feststellen, wie viel Säure der Körper abpuffern kann, bevor der pH-Wert sinkt. Daraus lässt sich indirekt berechnen, wie viel Bikarbonat theoretisch per Infusion zugeführt werden müsste. Das Problem: Die Messung ist fehleranfällig, sehr aufwändig und wird nur von wenigen durchgeführt. Außerdem sind die Ergebnisse nicht immer stabil.
Was kann man also selbst tun? Erstens: seine Ernährung überprüfen! Ein erster Schritt: Überprüfe, wie viele basische Mineralstoffe (z.B. Kalium und Magnesium) du täglich mit der Nahrung aufnimmst. Dazu kannst du kostenlose Apps wie FDDB oder Cronometer nutzen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zum Beispiel mindestens 4 g Kalium pro Tag. Am besten trackst du eine ganz normale Woche - isst also nicht besonders gesund, sondern so wie immer. Liegt man dabei unter dem empfohlenen Wert, ist das auch rückblickend ein deutlicher Hinweis auf eine Unterversorgung.
Wichtig: Ein Kaliummangel ist im Blut nicht immer sichtbar, da der Körper versucht, die Werte konstant zu halten.
In den Zellen kann trotzdem zu wenig Kalium vorhanden sein - das lässt sich aber nicht so einfach messen. Ein Blick in die Nationale Verzehrsstudie von 2007 zeigt übrigens, dass etwa die Hälfte der Deutschen diese 4 g Kalium pro Tag nicht erreicht. Bei Magnesium sieht es zum Teil noch schlechter aus - vor allem bei jungen Frauen: Hier nehmen Studien zufolge 58 Prozent zu wenig Magnesium auf, obwohl die empfohlenen Werte ohnehin eher konservativ angesetzt sind.
Eine zweite Methode zur Überprüfung des Säure-Basen-Haushalts ist die Messung des Urin-pH-Wertes. Die klassischen Farbteststreifen sind dafür nicht zu empfehlen, da sie ungenau sind. Besser sind digitale Urin-pH-Messgeräte, die es zum Beispiel in der Apotheke gibt. Damit erhält man genauere Werte. Wichtig ist die richtige Durchführung: Viele messen nur den Morgenurin und schließen daraus auf "basisch" oder "sauer" - das reicht nicht. Besser: Vor jeder Mahlzeit messen und zwei Stunden danach - also insgesamt sechs Messungen pro Tag, wenn man dreimal am Tag isst. Und zwar eine Woche lang.
Warum diese Zeitpunkte? Nach dem Essen produziert der Magen Magensäure, dabei entstehen auch basische Stoffe, die ins Blut übergehen. Dadurch steigt der pH-Wert im Urin typischerweise nach dem Essen an. Aus diesen Werten kann man einen guten Mittelwert bilden. Liegt dieser unter einem pH-Wert von 6,2, spricht dies für eine Übersäuerung.
Fazit: Mit einfachen Mitteln kann man selbst herausfinden, ob der Körper möglicherweise zu wenig basische Mineralstoffe bekommt oder ob der Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist. Eine Kombination aus Ernährungstracking und systematischer pH-Messung gibt dir einen ersten guten Überblick - und du kannst gezielt gegensteuern und deine Werte später wieder kontrollieren.
Dr. Peter: In der Allgemeinmedizin - und generell in der Schulmedizin - wird dem Thema Säure-Basen-Haushalt meist wenig Beachtung geschenkt. Es wird meist nur geprüft, ob die Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium im Blutserum im Normbereich liegen. Das ist aus meiner Sicht zu wenig. Ein Beispiel: Der Referenzwert für Kalium beginnt meist bei 3,5 mmol/l. Studien zeigen aber, dass ein optimaler Wert eher bei 4,5 mmol/l liegt. Das heißt: Auch wenn ich "im Normbereich" liege, heißt das noch lange nicht, dass mein Wert wirklich ideal ist. Solche Laborwerte geben also oft ein trügerisches Gefühl der Sicherheit.
Doch wo bekommt man überhaupt eine gute Beratung zum Thema basische Ernährung? In der Regel: nirgends. Übersäuerung ist ein Thema, mit dem man sich selbst auseinandersetzen muss. Und genau deshalb können Urinstreifentests zur Selbstkontrolle ein sinnvoller Einstieg sein. Die beiden wichtigsten Stellschrauben sind die Ernährung und die Behandlung der Ursachen!
