Viele Menschen leiden unter vermehrter Schweißbildung (Hyperhidrosis, Hyperhidrose). Bei starker Ausprägung der Erkrankung an den Händen (palmare Hyperhidrose) und in den Achselhöhlen (axilläre Hyperhidrose) kann neben einigen anderen Methoden eine Durchtrennung des Sympathikus in Erwägung gezogen werden. Diese Methode ist der letzte Ausweg, wenn alle anderen Behandlungen gescheitert sind.
Die Schweißproduktion ist für den Organismus im Allgemeinen sinnvoll, um über die Verdunstung einen Temperaturausgleich vornehmen zu können. An Handflächen und Fußsohlen dient der abgesonderte Schweiß zudem der besseren Haftkraft beim Laufen beziehungsweise Zufassen. Schwitzen kann allerdings bekanntlich auch störend sein. Neben der Geruchsbelästigung, die allerdings bei frisch ausgesondertem Schweiß noch nicht vorhanden ist, sondern erst durch Zersetzung bestimmter Stoffe entsteht, ist eine überschießende Schweißausschüttung (Hyperhidrose) besonders unangenehm. Diese kann auch ohne körperliche Belastung auftreten.
Die Hyperhidrose kann vielerlei Ursachen haben, beispielsweise Hormonfehlregulationen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Unterzuckerung, psychische Störungen oder Tumorerkrankungen. Oftmals ist jedoch auch keine genaue Ursache bekannt. Die erhöhte Schweißabsonderung kann fortwährend bestehen oder aber durch die auslösenden Faktoren Stress oder körperliche Tätigkeit verstärkt werden.
Vermehrtes Schwitzen macht sich vor allem in den Achselhöhlen sowie an Handfläche und Fußsohle bemerkbar, kann des Weiteren aber prinzipiell auch an allen anderen Körperbereichen auftreten. Wenn an Gesicht und Kopf, an den Händen und Achseln oder an den Füßen die Schweißproduktion zu stark ist, dann kann eine Trennung des Sympathikus in Erwägung gezogen werden.
Zunächst wird der Patient befragt (Anamnese) und körperlich untersucht. Anhand einer Messung der Intensität des Schwitzens (Sudometrie) wird festgestellt, ob ein Eingriff sinnvoll ist. Für die Operation sind weitere Untersuchungen notwendig, beispielsweise eine Blutuntersuchung. Eine verstärkte Schweißproduktion sollte weiterhin ärztlich abgeklärt werden, da bisweilen schwerwiegende Erkrankungen wie beispielsweise Tumoren ursächlich sein können.
Vermehrtes Schwitzen ist eindeutig, allerdings sollte die Schwere der Erkrankung sowie mögliche Ursachen festgestellt werden.
Zuerst sollten Maßnahmen, die das Schwitzen eindämmen können, versucht werden. Dazu gehört, weniger zu rauchen und den Konsum von koffeinhaltigen Getränken zu verringern. Auch mit Deodorants kann versucht werden, die Schweißproduktion zu vermindern. Wenn diese einfachen Möglichkeiten nicht helfen, kann nur eine der speziellen Therapieformen zur Bekämpfung der Hyperhidrose Erfolg bringen.
Neben der Operation besteht von ärztlicher Seite hauptsächlich die Möglichkeit der Botulinumtoxin-Injektion, bei der ein Wirkstoff eingespritzt wird, der die Nervenübertragung auf die Schweißdrüsen hemmt. In manchen Fällen kann auch eine spezielle Elektrostimulation im Wasserbad (Iontopherese) eine Besserung bewirken, wenn die Hände oder Füße zu viel Schweiß absondern.
Bei Erfolglosigkeit der Allgemeinmaßnahmen kann eine Operation sinnvoll sein. Bei vermehrtem Schwitzen unter den Achseln kann auch eine Schweißdrüsenabsaugung vorgenommen werden. Eine Trennung des Sympathikus sollte sorgfältig überlegt werden, denn die Operation ist zwar in der Regel erfolgreich, aber mit gewissen Risiken verbunden. Die Sympathikus-Trennung kann bei Hyperhidrose an den Händen und den Achselhöhlen vorgenommen werden. Prinzipiell ist sie auch bei verstärkter Schweißbildung an den Füßen möglich (durch Nerventrennung im Bereich der Lendenwirbelsäule), dies wird jedoch wegen der Gefahr von Ausfällen der Sexualfunktion heutzutage unterlassen.
