Brustkrebs (Mammakarzinom) ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung von Frauen. Etwa ein Viertel aller Krebserkrankungen bei weiblichen Personen entfällt auf Brustkrebs. Durch Wucherung und Streuung endet die Erkrankung ohne Behandlung fast immer tödlich, die erforderliche Therapie stellt in vielen Fällen eine Brustamputation (Mamma-Ablation, Mastektomie) dar. Um die sich ergebende kosmetische Beeinträchtigung zu behandeln, kann eine Brustrekonstruktion durchgeführt werden.
Um eine entfernte Brust wieder zu rekonstruieren, setzt man im Regelfall ein kissenartiges Implantat ein. Dieses besteht vollständig oder anteilsweise aus dem Material Silikon. Silikonimplantate werden seit mehr als 30 Jahren verwendet, um die Brust zu vergrößern oder wieder aufzubauen.
Wird ein Fremdkörper in den menschlichen Körper eingesetzt, so gibt es immer eine Reaktion darauf. Gemeint ist hier nicht die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen, also Krankheitsbildern, bei denen der Organismus seine Abwehr gegen körpereigenes Gewebe richtet.
Es ist durch wissenschaftliche umfassende Studien gezeigt worden, dass Silikon keinen Einfluss auf die Entstehung von Autoimmunerkrankungen (Rheuma oder Kollagenosen wie Lupus erythematodes und Sklerodermie) hat. Dennoch kann unter Umständen das Abwehrsystem durch eine Silikoneinlage ungezielt stimuliert werden.
Ebenso soll das Brustkrebsrisiko nach Silikoneinsetzung nicht erhöht sein. Dagegen verstärkt das Material Polyurethan, welches als Ummantelung verwendet wird, das Krebsrisiko geringgradig auf höchstens 1 zu 1 Millionen.
Untersuchungen von (gestillten) Kindern, deren Mütter Silikonimplantate in der Brust haben, stehen noch aus.
Durch den Eingriff soll erreicht werden, möglichst originalgetreu das Aussehen der verlorenen Brust nachzubilden. Hierzu kann ein Implantat, aber auch körpereigenes Gewebe verwendet werden.
Die Aufbauoperation kann in derselben Sitzung wie die Brustentfernung oder in einer neuen Sitzung erfolgen. Direkte Rekonstruktionen sind jedoch nicht immer durchführbar und sinnvoll, beispielsweise wenn eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung vorgenommen werden soll.
Bei der Brustrekonstruktion achtet man darauf, dass die neue Brust ungefähr gleich groß und gleich geformt ist wie die noch vorhandene. Ein vollkommen symmetrisches Ergebnis lässt sich nicht erzielen, wobei ohnehin die Körperhälften natürlicherweise immer leicht asymmetrisch zueinander sind. Aus kosmetischer Sicht ist die Operation in den meisten Fällen erfolgreich.
Stillfähigkeit und volle Berührungsempfindlichkeit der Brustwarze können nach einer Wiederaufbauoperation nicht erwartet werden.
Normalerweise erfolgt jede Operation zur Brustrekonstruktion in Vollnarkose. Nur manchmal genügt auch eine örtliche Betäubungsspritze.
Je nachdem, ob genug verschiebbare Haut vorhanden ist oder sich ausgeprägte Narben gebildet haben, können verschiedene Vorgehensweisen für die Operation gewählt werden. Eine vorherige Bestrahlung ist ebenfalls ein Faktor, der für die Auswahl ausschlaggebend ist.
Mögliche Implantate weisen einen verschiedenen Aufbau auf. Alle enthalten Silikon, teilweise auch andere Substanzen.
Das Brustimplantat kann eine glatte Silikonhülle oder eine strukturierte Silikonhülle besitzen. Oft ist das Silikon mit Polyurethan beschichtet.
Die jeweilige Hülle kann mit verschiedenen Substanzen gefüllt werden. Im Einzelnen sind dies Kochsalzlösung, Silikongel, eine Mischung aus beidem oder auch weitere Substanzen.
Nach einer Brustamputation fehlt oft Haut, um eine Silikonimplantat gleich einzusetzen. Um die fehlende Haut wieder aufzubauen, verwendet man einen Expander. Der Gewebeexpander ist ein Beutel aus Silikon, welcher über einen Ventilmechanismus nach und nach mit einer Kochsalzlösung befüllt wird. Dadurch wird die Brusthaut allmählich aufgeweitet.
Nach einigen Monaten ist in der Regel die gewünschte Brustdehnung erfolgt. Die Expanderprothese kann dann wieder entfernt werden, so dass eine endgültige Prothese eingesetzt werden kann. Manchmal wird der Expander auch langfristig belassen (Beckerexpander) und das Volumen genau angepasst. Welche Expander-Art verwendet wird, wird individuell mit der Patientin besprochen.
Das Silikonimplantat kann wie gewohnt entweder vor oder hinter dem Brustmuskel platziert werden.
Wie auch bei einer Brustrekonstruktion mit einem Silikonimplantat ist der Nachteil der Expander-Methode, dass durch den Dehnungsprozess die Haut sehr dünn ist. Das hat zur Folge, dass sich das Implantat durch die Haut hindurch abzeichnen kann (Rippling). Ebenso steigt das Risiko einer Kapselfibrose. In einigen Fällen ist eine zusätzliche Operation nicht zu verhindern.
Zur Brustnachbildung mit Eigengewebe können Haut und Fettgewebe, eventuell zusammen mit Muskeln, aus unterschiedlichen Körperbereichen umgesetzt werden. Häufig wird das Eigenmaterial aus dem Unterbauch entnommen. Das Gewebe kann mit oder ohne Stiel sowie mit oder ohne versorgende Blutgefäße verpflanzt werden.