Fazit: Für die meisten Menschen, die nicht chronisch krank sind, sind zwei Dinge entscheidend: eine basenüberschüssige Ernährung und eine gezielte Zufuhr basischer Mineralstoffe. Die wichtigsten Mineralstoffe sind hier Kalium, Magnesium und Zink. Zink ist nicht nur für die Magensäureproduktion wichtig, sondern auch für die Nierenfunktion - beide Prozesse hängen mit den gleichen Enzymen (Carboanhydrasen) zusammen. Leider zeigt z.B. die Nationale Verzehrsstudie, dass viele Menschen in Deutschland zu wenig von diesen Mineralstoffen aufnehmen - selbst die empfohlenen 10 mg Zink pro Tag werden oft nicht erreicht. Das macht deutlich: Beim Ernährungsverhalten ist bei vielen noch Luft nach oben!
Die wichtigsten Mineralstoffe sind hier Kalium, Magnesium und Zink.
Dr. Peter: Ein Blutbild hilft uns in diesem Fall nicht weiter, da es im Wesentlichen nur die Zellverteilung zeigt. Wirklich hilfreich ist die Messung von Magnesium und Kalium im Serum. Eigentlich wäre es noch besser, Magnesium und Kalium im Vollblut zu messen, weil das mehr über die Versorgung der Zellen aussagt. Viele ganzheitlich arbeitende Therapeuten machen das auch so. Meiner Erfahrung nach schwanken die Werte im Vollblut aber sehr stark und sind nicht immer gut zu interpretieren. Außerdem basieren die meisten Studien zu Magnesium und Kalium eben auf Serumwerten - und da kann man sich besser orientieren. Ich empfehle einen Kaliumwert im Serum von mind. 4,5 mmol/l und Magnesium im Serum von mind. 0,9 mmol/l.
Das Problem ist nur: Die Normbereiche im Labor beginnen oft viel zu niedrig - zum Beispiel beginnt der Normwert für Magnesium oft schon bei 0,6. Dabei zeigen Studien, dass zum Beispiel Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern bei einem Kaliumwert ab 4,5 und einem Magnesiumwert über 0,9 deutlich seltener auftreten. Das kennen wir auch vom Eisenmangel: Ein Ferritinwert (Eisenspeicher) unter 70 kann bereits zu Haarausfall führen - offiziell gelten aber oft Werte ab 10 als “normal”. Viele Menschen fallen so durch das Raster.
Gerade in der funktionellen und ganzheitlichen Medizin schauen wir hier genauer hin. Das sind die entscheidenden Parameter. Was oft zusätzlich ins Spiel kommt: Wenn Magnesium- und Kaliumwerte niedrig sind - oder wenn es Hinweise auf eine Übersäuerung gibt - dann ist oft auch die Stressachse betroffen. Dann sind oft auch Hormone wie DHEA, Cortisol oder Pregnenolon aus dem Gleichgewicht. Das zeigt, dass der Körper schon länger im Stressmodus ist. Und umgekehrt: Auch ein Mangel an Elektrolyten wie Magnesium und Kalium macht uns anfälliger - das Nervensystem wird reizbarer, was noch mehr Stress verursacht. Ein Teufelskreis entsteht. Deshalb ist es sinnvoll, auch die Nebennierenhormone zu überprüfen. Das macht nicht jeder, aber es lohnt sich in vielen Fällen. An diesen Werten kann man sich sehr gut orientieren.
Dr. Peter: Bei Infusionen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die eine Art der Infusionstherapie darf von Heilpraktikern und anderen nicht-ärztlichen Therapeuten durchgeführt werden - also rezeptfreie Infusionen. Die andere Variante ist rezeptpflichtig und darf ausschließlich von Ärzten verabreicht werden.
Eine der wichtigsten Infusionstherapien ist die mit Natriumhydrogencarbonat. Sie dient dem Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts im Körper. Es gibt physiologische und nicht-physiologische Lösungen - letztere erleichtern oft die Berechnung. In der Regel wird eine 8,4 %ige Natriumhydrogencarbonatlösung verwendet, die in 20 ml-Ampullen erhältlich ist. Die Dosierung kann individuell eingestellt werden. Man sollte sich im sicheren Bereich bewegen. Ich selbst messe vor jeder Gabe mit der Jürgensen-Messung, die ich vorhin kurz erklärt habe. So kann ich bestimmen, wie viel Milliliter ich pro Infusion geben kann. Auch wenn man nie genau sagen kann, wann das Gleichgewicht wirklich erreicht ist, spielt hier oft auch das Gefühl und die Erfahrung eine Rolle.
