Das Schienbein und das Wadenbein sind die Knochen unseres Unterschenkels und ermöglichen uns einen stabilen Gang. Dabei ist das Schienbein der dickere Knochen, der sich vorne am Bein direkt unter der Haut befindet und leicht zu ertasten ist. Obwohl der Knochen sehr stabil ist und einiges aushält, kann es infolge eines Unfalls oder schweren Aufpralls zu einer Fraktur des Schienbeines kommen, was erhebliche Folgen und eine lange Heilungsdauer mit sich bringt.
Der Schienbeinbruch ist eine schmerzhafte und schwere Verletzung, die einer ärztlichen Behandlung bedarf und einige Wochen bis zur vollständigen Heilung braucht. Auch wenn der Knochen bereits wieder zusammengewachsen ist, kann es noch einige Zeit dauern, bis das Bein wieder voll belastungfähig ist. Hier kann geeignetes Aufbautraining die Heilungsdauer erheblich verkürzen.
Schienbeinbrüche lassen sich schwer mit Medikamenten oder Hausmitteln behandeln. Damit das Schienbein wieder vollständig verheilen und daraufhin belastet werden kann, wird das Bein zunächst ruhig gestellt, was in Form eines Gipses gewährleistet wird. Der Arzt wird dem Patienten nach einer Röntgenuntersuchung und dem diagnostizierten Bruch einen Liegegips anlegen, sofern es sich um einen einfachen Bruch handelt. Dieser reicht über das Knie bis zum Oberschenkel und bezieht auch das Sprunggelenk mit ein, um sicherzustellen, dass das Bein absolut fixiert ist. Der Patient wird daraufhin zum Liegen aufgefordert und bekommt Thrombosespritzen verabreicht, um das Risiko eines Blutgerinnsels zu senken.
Nach einiger Zeit und wenn der Knochen beginnt, zusammenzuwachsen, wird der Liegegips gegen einen Gehgips ausgetauscht. Hier sind erste, vorsichtige Belastungen möglich, jedoch muss der Betroffene an Krücken laufen, um eine zu frühe Beanspruchung des Beines zu vermeiden. Bei komplizierteren Brüchen werden die Bruchstücke des Knochens zunächst wieder in die richtige Position gebracht, wobei nicht selten Nägel, Schrauben oder Platten, das so genannte Osteosynthese-Material, zum Einsatz kommen. Nach einer solchen Operation ist es früher wieder möglich, das Bein zu belasten. Trotzdem hat ein Schienbeinbruch immer eine lange Ruhigstellung des Beines zur Folge, was sich negativ auf die gesamte Stabilität des Unterschenkels auswirkt. Daher ist es wichtig, nach einiger Heilungsdauer wieder damit zu beginnen, Muskeln und Knochen im Zuge eines Aufbautrainings zu stärken.
Bevor der Patient das Bein wieder komplett belasten kann, muss der Knochen erst vollständig zusammenheilen. Wird ein Arzt zu spät oder gar nicht aufgesucht, kann es zu erheblichen Beschwerden und Spätfolgen des Bruches kommen. Die Bruchstücke können sich verschieben und verkehrt zusammenwachsen, was nur durch eine Operation behoben werden kann.
Die lange Liegezeit hat zur Folge, dass die Muskeln des Beines untrainiert und erschlafft sind. Da diese aber wichtig für die Stabilisierung des Schienbeins sind, sollte vor allem darauf abgezielt werden, die Muskulatur langsam zu stärken. Hier kommt ein gezieltes Aufbautraining zum Einsatz. Es dient dazu, die Muskeln zu stärken und die Knochen wieder aufzubauen, womit Komplikationen oder auch Spätolgen durch den Bruch vermieden werden.
In Absprache mit dem Arzt kann unter Anleitung eines Physiotherapeuten begonnen werden, angrenzende Gelenke wie Knie und Fußgelenk zu bewegen, da diese durch einen Gipsverband ebenfalls aus der Übung sind. Zudem dient die Bewegung der Gelenke dazu, das Schienbein zu durchbluten und den Stoffwechsel anzuregen. Auch die angrenzende Muskulatur rund um den Schienbeinknochen wird dadurch gestärkt. Hier wird oftmals eine Rehabilitation (Reha) in einer Klinik verordnet, bei der der Patient gezielt Muskeltraining unter Anleitung der Physiotherapeuten verschrieben bekommt.
Anfangs eignen sich hier die isometrischen Übungen. Dabei wird die Muskulatur trainiert, ohne diese allzu sehr zu bewegen. Isometrische Übungen für die Beinmuskeln sind in Bauch- oder Rückenlage möglich. Dazu legt sich der Patient flach auf den Rücken und streckt die Fußspitzen nach vorne. Die Beine werden angespannt und gleichzeitig parallel zum Boden nach unten gedrückt. Nachdem diese Übung ein paar Mal wiederholt wurde, wird in die Bauchlage gewechselt. Die Arme liegen locker neben dem Körper, die Füße werden aufgestellt und die Beine angespannt. Daraufhin werden die Beine in den Boden gedrückt, während gleichzeitig die Gesäßmuskeln angespannt werden und der Bauchnabel eingezogen wird.
Die isometrischen Übungen eignen sich besonders dann, wenn der Patient das Bein noch nicht wieder voll belasten kann. Ist eine Vorbelastung möglich, sollte sichergestellt sein, dass auch Kniegelenk und Sprunggelenk beweglich sind. Das beugt einer Fehlhaltung beim Gehen vor. Die Muskeln des Schienbeins sollten nicht gleich wieder voll beansprucht werden. Zunächst reicht einfaches Laufen aus, um die Muskulatur aufzubauen. Später kann auch Walken helfen, die Stabilität des Beines wiederherzustellen. Kommt es anfangs noch zu Schmerzen während der Belastung des Beines, eignet sich die Wassergymnastik sehr gut, um die Muskulatur wieder zu kräftigen. Hier wird das Schienbein nicht durch das gesamte Körpergewicht belastet und trotzdem kommen die Muskeln zum Einsatz.
Erst, wenn die Muskulatur durch einfaches Laufen und leichte Übungen wieder gestärkt ist, kann der Patient zu erweitertem Krafttraining übergehen. Auch hier sollten Kniegelenk und Sprunggelenk mit einbezogen werden. Das Risiko eines erneuten Bruches durch einen Unfall oder Aufprall ist nach einer Schienbeinfraktur erhöht. Ob der Patient wieder Hochleistungssport ausüben kann, muss vorab mit dem Arzt abgeklärt werden. Besonders Sportarten wie Fußball oder Kampfsport bergen ein großes Risiko an Beinverletzungen.
aktualisiert am 22.07.2019