Auch aus dem Rücken können Haut, Fettschicht und Muskeln in die Brust versetzt werden. Weitere Körperareale bieten ebenfalls Möglichkeiten für den Brustaufbau.
Bei diesen Methoden muss bedacht werden, dass am Entnahmeareal weitere Operationsnarben entstehen, welche möglicherweise als störend empfunden werden können.
Für eine Rekonstruktion der Brust können eigene Gewebe mit künstlichen Implantaten zusammen eingesetzt werden.
Alle Methoden erfordern fast immer mehrere Operationssitzungen. Dies ist besonders in dem Fall erforderlich, wenn eine Nachbildung der Brustwarze vorgenommen wird. Auch hierzu bestehen verschiedene Techniken.
Entweder wird ein Anteil der vorhandenen Brustwarze zur Rekonstruktion verwendet, oder ein Stück Haut aus der Umgebung verschoben.
Auch für den Warzenhof kann ein Stück der gesunden Seite oder körpereigenes Gewebe aus anderen Bereichen, zum Beispiel der Leiste, verpflanzt werden. Eine weitere Möglichkeit stellt eine Tätowierung dar.
Gering ausgeprägte Beschwerden wie erhöhte oder verringerte Sensibilität oder Spannungszustände können in den Wochen nach der OP vorkommen und verschwinden meist wieder. Durch den Eingriff kann es zu teilweise Blutergüssen und Nachblutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießender Narbenbildung kommen.
Es können sich Schmerzen, kosmetische und funktionelle Beeinträchtigungen ergeben. Bei Durchtrennung von Nerven kann es zu einem vorübergehenden oder dauerhaftem Taubheitsgefühl kommen. Das Hautgefühl kann sich nach und nach regenerieren.
Die Brustwarze ist, falls sie nach der vorausgegangenen Brustentfernung noch geblieben ist, häufig von Gefühlsstörungen betroffen. Es können sich des Weiteren allergische Reaktionen verschiedener Ausprägung auf verwendete Materialien und Substanzen ergeben. Bisweilen wird verpflanztes Körpergewebe nicht angenommen, so dass es möglicherweise zu einem Absterben des Materials kommt. Dieses Risiko ist nach Bestrahlungen leicht erhöht.
Auch an der Entnahmestelle von körpereigenem Gewebe können sich Probleme ergeben. Am Unterbauch kann die Operation beispielsweise zu einem Bauchdeckenbruch (Hernie) führen. Auch andere schwerwiegende Operationsrisiken können auftreten, sind aber sehr selten.
Viele Patientinnen berichten nach einer Brustrekonstruktion von chronischen Schmerzen. Dieses Phänomen tritt unabhängig von der Methode des Brustaufbaus aus. Es ist also nicht entscheidend, ob ein Silikonimplantat oder ein Expander eingesetzt wurde. Man geht davon aus, dass die Schmerzen durch die Entfernung der Lymphdrüsen entstehen. Die Entfernung der Lymphdrüsen führt gleichzeitig dazu, dass Nerven geschädigt oder im schlimmsten Fall auch zerstört werden. Das scheint ein Schmerzsignal auszulösen. Die Schmerzen können aber auch die Folge einer Kapselfibrose sein.
Wenn Schmerzen auftreten, sollten Patientinnen zunächst ihren behandelnden Arzt aufsuchen. Kann der Arzt nichts feststellen, dann ist es sinnvoll alternative Schmerztherapien, wie die Akupunktur, in Erwägung zu ziehen.
Die Bindegewebskapsel, mit der das Implantat umhüllt wird, kann unter Umständen schrumpfen oder verkalken, was zu einer Verhärtung mit möglichen Schmerzen führt (Kapselfibrose). Auch kosmetisch kann hierdurch ein schlechterer Befund entstehen. Ist zuvor eine Bestrahlung erfolgt, so kann dies häufiger auftreten.
Reißt die umgebende Kapsel auf, so kann das Implantat verrutschen oder seine Formstabilität verlieren. Hier ist häufig eine Folgeoperation erforderlich.
Auch das Implantat selbst kann reißen. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um es gegebenenfalls austauschen zu können. Eine Nachuntersuchung erfolgt in der Regel nach einem Monat, sechsMonaten, einem Jahr, und daraufhin in jährlichem Abstand. Veränderungen der Brust wie Verkleinerungen oder Unregelmäßigkeiten können Hinweise für ein nicht mehr intaktes Implantat sein. Es kann abhängig vom Implantattyp auch Silikon aus der Hülle treten, das häufig innerhalb der Gewebekapsel verbleibt, aber sich gelegentlich im Körper verteilen kann. Dies hat nach gängiger Meinung der Ärzte keine gesundheitlichen Auswirkungen.
Bei Lage unterhalb des Brustmuskels kann sich das Implantat während der Armtätigkeit verformen.
Es ist zu beachten, dass Silikonimplantate relativ strahlendicht sind, weshalb bei Vorhandensein eine Röntgenaufnahme der Brust (Mammographie) schwierig ist.
Das Brustkrebsrisiko ist durch Silikonimplantate jedoch nicht erhöht.
Die Patientin sollte für wenigstens sechs Wochen körperliche Belastungen, die sich negativ auf die Heilung auswirken, nicht vornehmen. Besondere Vorsicht sollte bei Armbewegungen gelten (auch z.B. beim Hochheben von Gegenständen oder beim Reiten).
Je nach Operationsart kann es z.B. sinnvoll sein, die Brust zu massieren oder einen speziellen Büstenhalter zu tragen.
Wichtig ist die Einhaltung der Nachuntersuchungen, um Probleme erkennen zu können.
aktualisiert am 16.11.2023