Zur Orientierung: Alles unter 80 ml pro Infusion gilt als sicher - das kann man gut zum Ausgleich verwenden. Oft berichten Patienten, dass sich die Muskulatur nach der Infusion weicher anfühlt, sie fühlen sich insgesamt ruhiger und weniger reizbar. Besonders wirksam ist die Kombination mit Magnesium und Kalium, weil der Körper dann besser regulieren kann, was er braucht. Wie wirkt die Infusion? Sie puffert direkt im Gewebe den Überschuss an H⁺-Ionen und füllt so die Basenspeicher schnell wieder auf. Das geht viel schneller als mit Basenbädern, Mineralien oder Natron. Ich finde das eine elegante und auch preiswerte Methode: Die Ampullen sind nicht teuer und es lohnt sich, darüber nachzudenken. Nicht jeder bietet das an, aber man kann ja mal fragen.
Eine der wichtigsten Infusionstherapien ist die mit Natriumhydrogencarbonat.
Dr. Peter: Man orientiert sich im Wesentlichen an den Symptomen, die man vorher hatte. Die sogenannten Leitsymptome haben wir vorhin besprochen. Wie schnell eine Besserung eintritt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das hängt immer vom Gesamtzustand ab, also davon, was ursächlich im Körper vorhanden ist. Wenn die Beschwerden vor allem durch eine sehr schlechte Ernährung verursacht wurden, dann merkt man in der Regel relativ schnell eine Besserung. In solchen Fällen spürt man oft schon nach wenigen Wochen, dass es einem besser geht, wenn man die Ernährung umstellt. Das ist ja generell bei Ernährungsumstellungen der Fall - jeder weiß, dass Zucker ungesund ist, aber viele konsumieren ihn trotzdem weiter.
Wenn aber chronische Belastungen eine Rolle spielen - zum Beispiel eine Schwermetallbelastung, Kontrastmittel aus früheren MRT-Untersuchungen (die ebenfalls wie Schwermetalle wirken), chronische Vorerkrankungen mit notwendiger Medikamenteneinnahme oder eine längere Einnahme von Magensäureblockern - dann dauert es meist etwas länger. In solchen Fällen ist Geduld und Beharrlichkeit gefragt. In der Regel kann man bei konsequenter Ernährungsumstellung und zusätzlicher Einnahme von basischen Mineralstoffen innerhalb von etwa drei Monaten eine deutliche Besserung erwarten - das ist der klassische Verlauf. Wenn wir zusätzlich mit basischen Infusionen arbeiten, geht es oft schneller: Bei zwei Infusionen pro Woche tritt eine spürbare Besserung meist schon nach wenigen Wochen ein. Das sind die üblichen Zeiträume - aber wie gesagt, es kommt immer auf das individuelle Ausgangsprofil an, das jeder mitbringt.
Dr. Peter: Der Körper verfügt über verschiedene Kompensationsmechanismen, um einen Säureüberschuss auszugleichen. Einer der wichtigsten Mechanismen ist die Freisetzung von Mineralstoffen - zum Beispiel Calcium aus den Knochen. Dies ist inzwischen gut belegt. Auch Elektrolyte aus der Muskulatur können mobilisiert werden. Das hat jedoch Folgen…Ich kann ein erhöhtes Risiko für Osteoporose haben, ebenso für Herzrhythmusstörungen oder Erkrankungen des Nervensystems. Auch Schmerzen sind möglich - zum Beispiel durch dauerhafte Muskelverspannungen. Der Magen kann vermehrt Magensäure produzieren, um die Säure loszuwerden. Das wiederum kann zu Magenbeschwerden bis hin zu Magengeschwüren führen.
Die möglichen Folgeerkrankungen sind also vielfältig. Besonders gut erforscht ist die Wirkung auf die Knochen - in Richtung Osteoporose. Sie ist ein deutliches Warnsignal und gilt als Endpunkt eines langfristig gestörten Stoffwechsels. Die Kombination von chronischer Entzündung und Übersäuerung kommt häufig vor - und kann bei jedem Menschen anders verlaufen. Deshalb sollte man sie ernst nehmen und gezielt behandeln.
