Ein Schienbeinbruch ist eine schwerwiegende Verletzung, die aber meist vollständig wieder verheilt. Je nachdem, was für eine Art von Bruch vorliegt, wird auf eine Behandlung mit Gips und Ruhigstellung oder einen chirurgischen Eingriff zurückgegriffen. Beide Verfahren dienen dazu, die Knochen an ihrem angestammten Platz zu halten, bis die Bruchstücke wieder zusammengewachsen sind.
Bis ein Schienbeinbruch wieder vollständig verheilt ist, können bis zu sechs Monate vergehen. Besonders bei komplizierten Brüchen ist die Heilungsdauer sehr lang und der Patient muss nach der Heilung zunächst Muskelaufbautraining betreiben, um die Stabilität des Beines wiederherzustellen. Kommt es zu einer Operation, wobei die Bruchstücke mittels Osteosynthesematerial in Form von Schrauben, Nägeln oder Platten fixiert werden, kann das Bein früher belastet werden. Die Heilung erstreckt sich dennoch über Monate, in den meisten Fällen wird das Material nach 12 bis 18 Monaten wieder entfernt. In einigen Fällen kann es sein, dass es nach einem Schienbeinbruch zu Langzeitfolgen kommt oder der Knochen nur schlecht wieder zusammenheilt.
Eine Knocheninfektion kann dafür verantwortlich sein, dass der Knochenbruch nicht richtig verheilt. Eine Knocheninfektion äußert sich meist durch Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl sowie Schmerzen am Schienbein. In einigen Fällen betrifft die Entzündung nicht nur den Knochen, sondern auch die umliegenden Gelenke, was ebenfalls zu erheblichen Beschwerden bei Belastung führt. Liegt eine chronische Knocheninfektion vor, sind Symptome wie Fieber und Schwäche nicht immer vorhanden. Knocheninfektionen machen die Knochen porös. Teile des Knochens und umgebende Weichteile werden abgebaut.
Damit der Bruch wieder vollständig verheilen kann, muss der Infektion entgegengewirkt werden. Das kann zum einen durch Medikamente geschehen. Hier wird vor allem auf Antibiotika zurückgegriffen, die die Entzündung durch Bakterien bekämpfen sollen. Eine Knocheninfektion kann auch durch einen chirurgischen Eingriff behoben werden. Dies erfolgt, wenn die Erreger schon einige Teile des Knochens zerstört haben. Zudem wird eine Operation angeraten, wenn sich Eiter gebildet hat oder entzündetes beziehungsweise abgestorbenes Gewebe vorhanden ist. Um die Entzündung zu entfernen, kann es notwendig sein, auch Teile des Knochens zu entnehmen. Diese werden in einer weiteren Operation wieder rekonstruiert, indem man gesundes Knochengewebe meist aus dem Hüftknochen gewinnt und an der betroffenen Stelle wieder einsetzt. Eine Knocheninfektion bringt das Risiko einer Blutvergiftung mit sich, daher sollte sie nicht unbehandelt bleiben.
Auch können Fremdkörper wie Osteosynthesematerial (etwa stabilisierende Schrauben, Platten) für eine Entzündung verantwortlich sein. Auch diese werden im Zuge einer Operation entfernt.
Ein weiterer Grund dafür, dass der Knochen nicht wieder richtig zusammenwächst, kann eine Fehlstellung der Bruchstücke sein. Liegen diese nicht exakt aufeinander, heilt der Knochen nur schlecht und bereitet dem Betroffenen weiterhin Beschwerden. Zudem kann die beeinträchtigte Knochenheilung eine Falschgelenksbildung auslösen. Diese wird auch Pseudarthrose oder Pseudoarthrose genannt. Eine Pseudarthrose hat eine Instabilität und unnatürliche Beweglichkeit am Knochen zur Folge. Man spricht nach etwa sechs Monaten davon, wenn der Schienbeinknochen nicht ordnungsgemäß zusammenwächst. Auch eine zu frühe Belastung des Beines kann die Knochenheilung stören. Knocheninfektionen sind Ursachen für Pseudarthrose, ebenso wie Diabetes, Strahlenbelastung, hohes Alter oder Medikamente wie Cortison.
Es gibt zwei Arten der Pseudarthrose. Bei der hypertrophen Pseudarthrose bildet sich Knochengewebe und Knorpelgewebe zusätzlich, während bei der atrophen Pseudarthrose die Knochensubstanz durch mangelnde Durchblutung schwindet. Der Patient leidet durch das Falschgelenk nicht nur an Fehlstellungen und Schmerzen bei Belastung, sondern auch an Muskelschwund und Gelenkproblemen. In einigen Fällen reicht es aus, das Bein erneut einzugipsen, damit es wieder an Festigkeit gewinnt. Meistens ist jedoch eine Operation notwendig, um die Durchblutung des Knochens zu gewährleisten und den Knochen zu stabilisieren. Das kann mithilfe von Osteosynthesematerial geschehen. Hierbei werden Nägel, Schrauben oder Platten an den Knochen angebracht.
Ist bereits ein Großteil des Knochengewebes zu Grunde gegangen, muss das Knochengewebe ersetzt werden. Das Material hierfür wird dem Beckenknochen entnommen und im Zuge der Operation am Schienbeinknochen angebracht, so dass es dort einwachsen kann. Auch hier ist wieder eine Ruhigstellung des Beines notwendig.
aktualisiert am 22.03.2021