Die Sympathikus-Durchtrennung erfolgt in Vollnarkose.
An mehreren Stellen der Brustwand wird die Haut kurzstreckig eingeschnitten, um zwischen den Rippen ein optisches Gerät (Thorakoskop) mit einer feinen Videokamera sowie Operationsinstrumente einzuschieben. Mit Hilfe von CO2-Gas wird der Hohlraum zwischen Lunge und Brustwand vergrößert, um das Operationsgebiet besser einsehen zu können. Dies wird in Echtzeit auf einem Bildschirm dargestellt.
Der Sympathikus-Nerv an der Hinterwand des Brustraums wird aufgesucht und freipräpariert. Der Strang kann nun durch Klammerung unterbunden werden, durch Hitzekoagulation blockiert, durchgeschnitten oder teilweise herausgeholt werden.
Der Nervenstrang kann je nach den betroffenen Stellen auf der rechten Seite, auf der linken Seite oder auf beiden Seiten unterbunden werden. In den allermeisten Fällen wird der Eingriff beidseitig durchgeführt.
Am Ende der Operation wird das eingeführte Gas wieder ausgesaugt, damit sich die Lunge wieder auf Normalgröße ausdehnt. Bisweilen werden zum Ableiten von noch vorhandener Luft auch Drainageschläuche eingeführt. Nach Herausziehen der Operationsinstrumente werden die kleinen Einschnitte zugenäht.
Bei Vorliegen von unerwarteten Befunden oder beim Auftreten von Komplikationen kann es erforderlich werden, dass die Operation erweitert oder die Methode abgeändert wird. So kann es notwendig sein, von der Thorakoskopie (Spiegelung) in eine offene Operation umzuschwenken.
Umgebende anatomische Strukturen oder Organe können bei dem Eingriff verletzt werden. Hierdurch können sich unter anderem Blutungen und Nachblutungen, aber auch Nervenschäden ergeben, bei denen es zu meist vorübergehenden Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen kann. Bei Verletzung bestimmter Stellen des Sympathikus-Nervenstranges beziehungsweise Nervenknoten kann es zum so genannten Horner-Syndrom mit Herabhängen des Lides und verengter Pupille kommen. Die Herzfrequenz kann sinken, ebenfalls kann der Blutdruck niedriger werden.
Des Weiteren können Entzündungen, Wundheilungsstörungen sowie ausgeprägte Narben mit eventuellen funktionellen oder ästhetischen Auswirkungen auftreten. Wenn Luft in die Brusthöhle gelangt (Pneumothorax), kann es zu teilweise schweren Atembeeinträchtigungen kommen. Ebenfalls sind allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades nicht ausgeschlossen. An anderer Stelle, beispielsweise im Rumpfbereich, bildet sich nach der Operation ein so genanntes kompensatorisches Schwitzen aus, was allerdings in Ausdehnung und Stärke nicht vorhergesehen werden kann. Bisweilen kann es auch vorkommen, dass bei bestimmten Gerüchen oder Geschmackskomponenten eine vermehrte Schweißabsonderung stattfindet (gustatorisches Schwitzen).
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Durch die Durchtrennung des Sympathikus wird bei ungefähr 90 Prozent der von vermehrtem Schwitzen der Handflächen Betroffenen das Schwitzen eingedämmt, bei Hyperhidrosis in den Achseln bessert sich die Symptomatik bei etwa der Hälfte der Fälle. Nachteile sind allerdings das kompensatorische Schwitzen sowie weitere Komplikationen, die sich ergeben können. Des Weiteren kann die Nervendurchtrennung und somit auch die ausgefallenen Funktionen nicht rückgängig gemacht werden.
Vor dem Eingriff sollte sich der Patient informieren, inwieweit die Operationskosten von der Krankenversicherung bezahlt werden können.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Schmerzmedikamente können nach dem Eingriff angezeigt sein, da Bewegungen, Atmung und Husten und somit das Hinausbefördern von gebildetem Schleim schmerzhaft sein können.
Der Blutkreislauf kann durcheinandergeraten, wenn der Patient aufsteht, so dass eine andere Person beim ersten Aufrichten nach dem Eingriff anwesend sein sollte.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 14.03.2020