Dr. Peter: Bei einer eiweißreichen Ernährung, wie sie im Sport oft üblich ist, kommt es zunächst in den Stoffwechselwegen der Phosphate und Sulfate zu einer Freisetzung von Wasserstoffionen (H⁺). Diese müssen später in der Niere wieder ausgeglichen werden. Aber: Viele Menschen ernähren sich so - und kommen gut damit zurecht. Es ist also nicht automatisch schlecht. Entscheidend ist, dass wir gleichzeitig genügend basische Mineralstoffe zu uns nehmen. Dann entsteht kein Nachteil für den Körper. Genau deshalb kombinieren wir diese beiden Ansätze bewusst.
Eine eiweißarme Ernährung jedoch ist auf Dauer ungünstig - vor allem im Sport. Zu wenig Eiweiß hat negative Auswirkungen auf den Muskelaufbau, die Energieversorgung und das Hormonsystem. Das ist unbestritten. Wenn ich also tierische Produkte esse und gleichzeitig darauf achte, dass ich genügend basische Mineralstoffe zu mir nehme, ist das völlig in Ordnung. Ein gutes Beispiel ist das klassische Sportleressen: Huhn, Brokkoli, Reis. Damit wird Kalium, also ein basischer Mineralstoff, gleich mitgeliefert. Kaliumreiches Gemüse ist hier besonders wertvoll.
Gerade nach intensiven Trainingseinheiten kann es sinnvoll sein, sich einige Tage komplett basisch zu ernähren. Der Hintergrund: Bei harter Belastung steigt die Laktatbildung und damit das Risiko einer "Übersäuerung" des Stoffwechsels. Viele erfahrene Sportler wissen das - und kombinieren gezielt eiweißreiche und basische Phasen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt hierbei ist die Qualität der Lebensmittel. In der heutigen Zeit ist die Schadstoffbelastung von Lebensmitteln ein echtes Problem. Je höher die Belastung, desto stärker die östrogene Wirkung, die Belastung der Mitochondrien, die Aufnahme von Schwermetallen und letztlich: ein schlechter Zellstoffwechsel - inklusive Übersäuerung! Hohe Qualität ist also entscheidend. Worauf sollte man achten? Beim Fleisch am besten auf Bio-Qualität, am besten von Tieren aus Weidehaltung. Wenn man weiß, woher es kommt - umso besser. Bei Gemüse: Hier ist der Unterschied zwischen Bio und konventionell laut Studien (z.B. Greenpeace 2004) relativ gering - ca. 20%. Wichtig ist vor allem, ausreichend Gemüse zu essen, um genügend basische Mineralstoffe zu bekommen. Bei Obst und exotischen Lebensmitteln: Hier ist der Unterschied zwischen Bio und konventionell mit 50-60% deutlich größer. Deshalb sollte man bei Obst auf die bestmögliche Bio-Qualität achten.
Gerade nach intensiven Trainingseinheiten kann es sinnvoll sein, sich einige Tage komplett basisch zu ernähren.
Dr. Peter: Der wichtigste Tipp ist aus meiner Sicht, ausreichend basische Mineralien zuzuführen. Das ist ganz entscheidend! Wenn man das über die Ernährung nicht schafft, was bei vielen Menschen der Fall ist, dann sollte man zu einem guten Nahrungsergänzungsmittel greifen. Das ist einfach notwendig, weil Studien ganz klar zeigen: Wir nehmen oft zu wenig auf. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind aus meiner Sicht zu niedrig - zum Beispiel nur 350 mg Magnesium pro Tag. Das ist wirklich zu wenig, da brauchen wir einfach mehr. In der Welt, in der wir leben, steuern wir alle mehr oder weniger auf eine latente Übersäuerung (Azidose) zu. Also: lieber auf Nummer sicher gehen und gezielt ergänzen.
Ein weiterer, ganz zentraler Punkt: Zucker reduzieren. Das ist für mich ganz entscheidend. Ja, es ist schwierig - das betrifft uns alle - aber Zucker hat so viele negative Auswirkungen auf den Körper. Er trägt auch massiv zur Übersäuerung bei. Wer es schafft, sich an die "Five a Day"-Empfehlung zu halten (mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag), ein hochwertiges Nahrungsergänzungsmittel einnimmt und seinen Zuckerkonsum deutlich reduziert - der hat mit ein paar einfachen Schritten schon enorm viel für seine Gesundheit getan. Nicht immer einfach, aber machbar - und sehr effektiv. Wenn das alle tun würden, sähe die Welt gesundheitlich ganz anders aus.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 02.06.2025.