Bei Unfällen oder Gewalt kann der menschliche Schädel brechen. Der Knochenbruch kann am Gesicht (Gesichtsschädelfraktur), an der Rundung (Kalottenfraktur) oder am unteren Bereich der Schädelknochen (Schädelbasisbruch) geschehen. Ein Schädelbruch kann sehr schwerwiegend bis lebensbedrohlich sein, denn das Gehirn und andere wichtige Organe können beschädigt werden. Der Schädelbruch ist eine mögliche Verletzung im Zuge eines Schädel-Hirn-Traumas (SHT).
Eine operative Versorgung ist nicht bei jedem Schädelbruch notwendig. Ohne eine Verschiebung der Bruchstücke und ohne weitere Komplikationen wie Blutungen am Gehirn kann in der Regel auf eine Operation verzichtet werden. Doch häufig ist die Schädelfraktur operationsbedürftig. Die genauen Operationsmaßnahmen richten sich nach den jeweiligen Verletzungen und Folgen des Schädelbruches oder Schädelbasisbruches.
Die Schädelknochen können aufgrund sehr starker Gewalt brechen. Der Schädel dient eigentlich dem Schutz wichtiger Organe im Kopf, allen voran natürlich des Gehirns. Doch bei entsprechend starker und ungünstiger Krafteinwirkung kann sich ein Schädelbruch (Schädelfraktur) ergeben. Das kann bei einem Unfall (beispielsweise Verkehrsunfall, Zusammenprall beim Sport oder Sturz) passieren, aber auch bei Anwendung körperlicher Gewalt (z. B. heftiger Schlag, Aufschlag eines Gegenstandes). In manchen Fällen durchbohrt ein Gegenstand einen Schädelknochen (Pfählungsverletzung).
Der Schädelbruch (Schädelfraktur) kann an unterschiedlichen Stellen geschehen. Er kann betreffen:
Die Bruchanteile können an Ort und Stelle bleiben, oder sie können verschoben (disloziert) sein. Der gebrochene Schädelrundung kann eingedrückt sein (Impressionsfraktur).
Ganz allgemein führt ein Schädelbruch zu Schmerzen und Schwellungen sowie meist zu Blutergüssen. Eine äußerliche Verletzung kann stark bluten. Die Auswirkungen zeigen sich an unterschiedlichen Stellen, je nachdem, wo der Bruch liegt. Die Beschwerden können sehr stark variieren. Manche Patienten mit Schädelbruch haben nur geringe Symptome. Sehr schwere Schädelfrakturen können dagegen lebensbedrohlich sein.
Entscheidend für die Schwere der Verletzung beim Schädelbruch ist es, inwieweit umgebende Organe beschädigt sind. Besonders gravierend wirkt sich eine Beteiligung des Gehirns aus. Ist es stärker von dem Trauma betroffen, so kommt es diesbezüglich zu Symptomen. Eine Gehirnerschütterung ist praktisch immer vorhanden, in schlimmen Fällen können Blutungen im Gehirn beziehungsweise innerhalb des Schädels auftreten. Das Blut kann das Gehirn einengen sowie direkt zu Schäden des Gehirngewebes führen. Auch eine Flüssigkeitsvermehrung des Gehirns mit Schwellung kann auftreten (Hirnödem). Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma kann zu bleibenden Beeinträchtigungen führen.
Mögliche Symptome, wenn das Gehirn mit einbezogen ist, können der Verlust der Orientierung oder eine deutliche Schläfrigkeit sein. Weitere Verhaltensauffälligkeiten wie beispielsweise eine gesteigerte Aggressivität können auftreten. Der Patient kann wegen der Kopfverletzung über eine kürzere oder längere Zeit bewusstlos werden. Durch eine lange Zeit der Bewusstlosigkeit aufgrund eines Hirntraumas kann die Gehirnfunktion dauerhaft beeinträchtigt sein.
Zudem können bei Brüchen der Schädelknochen die Hirnhäute reißen. Ist die Schädelhöhle eröffnet (offener Schädelbruch), dann können Keime eindringen. Schwere infektionsbedingte Entzündungen können die Folge davon sein, etwa eine Enzephalitis (Gehirnentzündung). Zu den möglichen Begleitverletzungen eines Schädelbruches kann ein Wirbelbruch der Halswirbelsäule sein, z. B. der Abbruch des zapfenartigen „Zahns" (Dens) des zweiten Wirbels (Axis).
