Die Toxoplasmose ist weltweit verbreitet und gilt als eine häufige zoonotische Infektionskrankheit. Von besonderer Bedeutung ist die Infektion bei Schwangeren sowie immundefizienten Patienten. Im Gegensatz zu Frankreich und Österreich ist ein Screening in der Schwangerschaft nicht vorgeschrieben.
Der Erreger, Toxoplasma gondii, gehört zu den Protozoen. Die geschlechtliche Fortpflanzung findet nur im Darmepithel von Katzen und anderen Felidae statt, weshalb sie als Endwirt bezeichnet und für die Umwelt als infektiös angesehen werden können. Nach oraler Erstinfektion scheiden Katzen nach einer Präpatenz von 4 bis 5 Tagen bis zu mehrere Millionen Parasiten in Form vom Oozysten mit dem Kot aus. Der Mensch sowie andere Zwischenwirte infizieren sich durch Nahrungsmittel, die mit Oozyten infiziert sind.
Nach oraler Aufnahme gelangen die Oozysten aufgrund ihrer Magensäureresistenz in den Darm und infizieren verschiedenste Zellarten, in denen sie sich zu Tachyzoiten differenzieren. Nach nur wenigen Tagen rupturieren die infizierten Zellen und setzen Parasiten frei, die dann hämatogen und nach Aufnahme in Monozyten disseminiert verteilt werden. Es erfolgt eine Umwandlung zu nicht-replikativen Bradyzoiten, die dann innerhalb von Zysten lebenslang persistieren können. Von besonderer medizinischer Relevanz ist der Befall von Neuronen des Gehirns, die wegen ihrer langen Vitalität und fehlenden Antigenpräsentation optimale Wirtszellen darstellen. Die Übertragung der Toxoplasmen erfolgt durch perorale Aufnahme der Oozysten und Zysten. Ansteckungen sind auch beim Abschmecken von unzureichend gegartem oder rohem Fleisch (z. B. Hackepeter, Mett, Gulasch) möglich. Von Bedeutung ist die diaplazentare Übertragung mit der Gefahr einer pränatalen Infektion.
Die Inkubationszeit (Zeit von Infektion bis Ausbruch der Erkrankung) beträgt 2 bis 3 Wochen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Bei immunologisch gesunden Personen verläuft die akute Toxoplasmose meist asymptomatisch. Es kommt zu einer leichten Allgemeinsymptomatik, Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit und abdominellen Schmerzen. Typisch sind die zervikonuchalen Lymphknotenschwellungen. Bei Immundefizienten, wie Patienten mit HIV/ AIDS kommt es insbesondere zum zerebralen Befall. Durch die heute verfügbare HAART-Therapie sind Fälle an HIV-assoziierter zerebraler Toxoplasmose heute seltener geworden. Bei Personen mit Organtransplantation gilt die Toxoplasmose als gefürchtete Komplikation.
Die Therapie der Toxoplasmose erfolgt mit Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folsäure. Bei HIV-positiven Patienten wird Trimethoprim/Sulfamethoxazol erfolgreich als Primärprophylaxe eingesetzt. Zur Behandlung von Schwangeren wird Spiramycin bis zur 16. Schwangerschaftswoche (SSW) eingesetzt. Ab der 16. SSW wird infizierten Schwangeren Pyrimethamin und Sulfadiazin zur Behandlung gegeben.
Die Diagnose einer Toxoplasmose erfolgt durch den Nachweis spezifischer Antikörper. Hierfür stehen mehrere verschiedene Testverfahren zur Verfügung. Für bestimmte Fragestellungen, wie z. B. bei Verdacht auf intrauterine Toxoplasmose, stehen zudem Nukleinsäureamplifikationsmethoden zur Verfügung.
Nach dem Infektionsschutzgesetz §7, Abs. 3 ist der direkte oder indirekte Nachweis einer konnatalen Infektion nichtnamentlich meldepflichtig. Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung einer Toxoplasmose ist die Expositionsprophylaxe. Dies umfasst die Vermeidung von Kontakt zu Katzenkot, ausreichendes Waschen von Gemüse und Obst sowie Händewaschen nach der Zubereitung von Fleisch. Auch der Verzehr von nicht-pasteurisierten Schaf- oder Ziegenmilchprodukten birgt die Gefahr einer Toxoplasmose. Besonders wichtig ist zudem das Vermeiden des Verzehrs von unzureichend erhitztem Fleisch.
Letzte Aktualisierung am 11.02.2022.