Schädelbasisbrüche können weiter vorne, hinten oder seitlich liegen. Sie können die Nasennebenhöhlen mit einbeziehen, die Augenhöhle oder das Innenohr. Beim Schädelbasisbruch können charakteristische Symptome auftreten. Manchmal läuft Nervenwasser (Liquor) oder Blut aus dem Ohr heraus. Eine Schwerhörigkeit kann durch den Erguss von Flüssigkeit oder Blut entstehen. Auch der Geruchssinn kann beeinträchtigt werden. Auch ein Bluterguss um die Augen herum kann auf einen Schädelbasisbruch hindeuten (Monokelhämatom). Aus dem Gehirn austretende Nerven können geschädigt werden mit jeweiligen Funktionsausfällen (z. B. Fazialisparese = Gesichtslähmung).
Nach einem Gesichtsschädelbruch kann es durch die verlagerten Bruchstücke zu einer auffälligen Asymmetrie kommen. Der Gesichtsschädel beinhaltet relativ viele Knochen beziehungsweise Knochenbereiche. So gehören beispielsweise Mittelgesichtsbrüche, Augenhöhlenbrüche, Jochbogenbrüche, Unterkieferbrüche und Nasenbeinbrüche alle zu den Gesichtsfrakturen. Begleitet wird der Bruch praktisch immer von Schäden der Gesichtsweichteile. Dementsprechend kann ein Gesichtsschädelbruch, neben den allgemeinen Folgen, zu verschiedensten Beschwerden wie Doppelbildern oder eingeschränkter Kieferbeweglichkeit führen. Mittelgesichtsbrüche führen typischerweise zu einer Kieferschlussstörung. Zu den speziellen Formen des Gesichtsschädelbruches zählt die Blow-Out-Fraktur, ein Bruch der unteren Wand der Augenhöhle (Orbitaboden-Fraktur). Dabei kann es zur Minderbeweglichkeit des Augapfels oder sogar zu einer sichtbaren Einwärtsverlagerung des Auges kommen.
Falls die Situation es zulässt, wird der Patient vom Arzt befragt (Anamnese). Ansonsten werden auch Angehörige oder Beteiligte befragt. In der körperlichen Untersuchung kann der Arzt verschiedene Anzeichen für einen Schädelbruch feststellen. Der Arzt muss vor allem aber beurteilen, ob eine Beeinträchtigung der Gehirnfunktionen gegeben ist. Deshalb führt er neurologische (die Nerven betreffende) Untersuchungen durch wie z. B. die Erhebung des Bewusstseinszustandes, Sensibilitätstests oder die Prüfung der Pupillenreaktion auf Lichtreize.
Auf den Röntgenaufnahmen des Kopfes sind vor allem größere, verschobene Schädelbrüche darstellbar. Bei mittleren bis schweren Kopfverletzungen (Schädel-Hirn-Traumen) wird eine Computertomographie (CT) durchgeführt, um auch etwaige Verletzungsfolgen innerhalb des Schädels beziehungsweise am Gehirn auffinden zu können. Vielfach finden sich im Röntgen oder CT indirekte Hinweise auf eine Fraktur. Ein MRT (Magnetresonanztomographie oder Kernspintomographie) kann nützlich sein. Weitere Funktionsuntersuchungen des Gehirns können angebracht sein (z. B. EEG = Elektroenzephalographie).
Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) bei einer Kopfverletzung tritt oft ohne einen Knochenbruch (Fraktur) auf. Es kann z. B. lediglich eine Schädelprellung mit Gehirnerschütterung vorliegen. Meistens wird bei entsprechenden Verletzungen ein bildgebendes Verfahren (Röntgen, CT, MRT) zur Untersuchung angewendet, um einen Schädelbruch sehen oder ausschließen zu können.
Patienten mit einer schweren Kopfverletzung sollten vom Notarzt behandelt werden. Personen, die einen solchen Patienten auffinden, sollten deshalb umgehend beim Rettungsdienst anrufen. Bei der Versorgung muss darauf geachtet werden, dass der Kopf ruhig gehalten wird. Zuerst werden die lebenswichtigen Funktionen gesichert. Wenn der Patient nicht bei Bewusstsein ist, wird er vorsichtig seitlich gelegt. Falls noch ein Gegenstand im Schädel steckt, darf er erst noch nicht entfernt werden, da das Herausziehen zu heftigen Blutungen und weiteren Schäden führen kann.
Bei den Schädelbrüchen ist häufig eine Operation notwendig. Doch unter Umständen kann die Operation unterbleiben, wenn die Bruchteile nicht gegeneinander verschoben sind und keine weiteren Komplikationen aufgetreten sind. Verlagerte Knochenfragmente werden fast immer operativ behandelt. Beim Austritt von Flüssigkeit (Nervenflüssigkeit, Liquor) aufgrund eines offenen Schädelbasisbruches muss eine Operation durchgeführt werden.
Auch wenn bei einem Knochenbruch am Schädeldach die Bruchstücke an der richtigen Stelle bleiben, muss der Patient trotzdem überwacht werden. Während mindestens 24 Stunden in der Klinik muss kontrolliert werden, dass keine Folgen wie Blutungen am Gehirn auftreten. Gibt es keine solchen Schwierigkeiten, dann muss auch keine besondere Therapie durchgeführt werden. Unter Umständen kann selbst eine geringe Einstülpung der Schädeldecke so belassen werden, falls der Bruch keine Komplikationen bedingt hat.
Ein Schädelbasisbruch ohne verlagerte Bruchstücke muss meist ebenfalls nur in der Klinik überwacht werden. Ein Bruch an den Knochen des Gesichtsschädels wird dagegen in den meisten Fällen gleich operiert.
Die Schmerzen können durch Maßnahmen wie behutsames Kühlen oder Schmerzmittelgabe (nur nach Verordnung durch den Arzt) reduziert werden.
Die Operation beim Schädel-Hirn-Trauma beziehungsweise der Schädelfraktur richtet sich nach dem Befund. Die Maßnahmen können deshalb stark variieren und nicht nur an den Knochen geschehen. In der Regel erfolgen die Eingriffe in Vollnarkose.
Der Operateur verschafft sich über einen Hautschnitt einen Zugang zum Knochen. Der Schnitt wird möglichst so gelegt, dass etwaige spätere Narben nicht auffallen. Der Bruch der Schädelrundung wird in die richtige Position gebracht und verschlossen. Wenn eine Gewalteinwirkung dazu geführt hat, dass ein Anteil des Schädels nach innen eingebrochen ist, muss er operativ angehoben werden. Falls die Hirnhaut eingerissen ist, wird sie mit einer Naht versehen. Um den Knochen zu stabilisieren, können Materialien wie körpereigenes Bindegewebe oder Fibrin (fädiges Eiweiß zum Verkleben) zum Einsatz kommen. Manchmal werden Fremdmaterialien wie speziell geformte Platten angebracht.
Gesichtsfrakturen werden mittels einer Operation behandelt, bei der die Bruchstücke mit Materialien wie Schrauben und Platten zusammengefügt werden. Gegebenenfalls müssen die Anteile zuerst in die richtige Lage gebracht werden. Danach werden Gewebe und Haut über dem Knochen vernäht. Der Patient wird zunächst ebenfalls medizinisch überwacht (Monitoring).
Patienten mit schwerwiegenden Schäden nach einer Schädelfraktur werden im Anschluss in einer Reha (Rehabilitation) behandelt.
Die Prognose ist davon abhängig, welche anderen Organe noch geschädigt sind, allen voran das Gehirn. Gravierende Verletzungen am Gehirn führen meist dazu, dass dauerhafte Defizite verbleiben. Auch Auge, Ohr und Nase (Riechvermögen) können bleibend beeinträchtigt sein. Ist nur der Knochen selbst geschädigt und der Bruch nicht disloziert (aus der ursprünglichen Lage verschoben), dann sind die Heilungsaussichten gut.
aktualisiert am 14.12.2020